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Ausgabe #5 - Spätsommer 2015

Ausgabe 5

Editorial

Der 70. Jahrestag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus ist in vielen Publikationen Anlass sich schwerpunktmäßig damit zu beschäftigen und an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern. Auch wir können und wollen uns davon nicht ausnehmen und haben entsprechend für die aktuelle Ausgabe den Schwerpunkt Kritik deutscher Gedenkpolitik gewählt. Dabei wollen wir uns nicht einreihen in eine Gedenkpolitik, wie sie von offizieller und von Staatsseiten betrieben wird und Wegbereiter der „Wiedergutwerdung der Deutschen“ (Eike Geisel) ist bzw. war, sondern streben eben jene zu kritisieren. Wie diese Entsorgung der deutschen Vergangenheit durch Erinnern im Zuge des Wandels von einem primären postnazistischen Bewusstsein hin zu einem sekundären funktioniert und wieso es dieses zu kritisieren gilt, erfahrt ihr im Text Zur Kritik deutscher Vergangenheitsbewältigung. Dass sekundärer Postnazismus den primären dabei nicht vollständig abgelöst hat, sondern beide durchaus koexistieren können, zeigt dabei das im Heft ebenfalls thematisierte Bei- spiel einer Gedenkfeierlichkeit in Suhl am 8. Mai anlässlich des Tages der Befreiung bzw. der deutschen Niederlage, bei der die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert wurden. Einen anderen Zugang zur Geschichte als jene, die die Täter des Nationalsozialismus zu Opfern stilisieren, wählt der in dieser Ausgabe fortgesetzte Text Geschichte des antifaschistischen Widerstandes in Südthüringen 1933 – ́45 in seinem zweiten von drei Teilen, der Widerstandshandlungen in Südthüringen beleuchtet ohne dabei die Mär von einem „anderen Deutschland“ zu unterfüttern.

Aber auch tagespolitische Themen haben uns in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt. Der von Nazis bzw. – wie sie sich selber gerne nennen – „besorgten Bürgern“ aufgebaute Druck durch Hetze und Gewalt gegen die zunehmende Zahl von geflüchteten Menschen in diesem Land, ist beängstigend. Abschiebebehörden und herrschende Politik signalisieren längst die Bereitschaft, dem Mob nachzugeben und bringen neue Asylrechtsverschärfungen ins Gespräch. In einigen Gegenden Ostdeutschlands herrscht für Geflüchtete längst Lebensgefahr. Dass keiner der zahlreichen Anschläge und Angriffe tödlich endete (Stand: Mitte August), ist einer Mischung aus Zufall und Glück zu verdanken. Auch in unserer Region geht Gefahr für Flüchtlinge von militanten Nazis aus, die ihre organisatorische Basis seit Anfang des Jahres stark verbreitern konnten. Ein weiteres Mal ist daher Suhl und die dort entstandene Erstaufnahmeeinrichtung Thema der aktuellen Ausgabe. In dieser Aufnahmeeinrichtung müssen Flüchtlinge aktuell unter katastrophalen Bedingungen leben. Auch weiter im Süden, im Kreis Hildburghausen, vor allem in Klosta Veßra, ist die Kacke regelrecht am Dampfen – die zu Gunsten des Wortwitzes gewählte vulgäre Ausdrucksweise möge der Redaktion verziehen werden. Wer den Witz nicht verstanden hat, erfährt näheres dazu auf den Seiten 24ff. Wer ihn indes verstanden hat, aber nicht lustig fand, kann sich ein weiteres, vielleicht anderes Urteil über den Humor der Redaktion in der auf der letzten Seite neu vertretenen Kategorie Briefe von den Lesern bilden.

Die nächste Ausgabe der Alerta Südthüringen soll Ende des Jahres erscheinen. Wie immer freuen wir uns über Kritik, Lob, Anregungen und natürlich Mitarbeit. Meldet euch einfach mal!

Viel Spaß beim Lesen wünscht die Alerta-Redaktion

Inhaltsverzeichnis


Die Alerta Südthüringen #5 als pdf gibt's hier.