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Dokumentation des Redebeitrages zur Kritik des Islamismus & Faschismus

Am Abend des 20. August 2015 verlas die Antifa Suhl/Zella-Mehlis auf der Kundgebung vor dem Suhler CCS gegen den Naziaufmarsch auf dem Platz der deutschen Einheit einen Redebeitrag, der die islamistischen Ausschreitungen im Erstaufnahmelager für Flüchtlinge in der Nacht zuvor auf dem Friedberg thematisierte. Wir dokumentieren eine leicht ausführlichere Version des Beitrages.


Nazikundgebung am 20. August 2015 in Suhl
Ca. 500 Neonazis und andere Arschlöcher aus der zündelnd- besorgten Bürgerschaft nahmen die islamistischen Ausschreitungen auf dem Friedberg zum Anlass um gegen die Aufnahme von Hilfesuchenden zu wettern. Ihnen stellten sich nichtmal 100 Antifaschistinnen und Antifaschisten entgegen.

Gegen Islamismus und Faschismus

In der Nacht vom 19. auf den 20. August hat im Erstaufnahmelager auf dem Friedberg in Suhl eine Minderheit der Heimbewohner einen Ausnahmezustand herbeigeführt. Während der durch Islamisten forcierten Auseinandersetzung wurden 15 Menschen, zum Teil mit Stichwunden, verletzt und Teile des Lagers verwüstet. Unter den Verletzten befanden sich zahlreiche Flüchtlinge, die versuchten den islamistischen Mob zu beschwichtigen und die Lage zu entspannen. Die Nazis um Tommy Frenck berichteten währenddessen feixend von den Entwicklungen. Ihnen kam es aus mehreren Gründen gelegen, dass die Bewohner ihre eigene Unterkunft zerlegten. Die angespannte Stimmung in der Bevölkerung drohte längst endgültig zugunsten der Nazis zu kippen. Zahlreiche Menschen, die bisher gehemmt blieben und sich von Naziaufmärschen fern hielten, waren in der Folge zum offenen Menschenhass überlaufen. Die Nazis zementieren damit in bestimmten Bevölkerungskreisen das Bild, dass die Bundesrepublik Deutschland sich das Problem des Islamismus aus dem Nahen Osten importiert habe.

Allen, die jetzt darauf nichts zu antworten wissen, als das hilflose, all das habe mit dem Islam nichts zu tun, denen wollen wir an dieser Stelle widersprechen. Die Ausschreitungen auf dem Friedberg nahmen ihren Ausgang in der Schmähung des Koran durch einen afghanischen Lagerbewohner und der Reaktion eines islamistisch motivierten Mobs, der den „Ungläubigen“ zur Rechenschaft ziehen wollte. Dieser flüchtete sich in das Büro des Wachpersonals, das daraufhin geradezu gestürmt wurde. Während der stundenlangen Auseinandersetzung auf dem Friedberg waren durchgängig „Allahu akbar“ – „Gott ist groß“ – Rufe zu hören. Sicher ist die bedrückende Situation im völlig überbelegten Lager, die Traumatisierung vieler Bewohner und nicht zuletzt die andauernde Hetze deutscher Rassisten, die an den Flüchtlingen nicht spurlos vorüber geht, ein Grund, warum es vor Ort immer wieder zu Spannungen und Auseinandersetzungen unter den Bewohnern und mit der Polizei und dem Wachpersonal kommt. Am Abend des 19. August kam eindrücklich ein weiterer Punkt hinzu, der uns auch anderen Orts noch beschäftigen wird: es ist der politische Islam, eine reaktionäre Ideologie, die eine Minderheit der aktuellen Bewohner des Erstaufnahmelagers mitgebracht hat und der sich die Mehrheit nicht widersetzt hat. Die Lösung, die beispielsweise Ministerpräsident Ramelow anvisiert, nämlich die Trennung nach Ethnien, geht an diesem Problem vorbei. Es ist ein Problem, das zwischen säkularen und religiösen Muslimen etwa aus Syrien jederzeit auftreten kann und dem man sich in anderer Weise annehmen muss, als durch Verharmlosung, Ignoranz oder sogar Abschiebung. Die Tatsache, dass Flüchtlinge reaktionäre Ideologien mitbringen, übersteigt zu oft die Vorstellungskraft zivilgesellschaftlicher Optimisten, deren Bild vom Flüchtling irgendwo zwischen „edlem Wilden“ und besserem Untertan schwankt. Die Auswüchse des politischen Islam können wir in Syrien und dem Irak beobachten. Dort vernichten islamistische Mörderbanden, unterstützt durch die islamistische Regierung der Türkei, alles was sich ihnen in den Weg stellt. Die einzige Kraft in der Region, die dem Islamischen Staat die Stirn bietet, sind kurdische Kämpferinnen und Kämpfer, die u.a. in Südkurdistan durch den NATO-Staat Türkei bombardiert werden. Die oft zu vernehmende Darstellung, die Syrer würden vor dem Islamischen Staat fliehen, ist dabei nichtmal die halbe Wahrheit und sie verstellt, was Russland und einige Kräfte in den Weststaaten, die Frieden mit Assad machen wollen, verschweigen: Die meisten Syrer fliehen nicht vor dem Islamischen Staat. Sie fliehen vor Assads Truppen und Fassbomben. Und da der politische Islam nun kein Alleinstellungsmerkmal des Islamischen Staates ist, sondern Bestandteil der Ideologie nicht weniger Menschen, die vor dem Krieg fliehen, kann es nicht verwundern, dass auch islamistisch orientierte Menschen in deutschen Lagern ankommen.

