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1921 – 2021.
Es ist genau 100 Jahre her. Am 18. März 1921 hat die soziale Macht des kapitalistischen Staates, der in Russland rot gestrichen war, die proletarische Revolte in Kronstadt niedergeschlagen. Damit war der Weg frei für die bolschewistische Partei/den bolschewistischen Staat, den 50. Jahrestag der Pariser Kommune mit großem Pomp zu feiern. Der Zynismus dieser etwas „radikalen“ Sozialdemokraten (die nur in der Form, aber nie in der Substanz „radikal“ waren) wurde nur noch durch ihren angeblichen Bruch mit der Gesellschaft des Kapitals übertroffen.
Bereits im Oktober 1917 war es derselben bolschewistischen Partei gelungen, den Hass des Proletariats gegen das Privateigentum und seinen Staat (und sein Elend, seine Kriege und die Welt, die damit einhergeht!) in andere Bahnen zu lenken. So gelang es ihr, sich die aufständische Energie unserer Klasse anzueignen, um schließlich das, was lediglich der Ersatz einer provisorischen Regierung durch eine neue Ministerkaste namens „Kommissare“ ist, als Revolution auszugeben. Das Ganze wurde mit ein paar ökonomischen, sozialen und politischen Maßnahmen gewürzt, die den Geschmack und die Farbe der Revolution hatten (die „schrecklich nach Revolution riechen“, wenn wir den Ausdruck Lenins verwenden, den Trotzki bei der Bildung des Sowjets der Volkskommissare verwendet hat), sich aber als bloße Fassadenrenovierung der abscheulichen sozialen Diktatur des Kapitals im Namen des Sozialismus und Kommunismus herausstellten.
Der „Oktoberaufstand“ oder, prosaischer gesagt, die Ereignisse vom 24./25. Oktober 1917, die in der „Eroberung des Winterpalasts“, dem Sitz der provisorischen Regierung, gipfelten, waren ein „Putsch“, organisiert von einer Fraktion der bolschewistischen Partei, der sogenannten „Lenin/Trotzki-Fraktion“. Es war kein „Staatsstreich“, wie es alle Kapellen der historischen Sozialdemokratie seit hundert Jahren gerne behaupten: von den Sozialisten der Zweiten Internationale über die Anhänger des ideologischen Anarchismus bis hin zu den Befürwortern der Arbeiterdemokratie und ihrer rätekommunistischen Form. Aber es war in der Tat eine (vorübergehende!) Bremse für den echten aufständischen Prozess des Proletariats, der mehrere Monate lang im Jahr 1917 andauerte und sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land, in den Städten und auf dem Land, ausbreitete.
Wie der „anarchistische“ Militante Piotr Arschinow im Oktober 1927 in einem Artikel, der aus diesen Ereignissen zum zehnten Jahrestag Lehren ziehen sollte, ganz richtig sagte, gab es zwei gegensätzliche Oktobers: einerseits „der Oktober der Arbeiter und der Bauern“, der das Privateigentum angriff und die Kapitalistenklasse enteignete; andererseits der „bolschewistische Oktober“, der die provisorische Regierung stürzte, die unfähig war, den proletarischen Ausbruch zu kontrollieren, und der eine bloße politische Revolution, also eine bourgeoise Revolution, durchsetzte.
Aber lass uns ganz klar sein: Wir stellen die Demokratie, den schrittweisen und friedlichen Prozess, den sowjetischen Vollversammlungsismus nicht dem bolschewistischen Aufstand vom Oktober gegenüber, wie uns unsere Kritiker vorwerfen könnten, sondern wir wollen im Gegenteil den echten aufständischen Prozess des Proletariats betonen. Das Problem ist, dass einige Teile unserer Klasse, darunter die radikalsten, die die Geschichte unter dem Namen „Kronstädter Matrosen“ in Erinnerung behalten wird, zwischen dem „proletarischen Oktober“ und dem „bolschewistischen Oktober“ schwankten, um schließlich von Letzterem kooptiert zu werden und sich in den Dienst der bolschewistischen Partei zu stellen, gestützt durch deren organisatorisches Ansehen, in ihrem Streben nach politischer Macht. Die ganze Tragödie besteht darin, dass sich die „Kronstädter Matrosen“ am 25. Oktober 1917 und in den folgenden Monaten von der „Speerspitze der Revolution“ zum bewaffneten Arm der bevorstehenden bolschewistischen Konterrevolution wandelten…
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