AUFRUF der Antifagruppe AG17 zur Demonstration: "Hände weg vom besetzten Haus Erfurt!"
[Gruppen, die unseren Aufruf unterstützen wollen, können uns per mail über:
ag17@riseup.net kontaktieren!]
Wie es die Stadtoberen gerne hätten ...
Es gleicht schon einem Wunder, dass es in Erfurt seit Ostern 2001 eine
Besetzung gibt, die nicht geräumt wurde und die nicht, wie so viel andere
linke Projekte, an inneren Streitigkeiten zu Grunde ging. Ob dieses Projekt
sein 8-jähriges Jubiläum feiern wird, ist ungewiss. Die Stadt Erfurt,
vorneweg OB Bausewein (SPD) und und Bürgermeisterin Tamara Thierbach (LINKE),
drängen auf eine "friedliche" Auflösung, da das Gelände bereits an die
Domicil Hausbau GmbH + Co. KG; Mühlhausen verkauft wurde und die
Abrissgenehmigung raus ist. Dies bedeute nichts anderes als Vereinsgründung,
Räumung des Geländes und Verfrachten der Bewohner_Innen und Projekte in
einzelne "Ausweichobjekte", wenn es diese denn gäbe. Die Besetzung an sich
soll auf jeden Fall beendet werden. Die Perspektive ist grausig, als Verein
mit den städtischen Ämtern im Nacken weiter im Irgendwo vegetieren zu
müssen.
Besetztes Topf und Söhne-Gelände - was ist das eigentlich?
In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen in das besetzte Gelände
gezogen, um selbstgewählt andere Lebensentwürfe zu verfolgen. Außerdem haben
sich immer mehr Veranstaltungs- und Kulturprojekte etabliert. Es gibt einen
Umsonstladen, ein Kino, Probe- und Trainingsräume, einen Infoladen, Konzert-
und Partymöglichkeiten und und und. Anspruch war und ist es, einer
Kommerzialisierung weitestgehend zu entgehen und somit die kulturellen
Möglichkeiten auch Leuten mit wenig Geld in der Tasche zugänglich zu halten,
deren Zahl auch in Thüringen steigt. Ebenso wurde und wird versucht, einen
Raum zu schaffen, in dem sexistische und rassistische Anmachen, Gewalt und
Belästigungen nicht akzeptiert werden und sich Leute dadurch wohlfühlen
können. Wichtig ist auch, dass die Besetzung sich von Anfang an der
Geschichte des Topf und Söhne-Geländes als ein Ort der Techniker des
Holocausts bewusst war und sich der Auseinandersetzung mit dieser Geschichte
stellte. Das Projekt entwickelte sich zu einem Ort linker Kultur und Praxis,
die dringend gebraucht wird, um gerade in Thüringen einer drohenden Rechten
Straßenhegemonie etwas entgegen zu setzen. Dies alles konnte sich nur
entwickeln, weil es sich weitestgehend um einen selbstbestimmten sozialen
Raum handelt.
Die neuen Besitzer
Wenn es nach der Domicil Hausbau GmbH + Co. KG; Mühlhausen gehen würde, ist
bis Ende des Jahres das Projekt beendet. Deren Geschäftsführer Herr Golla
kündigte kürzlich gegenüber den Besetzer_Innen an, in 3 bis 6 Monaten das
gesamte Gelände bis auf das Verwaltungsgebäude einreißen zu wollen. Das alles
nur um den Xten Wohnpark und den Xten Supermarkt hinzubauen, wohl aber auch,
um diesen "Schandfleck" von Erfurt zu beseitigen.
Der gesellschaftliche Kontext
In einer Gesellschaft, die keine sozialen Freiräume mehr kennt und akzeptiert,
die nur noch finanziellen Spielraum als Maß der Dinge und kapitalistische
Verwertungslogik als Allheilmittel anerkennt, darf es Besetzungen und
selbstbestimmte Räume für "Arbeitsscheue" und Linke Subkulturen nicht geben.
Sie widersprechen einer Rechtsauffassung, in der nur noch das ein Recht auf
Existenz hat, was Geld bringt. Gerade das macht die kulturelle Massenmonotonie
möglich und drängt immer mehr Menschen an den gesellschaftlichen Rand, die
überflüssig und nutzlos für die Wertverwertungsmaschine des Kapitalismus sind
und dafür auch noch sich täglich rechtfertigen müssen.
Fazit:
Die linke Szene in Erfurt und Thüringen sollte nicht widerstandslos das
Projekt Besetztes Topf und Söhne - Gelände aufgeben. Auch wenn es rein
strategisch und juristisch gesehen überhaupt keinen Zweck hat, sich der
Räumung zu widersetzen ist es notwendig, diesen Schritt zu gehen. Nur so
kann gesellschaftlich klar gemacht werden, dass es einen Willen nach
Alternativen im Jetzt und Hier geben muss und nicht erst am Sankt
Nimmerleinstag der kommunistischen Weltrevolution oder der absolut
harmonischen sozialen Marktwirtschaft im seligen Reigen der Demokratie.
Rücksichten auf die argumentativen Nöte von Thierbach und Bausewein
gegenüber der Law and OrderFraktion der CDU im Stadtrat Erfurts sollte es
dabei nicht geben. Es geht hier um mehr als nur demokratisches
Parteiengerangel. Kämpfe um Besetzte Häuser und Projekte waren schon immer
auch politische und soziale Kämpfe, in denen sich die Mittel nicht daran
messen lassen, was erlaubt und verboten ist sondern was angemessen und
angebracht ist.
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Termine
Demonstration "Hände weg vom besetzten Haus Erfurt!" am 24.01.09, 13 Uhr
auf dem Bahnhofsvorplatz in Erfurt
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