Der politische Islam steht für ein totalitäres Gesellschaftsmodell, das alle Lebensäußerungen der jeweiligen Auslegung des Koran unterordnet und damit in Frontstellung gegen den westlichen, säkularen Verfassungsstaat, gegen die sexuelle und politische Selbstbestimmung und damit gegen jede Bewegung, die die zerstörerische kapitalistische Weltordnung zur sozialistischen Weltgesellschaft revolutionieren will, statt sie ins Mittelalter zurückzuwerfen. Der politische Islam muss als reaktionäre Ideologie demaskiert und kritisiert werden, auch wenn die menschenwürdige Unterbringung und der Kampf gegen Faschisten den antirassistisch Engagierten derzeit andere Prioritäten aufnötigt.

Deswegen steht auf unserem Transparent seit dem ersten SÜGIDA-Aufmarsch in Suhl: „Gegen Islamismus und Faschismus“. Weil der Islam dort, wo er keine private Marotte, wie hierzulande vielerorts der christliche Glaube, ist; dort, wo er eine politische Ideologie darstellt, ein Problem für die fortschrittlichen Kräfte in der Gesellschaft ist. Das schließt die Nazis selbstverständlich aus, die mit einer Mischung aus Verachtung und Neid auf den Islamismus schauen, deren Ideal von der Volksgemeinschaft dem vom Islamischen Staat gar nicht so verschieden ist. Deutsche Nazis stören sich an islamistischen Menschenfeinden immer bloß dann, wenn sie auf deutschen Kartoffeläckern zur Predigt ausholen und den eingeborenen Faschisten die Ernte abspenstig machen. Jeder terrorisiert die ihm qua Geburt und Abstammung zugewiesenen Landsleute. Dann ist alles gut. Gegen Islamisten im Iran oder in den palästinensischen Hoheitsgebieten etwa hat man in dieser Szene nichts einzuwenden. Wie schon Hitler mit dem Mufti von Jerusalem gemeinsame Sache machte, so machen heute Faschisten wie der NPD-Chef Udo Voigt, um nur den prominentesten zu nennen, den Holocaustleugnern des iranischen Regimes den Hof und fordern die Anerkennung eines palästinensischen Staates gegen das Interesse Israels. Brückenpfeiler und Bindeglied von Islamismus und Faschismus sind der Antisemitismus, die Projektion allen Weltübels auf das Judentum und folgerichtig heißt die gemeinsame Agenda: Kampf dem Zionismus.

Voigt und das Holocaustleugnerregime Iran
Udo Voigt mit dem Botschafter des Holocaustleugner-Regimes Iran – Gemeinsame Agenda von Nazismus und Islamismus ist der Kampf gegen den Staat der Holocaustüberlebenden

Den Islamisten, die bei jeder Schmähung ihrer Religion an die Decke gehen, ähneln unter den Biodeutschen die Nazis, deren Opium nicht die Zugehörigkeit zur Umma (islamische Weltgemeinschaft) ist, sondern die Zugehörigkeit zum deutschen Volk. Während die Islamisten die Welt von den „Ungläubigen“ säubern wollen, haben es die Nazis auf „Volksschädlinge“ abgesehen, das sind wahlweise Ausländer, Obdachlose, Homosexuelle, Juden und andere Gruppen. Beide Ideologien, Islamismus und Faschismus, sind mitunter ein Produkt kapitalistischer Vergesellschaftung, der Überflüssigmachung und Vereinzelung großer Teile der Bevölkerung und der daraus resultierenden Identitätskrise politökonomisch konstituierter Subjekte. Unter den rassistischen Biodeutschen macht sich die Angst geltend, sich demnächst selber ins Heer der Mittellosen und Nutzlosen einreihen zu müssen, die kein Sozialstaat und kein Mindestlohn mehr über Wasser hält. Deswegen geilen sich die Nazis um Tommy Frenck an Schauergeschichten und dem diese bestätigenden Bildmaterial auf. Wenn sich die Asylbewerber nicht benehmen, hat man immerhin einen Grund mehr, ihre Ausweisung oder Tötung zu fordern, ohne direkt eingestehen zu müssen, dass man sie eigentlich um mindestens zweierlei beneidet: ein leistungsloses Auskommen und die Gemeinschaft (Umma), die sie selbst dann noch bereit sind zu verteidigen, nachdem sie vor ihren Auswüchsen geflohen waren.

Antifa und YPG
Which side are you on? Antifaschisten halten es mit dem kurdischen Widerstand gegen den Islamismus von IS und Erdogans Türkei

Wir dürfen uns nicht die Illusion machen, die Konflikte im Nahen Osten hätten mit der hiesigen Gesellschaft nichts zu tun und schon gar nicht darf dem Drängen der Faschisten nachgegeben werden, die das Problem durch Abschiebung und Grenzsicherung in den Griff bekommen wollen. Das Drängen auf die Aufnahme von Flüchtlingen und menschenwürdige, dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen bleibt daher das Gebot der Stunde. Darüber hinaus ist es aber politisch geboten, für die säkularen Muslime genauso Partei zu nehmen wie für den Kampf gegen reaktionäre Ideologie, also gegen Islamismus und Faschismus, sowie für die Solidarität mit den fortschrittlichen Kräften im Nahen Osten, die Menschen Schutz bieten können vor islamistischen Mörderbanden und das sind Teile der Kurden und Israel!

August 2015,
Antifa Suhl/Zella-Mehlis


Weiterführende Texte:


Solishirts für den kurdischen Widerstand