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Arnstadt: Von national-konservativen Faschisten und faschistischen National-Konservativen

Eintragsdatum: 2010-03-03Quelle: AGST

Während die national-konservative Monats-Hetzschrift "Arnstädter Stadt-Echo" unter der Leitung Stefan Buchtziks immer weniger Hehl daraus macht, dass es sich bei dem Blatt um eine Nazipostille handelt, geben sich die Arnstädter Nazis um Patrick Wiedorn mit ihrer neuesten Publikation bieder und bürgernah. Von Annäherung kann trotzdem keine Rede mehr sein, denn längst ist in Arnstadt zusammengewachsen, was zusammen gehört: Nazis und Konservative.

Offener Geschichtsrevisionismus und latenter Antisemitismus...

... sind im "Arnstädter Stadt-Echo" seit Jahren Programm. [1] Die monatlich kostenlos in alle Arnstädter Haushalte verteilte Postille ist dort angekommen, wo Thüringer Nazis mit ihrem bieder-bürgerlichen Vorstößen hinwollen: akzeptiert, in der heiß beschworenen gesellschaftlichen Mitte. Dass das Stadt-Echo enormen Rückhalt hat, ist nicht nur daran zu erkennen, dass es kaum ein Arnstädter Unternehmen gibt, dass, trotz Wissens über die Blattpolitik, dort nicht inseriert. Es wird zudem auch an den Kommunalwahlergebnissen vom Juni 2009 sichtbar. Das Stadt-Echo ist nämlich das inoffizielle und doch offensichtliche Organ der national-konservativen Wählergemeinschaft "Pro Arnstadt". Die Nazifreunde von "Pro Arnstadt" sind ein Scharnier zwischen Konservativen und Neonazis. [2] Ihre nazifreundliche Politik hat die Organisation, ihren Bürgermeister und die ganze Stadt in den vergangenen Jahren schon öfter in die Schlagzeilen gebracht.

Dass das Stadt-Echo reinste Nazipropaganda ist, sieht man nicht nur daran, dass sie in jeder Ausgabe ein Buch des latent antisemitischen Kopp-Verlags [3] vorstellen oder "unsere Soldaten" schreiben, wenn sie die Angehörigen jener Armee meinen, die von 1939 bis 45 den schlimmsten Vernichtungskrieg aller Zeiten über Europa brachten und dafür sorgten, dass hinter der Front die industrielle Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden betrieben werden konnte. Man sieht es beispielsweise daran, dass sie den Begriff "rechts" in Anführungsstriche setzen, wenn sie die politische Strömung meinen, nicht weil sie eine, aus nachvollziehbaren Gründen, kritische Distanz zum Extremismus-Ansatz haben, der linke und rechte Strömungen in der Gesellschaft ausmacht, sie als willkürlich als "extremistisch" festsetzt und gleichsetzt [4], sondern weil die Stadt-Echo-Redaktion diesen Ansatz zwar gefressen hat, aber ihnen die Arnstädter Nazis eigentlich gar nicht so extremistisch erscheinen. Viel zu nah steht man sich doch politisch und persönlich.

Mit der Dezember-Ausgabe des Stadt-Echos wurde die öffentlich sichtbare Zusammenarbeit und der Zusammenhang zwischen den Machern des Stadt-Echos und den Arnstädter Neonazis auf eine neue Stufe gehoben. Nun publiziert Neonazi-Kader Patrick Wiedorn (fast) ganz offiziell per "Leserbrief" im Stadt-Echo. Unter der Überschrift "Frieden" lamentiert Wiedorn über die Konsumgesellschaft und den Egoismus und stellt neben seiner eigenen Blödheit auch mal wieder die der Stadt-Echo-Redaktion bloß. Es ist so eine Art Weichspülversion völkischer Kapitalismuskritik. Kritikwürdig am Kapitalismus finden die Nazis die Gier und die Selbstbezogenheit der Einzelnen, sie sehnen sich nach der Wärme der Gleichschaltung in der Volksgemeinschaft. Der selbe Artikel findet sich in abgeänderter/schärferer Weise auf dem Neonazi-Internet-Portal Aktionsbüro als Begleittext zur Nazi-Weihnachtsmann-Aktion Ende Dezember 2009. [5] Eine dritte Variante des Textes findet sich in der neuesten Nazi-Publikation, dem "Arnstädter Anzeigeblatt", auf den wir im Folgenden noch zu zurückkommen werden.

Doch nochmal zurück zum Stadt-Echo. Ohne uns größerer Exegese der letzten Ausgaben hingeben zu wollen - ein Beweis, dass es sich um eine Nazipostille handelt, muss nicht mehr erbracht werden - wollen wir doch auf einen Artikel noch näher eingehen, der besser verstehen lässt, mit was für Leuten wir es hier zu tun haben. Im August 2009 übernahm der stadtbekannte Schleimbatzen Stefan Buchtzik die Redaktion des Stadt-Echos, vor ihm leitete Hans-Joachim König das Blatt. Dieser Hans-Joachim König zeichnet sich in der Februar-Ausgabe des Stadt-Echos für einen Kommentar an prominenter Stelle verantwortlich, der es in sich hat. Es geht um den verhinderten Naziaufmarsch am 13. Februar in Dresden. [6] König macht von Beginn an klar, auf welcher Seite er steht, nämlich auf der der Nazis, die das Gedenken an den Luftangriff - wie paradox! - nicht instrumentalisieren. Wobei von einem Luftangriff im Text keine Rede ist, sondern von einem "Terrorangriff". Die Terminologie ist bezeichnend. König geht damit streckenweise über die Argumentation der Nazis hinaus, wenn er die notwendigen Luftangriffe zu einem Terroranschlag auf das vermeintlich unschuldige Dresden hochstilisiert. Dem ist entgegenzuhalten, dass Dresden eine Hochburg der mörderischen deutschen Volksgemeinschaft war und die Luftangriffe begrüßenswerte Schritte auf dem Weg zur Befreiung. [7] König echauffiert sich über die Gewalt linker Chaoten, der es zu verdanken war, dass der Naziaufmarsch verhindert wurde.

