Am 31. März 2017 demonstrierte der Wanderzirkus von ThüGIDA durch Sonneberg. Eigentlich ist das mittlerweile keine große Meldung mehr wert, wenn rund 70 Sonneberger Crystal-Meth-Konsumenten um das Greizer und Leipziger Schreihalsduo Ernie und Kurth herum gegen Flüchtlinge hetzt. Doch für die großen Meldungen sorgte an diesem Tag eine ganz andere Kameradschaft. Die größte bewaffnete Straßengang Thüringens, im Jargon der Straße oft als ‚Bullenschweine‘ betitelt, war nicht begeistert, dass einige entschlossene Antifaschisten den Start in das Wochenende der Beamten verzögern wollten. Nach einer Zwischenkundgebung der Nazis gelang es rund 15-20 Antifaschisten den Polizeieinsatz als konzeptlos zu demaskieren, aus einer ungesicherten Seitenstraße zu kommen und die Nazidemo in Form einer Sitzblockade vor den Augen der sichtlich verwirrten Rind-Schwein-Kreuzungen in Uniform zu stoppen. Doch die Verwirrung schlug schnell in rasende Wut um. Die Sitzblockade wurde von den herbeieilenden Cops umstellt. Ohne Vorwarnung begann der erste Beamte mit seinem Pfefferspray die Sitzblockade einzunebeln. Es folgte ein zweiter Beamter, der sein Pfeffer einsetzte, schließlich waren die höchstwahrscheinlich nichts mehr sehenden Antifaschisten nicht einfach aufgestanden und haben die Straße geräumt. Selbst die zweite Ladung genügte nicht, es musste ein dritter Pfefferspray-Löscher eingesetzt werden. Glücklicherweise konnte die Sitzblockade nach drei leeren Pfeffersprays endlich geräumt werden. Wäre eine Räumung der Straße für die Nazis dann nicht möglich gewesen, wer weiß, hätte es vielleicht nur noch durch den Schusswaffengebrauch geschafft werden können. Die Nazis hätten ihren Kollegen sicherlich anerkennend ein Bier beim nächsten Stammtischabend ausgegeben.
Nur doof für die Beamten, dass sie eben nicht ganz so alleine waren, wie sie im ersten Moment ihres Blutrausches vielleicht annahmen. Der aufmerksame Journalist Lionel C. Bendtner dokumentierte den Gewaltexzess mit mehreren Bildern. Die Fotos verbreiteten sich schnell im Internet. Darauf ist deutlich zu erkennen, wie die Cops ohne jegliche Vorwarnung und Verhältnismäßigkeit gegen die Antifaschisten vorgingen. Sogar bundesweit sorgte der Fall für Aufmerksamkeit, der Landtag schaltete sich ein und selbst Bodo Ramelow – sonst ein Freund des Polizeistaates, wenn es wie in Bornhagen 2016 gegen linksradikale Antifaschisten geht – regte eine Untersuchung des Vorfalls an. Die internen Ermittlungen laufen, einige der Betroffenen haben Anzeige gegen die Beamten erstattet.
Da mittlerweile, wie schon im Fall des Nazistickers auf einem Polizeiknüppel 2015 in Gotha, jeder Dorfsheriff, Polizistensohn, Nachbarschaftsrambo und andere Freunde des starken Staates einen Zugang zum Internet, sowie sozialen Netzwerken haben, quillten die Kommentarspalten von MDR und Co. nur so über vor verrückten Theorien, Anschuldigungen und Rechtfertigungen. Die zehn dümmsten Kommentare möchten wir euch nicht vorenthalten, auch wenn es wirklich schwer war, sich auf diese zehn Kommentare zu beschränken. Hier unsere Top 10 (Fehler im Original):
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0. Ralf Meier, Kommentar beim MDR:
„Selbstverständlich ist ‚Bestrafung‘ nicht Sache der Polizei. Das wäre genauso Selbstjustiz wie der Anspruch der Blockierer , anderen das Demonstrationsrecht nehmen zu können , weil man meint, die hätten kein Recht darauf. Auch für diese Blokierer gilt: wer demonstrieren darf und wer nicht, entscheiden die Gerichte.“
9. Reiner S., Kommentar bei Welt.de:
„‚....inflationären Reizstoff-Einsatz rechtlich zu beschränken‘ so nimmt man nun der Polizei auch noch die letzten Mittel sich zu verteidigen bzw. ihrer Aufgabe nachzukommen. Diese wischi-waschi Politik muß aufhören und der Respekt gegenüber Polizisten gehört wieder eingeführt, denn der ist leider komplett flöten gegangen. Sitzblockaden sind ein legitimes Mittel, solange eine Demo nicht behindert wird und die Sicherheit gewährleistet ist. Inzwischen wissen aber wir alle, wie so ein Mittel heute eingesetzt wird, wie es ausgeht falls man sie auflösten will und deren Folgen.“
8. Günther 1952, Kommentar bei neues-deutschland.de:
„Die jungen Leute tun mir leid. Sie scheinen mir aufgesetzt zu sein. Wie können sie zu der Meinung kommen, das sie mit einer Sitzblockade auf einer Straße irgendetwas ändern oder erreichen? Wer hat ihnen das erzählt? Wer hat ihnen erzählt, das ihr Kampf gegen rechts auf diese Art notwendig ist und so irgendeinen Sinn hat?“
7. Rene Brosig, Kommentar auf Twitter:
„Sitzblockade schränkt Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. Auch wenn Wahl der Mittel unangemessen, bitte Täter nicht zum Opfer stilisieren“
6. Martin, Kommentar auf Twitter:
„Mal gespannt... Wäre das die Bundeswehr würde es jetzt orden und Beförderungen regnen... Zeit zu zeigen, dass die Polizei besser ist.“
5. Emmy P., Kommentar auf Twitter:
„Der linke Terrorismus gefährdet den inneren Frieden, dagegen müsste man noch viel massiver vorgehen. #niewiederRAF“
4. Mahatma Django, Kommentar auf Twitter:
„ganz eindeutig angriff gegen einsatzkräfte und widerstand. die kollegen können es bezeugen und freuen sich schon auf die strafverschärfung!“
3. Andreas, Kommentar auf Twitter:
„Aufklärung abwarten aber bitte keine pauschale Verurteilung der gesamten Polizei. Fehler passieren leider und können jedem unterlaufen.“
2. Birgit Reppenhagen, Kommentar bei focus.de:
„Angemeldete Demonstranten gegen den Islam (als deutsche Staatsform), werden blockiert von nicht Demokraten die den Islam hier haben wollen! Diese Antidemokraten blockieren die Straße, den Verkehr, und bleiben trotz Polizeieinsatz in ihrer Blockadehaltung! Was soll die Polizei tun? Ramelow herbestellen??“
1. Christian Heß, Kommentar auf Facebook:
„Ich gehe erfahrungsgemäß davon aus, dass der Einsatz von Zwangsmitteln ordnungsgemäß angekündigt wurde und die Kollegen rechtmäßig gehandelt haben. Und natürlich muss Pfefferspray direkt auf die Schleimhäute aufgebracht werden, sonst wäre der Beamte unfähig bzw. schlecht ausgebildet. Und wer unserer Presse vorbehaltlos glaubt, der kann auch Märchen für voll nehmen...“
Das war nur eine kleine feine Auswahl an Kommentaren, doch den eigentlich größten Witz leisteten sich die Pfeffer-Bullen am Ende selbst. Sie zeigten die Demonstranten, die Anzeige gegen die Polizisten erstatteten, mal eben wegen Widerstands an.