and now it's your turn...

Anti-Nazi-Politik ist ein wichtiger Bestandteil antifaschistischer Arbeit. Und gerade in diesem Jahr scheint das, in Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen, besonders wichtig.
Denn dieses Jahr entscheidet sich, ob die NPD in der folgenden Legislaturperiode in den Parlamenten vertreten ist oder nicht. Was sich daraus ergibt ist die konkrete Notwendigkeit für uns, aktiv zu werden und dem entgegen zu wirken. Die Arbeit und der Kampf gegen Ausgrenzung und menschenverachtende Denkweisen findet nicht in den Parlamenten statt. Sie beginnen im eigenen Kopf und enden in denen der anderen Menschen.
Jede_r hat somit die Möglichkeit, zum Denken anzuregen, kritisch zu hinterfragen oder auch Informationen über die dahinter stehenden Strukturen und Systeme zu sammeln, zu veröffentlichen und effektiv zu nutzen.
Doch wie kann die Arbeit gegen Nazis und vor Allem gegen die NPD konkret aussehen? Wie können neonazistische Strukturen eingedämmt und deren Aktivitäten verhindert werden? Die Antwort fällt vielschichtig aus. Eine der Möglichkeiten, die der Aufklärungsarbeit, stellt diese Broschüre dar. Aufklärungsarbeit kann in vielen Formen stattfinden: durch die Organisation von Informations- und Diskussionsveranstaltungen oder durch das Initiieren von Kulturveranstaltungen, wie Konzerten, Lesungen und Ausstellungen, auch durch das Gestalten eigener unabhängiger Zeitungs- und Medienprojekte. Am Ende der Broschüre könnt ihr Kontakte finden, die Erfahrung mit solchen Veranstaltungen haben und auf Anfrage gerne hilfreiche Tipps geben oder praktische Unterstützung leisten können.
Das Nutzen von Medien bringt viele Vorteile, jedoch muss bedacht werden: Wen will ich erreichen? Und was will ich vermitteln? Beispielsweise werden Jugendliche vielleicht eher durch entsprechende Konzerte mit klaren politischen Aussagen angesprochen. Auch Internetseiten, E-Mail-Informationslisten oder Schulzeitungen bieten sich hier eventuell eher an, als herkömmliche Methoden der Informationsvermittlung.
Eine weitere Form der Aufklärung, wenn nicht sogar die spannendste, stellt selbstverständlich auch die Aktion dar. Diese kann direkte Aussagen vermitteln und zum Nachdenken anregen, zum Beispiel durch Plakate, Flugblätter, Transparente, Kundgebungen oder auch Demonstrationen, außerdem durch Aktionsformen wie Straßentheater, das Einnehmen öffentlicher Räume oder andere kreative Sachen.
In diesem Jahr bietet es sich natürlich an, Aktionen direkt gegen den Wahlkampf der NPD zu richten, um die Verbreitung von deren Propaganda einzudämmen. Dabei solltet ihr euch allerdings der Konsequenzen solcher Handlungen stets bewusst sein. So ist z.B. die Verschönerung oder Zerstörung von Wahlplakaten oder auch das Kleben von Aufklebern Sachbeschädigung und stellen somit eine Straftat dar. Wer also keine Lust hat auf strafrechtliche Folgen hat, sollte sich im Rahmen des legal Möglichen bewegen oder sich nicht erwischen lassen.
Eine ,,direkte" Aktion eignet sich jedoch nicht nur zum Vermitteln von Ansichten, sondern ebenso zum ,,direkten" Eingreifen in den neofaschistischen, nationalistischen oder rassistischen Normalzustand. Rechte Aktionen und Veranstaltungen sind nur dann erfolgreich, wenn sie ungestört und planmäßig durchgeführt werden können. Dies gilt ebenso für Kundgebungen und Flugblattaktion der NPD oder sogenannten ,,freien Nationalisten", wie auch Abschiebungen, Prozesse gegen kriminalisierte Antifaschist_innen oder auch die lokale Sitzung des BdV. Wie solche Veranstaltungen erfolgreich gestört werden können, bleibt hierbei der Kreativität und Haltung der Akteur_innen überlassen, denn das Stören einer Veranstaltung kann einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz darstellen. Werdet euch also im Voraus darüber bewusst, wie weit ihr gehen könnt und wollt.
Die Auseinandersetzung mit Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus über die NPD hinaus und nach den Wahlen ist weiterhin wichtig. Nutzt bereits entstandene Kontakte, um weiterhin aktiv zu bleiben. Oder nehmt vielleicht auch den Ausgang der Wahlen als Anlass, um endlich aktiv zu werden.
Also warum sich nicht öfter mal mit Leuten treffen? Warum also nicht was regelmäßiges organisieren, eine Konzertreihe oder auch den Beginn von regelmäßiger Recherchearbeit? Warum sich nicht auch für gemeinsame Aktionen treffen, gemeinsam aktiv werden? Zum Beispiel den örtlichen Obernazi outen, lokalen Neonazitreffpunkten ihren vielleicht noch ,,geheimen" Charakter oder ihre undiskutierte Funktion nehmen. Und wenn es schon soweit ist, warum nicht gleich eine eigene Gruppe gründen?
Eine politische Gruppe zu gründen, ist leichter als gedacht. Was du brauchst sind ein paar Leute, die Lust darauf haben, eben gemeinsam ,,aktiv" zu werden. Überlegt euch einen Tag in der Woche, an dem alle Zeit haben und trefft euch. Überlegt euch, in welche Richtung ihr arbeiten wollt und in welcher Form. Denkt ihr, ihr habt zu wenig Erfahrung oder seid zu wenige, dann kontaktiert andere Gruppen, lasst euch Tipps geben und fragt, wie ihr euch vielleicht einbringen könnt.
Es muss nicht immer gleich eine eigene Gruppe gegründet werden. Ein guter Ansatz ist es schon, eigenes Wissen, Erfahrungen oder auch Informationen zu Übergriffen weiter zu geben, um zum Einen Kontakte zu schaffen und zum Anderen in die politische Arbeit hinein zu schnuppern. Örtliche Antifa-Gruppen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Informationen zu regionalen Neofaschist_innen und neofaschistischen Strukturen zu sammeln und zu veröffentlichen, was bei den staatlichen Organen meist nicht der Fall ist.

Also was bleibt noch zu sagen?
Ran an die Arbeit! Und zusammen mehr erreichen...


Illustrationen findet ihr lediglich in der Print- und PDF-Version der Broschüre.

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