Der 1919 in Turin geborene Primo Levi war ein jüdischer Schriftsteller und Chemiker. Neben seinen eher unbekannten Romanen ist das wohl berühmteste Werk von ihm „Ist das ein Mensch“ (1947). In diesem schildert er seine Erinnerungen an Auschwitz, wohin er im Februar 1944 deportiert wurde, nachdem er ein halbes Jahr zuvor in Italien als antifaschistischer Widerstandskämpfer von faschistischen Milizen aufgegriffen wurde. In seinem 1986 erschienenem Buch „Die Untergegangenen und die Geretteten“ finden sich zudem verschiedenen Aufsätze, in denen er das Überleben in und von Auschwitz reflektiert. Vor allem in „Das Erinnern der Wunde“ und „Die Scham“ führt er aus, was es bedeutet, dass es ihm als Opfer obliegt, mit den Erinnerungen und den damit verbundenen psychischen Folgen zu leben. Thematisiert wird im Buch die „Last der Erinnerung“, ein „Unbehagen, das mit der Befreiung einherging“, welches er als Scham des Überlebens empfand, die Reaktionen aus Deutschland auf seine autobiografischen Schilderungen aus Auschwitz, und anderes. Einer der insgesamt acht Aufsätze ist außerdem seinem ehemaligen Barackenkameraden Jean Améry gewidmet, der sich, überwältigt von seiner Vergangenheit, 1978 das Leben nahm. Primo Levi wählte den selben Ausweg für sich und beging am 11. April 1987 Suizid. „Die Untergegangen und die Geretteten“ bildet damit ein außergewöhnliches Zeugnis dessen, was das Nachleben des Nationalsozialismus für die Opfer des Holocausts bedeutet. Nachdem es lange Zeit nur noch antiquarisch erhältlich war, ist das Buch nun im September 2015 im dtv-Verlag neu aufgelegt worden.
dtv-Verlag, München, September 2015
224 Seiten, ISBN: 978-3-423-14447-6