Einmal mehr lässt der "Stadtreporter" alle Hüllen fallen und macht es nötig die Zustände wieder beim Namen zu nennen: König = Nazi!

Nazis machen auf offiziell und national-konservativ

Warum sich die Arnstädter Nazis überhaupt noch die Mühe machen selber zu publizieren, wo doch "Pro Arnstadt" und das Stadt-Echo seit Jahren Politik in ihrem Sinne machen, ist nicht abschließend zu klären. Aber welcher in System-affirmativen Denkstrukturen Verfangene gesteht sich schon gern seine eigene Überflüssigkeit ein.

Anschlussfähig wollen Patrick Wiedorn und Konsorten gern sein. Das wird an ihrer neuesten Publikation sichtbar. "Arnstädter Anzeigeblatt" nennt sich das A3-Faltblatt, der wohl die Nachfolge der früher verteilten "Bürgerstimme" antritt. Die Nazis spielen dabei mit hoheitlicher Symbolik, möglicherweise, um den Eindruck eines offiziellen Amtsblattes zu erwecken. Dass ihnen das in absehbarer Zeit rechtliche Probleme mit Stadt und Kreis einbringen kann, scheint den Nazis keine Sorgen zu machen. Die Freunde von "Pro Arnstadt" im Rathaus werden es auch eher gelassen sehen.

Dass die Nazis tunlichst nicht mit dem in Verbindung gebracht werden wollen, zu dem sie objektiv dazugehören, nämlich dem Nationalsozialismus, sieht man schon am ersten Artikel des Blattes. Dort erfreut man sich daran, dass am Arnstädter Rathaus keine Hakenkreuz-Fahnen mehr hängen und lässt so deutliche Distanz spüren, die sich auf den folgenden Seiten wieder in Wohlgefallen auflöst. Möglicherweise haben die Arnstädter Nazis auch eh weniger Probleme sich vom historischen Nationalsozialismus loszusagen, schließlich begreifen sie sich als sogenannte "Anti-Hitleristen" und bekennen sich eher zum "linken" Flügel der ehemaligen NSDAP, was sie anschlussfähig für Querfront-Bewegungen und nicht-deutsche völkische Befreiungsbewegungen macht.

Zum weiteren Inhalt des Faltblattes lohnt sich eigentlich kaum die Berichterstattung: Die übliche Bandbreite von völkischen, geschichtsrevisionistischen, antisemitischen bis hin zu germanisch-heidnischen Geseier. Dumm und trotzdem verfänglich für all jene, die weit davon entfernt sind kritisch denkende Individuen zu sein und davon gibt es nunmal in Arnstadt, wie anderswo auch, eine ganze Menge.

Dass die Arnstädter Nazis in ihrer dilettantischen Art und Weise nun ein zweites national-konservatives bis faschistisches Hetzblatt neben dem Stadt-Echo etablieren wollen, zeigt wie dringend antifaschistische Gegenöffentlichkeit in Arnstadt nötig wäre. Bündnis gegen Rechts, Linkspartei und Antifa sehen sich dabei einer schweigend zustimmenden Übermacht gegenüber, die nicht unterschätzt werden darf.

Egal ob bieder, bürgernah oder brutal - Nazistrukturen angreifen!
Für antifaschistische Politik und Kultur!



[1] In Kürze sei hier auf vergangene antifaschistische Publikationen zu diesem Thema verwiesen: Junge Antifaschistische Linke Arnstadt / AGST: Von falsch verstandener Toleranz - 15.08.2007 - http://www.agst.antifa.net/index.php?menu=news&aid=79; AGST: Boykottaufruf gegen das "Arnstädter Stadt-Echo" - 27.09.2007 - http://www.agst.antifa.net/index.php?menu=news&aid=88; AGST: Immer wieder das "Arnstädter Stadt-Echo" - 13.07.2009 - http://www.agst.antifa.net/index.php?menu=news&aid=308; AGST: Personalwechsel beim Stadt-Echo - 12.09.2009 - http://www.agst.antifa.net/index.php?menu=news&aid=328; u.a.
[2] Zur Erörterung des Zusammenhangs verweisen wir hier auf den Aufruf des Antifaschistischen Aktionsbündnis Arnstadt vom Mai 2009 gegen das Nazifest am 13. Juni 2009 in Arnstadt, unter der Überschrift "Zur Ideologie": http://www.agst.antifa.net/arnstadt-2009/aufruf.htm
[3] Infos zum Kopp-Verlag: http://www.jpberlin.de/tueinfo/cms/node/18826
[4] Infos über den Extremismusansatz und warum wir diesen politischen Unsinn verweigern sollten, gibt s ganz aktuell hier: http://inex.blogsport.de/2010/02/09/gemeinsam-gegen-jeden-extremismus-nicht-mit-uns/
[5] Vgl. AGST: Weihnachten mit Menschenjägern - 04.01.2010 - http://www.agst.antifa.net/index.php?menu=news&aid=358
[6] Zu den Vorgängen in Dresden verweisen wir auf die ausführliche Reportage in der Jungle World: http://jungle-world.com/artikel/2010/07/40372.html
[7] Wie die zu diesem Zeitpunkt durch Dresden getriebenen Jüdinnen und Juden die Angriffe auf das braune Dresden erlebten, beschreibt eine der letzten überlebenden Augenzeug_innen: http://jungle-world.com/artikel/2010/06/40344.html
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