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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Themar: Bürgerversammlung gegen geplante Nazifestivalsbr>Eintragsdatum: 2017-07-05 — Quelle: Antifa Suhl/Zella-Mehlis Am Dienstag, den 27. Juni 2017, fand in der Sporthalle in Themar eine vom Bürgermeister und Landrat initiierte Bürgerversammlung statt, die sich mit möglichen Gegenstrategien zu den anfallenden Nazifestivals in dem Dorf befassen sollte. Rund 200 Menschen kamen zu der Veranstaltung, sowie eine handvoll Nazis zu einer angemeldeten Gegenkundgebung. Mediales Podium für NazisWir erinnern uns an Bürgerversammlungen im Jahr 2015 und 2016 im Landkreis Hildburghausen, schon damals war dort die Rede von Invasoren von außerhalb, nur meinte man zu diesem Zeitpunkt Flüchtlinge und keine Neonazis. Auf den Punkt gebracht: Bürgerversammlungen im Landkreis Hildburghausen waren in der Vergangenheit immer gruselige Veranstaltungen von Menschenfeinden und Standortschützern. Ob es sich in Themar genau so verhalten würde, sollte sich am Dienstag Abend zeigen. Vor der Sporthalle, in der die Bürgerversammlung stattfand, warteten ab 18 Uhr bereits Tommy Frenck, Angela Schaller, einige ihrer Lakaien und sogar von außerhalb angereiste Neonazis wie Marco Zint aus Gotha und Dieter Riefling, die sich zu einer Gegenaktion verabredet hatten. Hinter einem Transparent des Bündnis-Zukunft-Hildburghausen standen die knapp zehn Nazis herum und erwarteten die Veranstaltungsgäste. Neben ihnen standen auch brav einige Polizeibeamte sowie Toto & Harry vom Südthüringer Staatsschutz. Weiterhin fanden sich ein Kamerateam des ZDF und des MDR ein. Das ZDF war sich an dieser Stelle nicht zu schade, dem örtlichen Nazikader Tommy Frenck gleich noch eine Plattform zu bieten. Mit zwei muslimischen Frauen mit Kopftuch versuchte man vor laufender Kamera eine Diskussion mit dem lokalen Nazikader über Flüchtlinge zu beginnen. Wir kennen das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor der Ausstrahlung; Frenck ist ein Nazi, der Muslime und Menschen anderer Hautfarbe nicht in Deutschland haben will. Für diese Erkenntnis hätte aber auch ein Blick ins Internet gereicht oder eine Mail an uns, da hätte man sich den Weg nach Themar sparen können. Natürlich nutzte der Landrat Thomas Müller (CDU) die Gelegenheit vor der Kamera sich einzumischen und seinen Senf dazu zugeben. Selbst Marco Zint wollte mal mit einem echten Kopftuchmädchen sprechen, statt sie immer nur zu bedrohen und schleifte sich zum Fernsehteam, um unverständlich neben der Kamera zu brummeln. Die Halle füllte sich, das ZDF hatte seine Story zwischen Faschisten und Islamisten abgedreht und die Nazis blieben draußen im Nieselregen mit Toto, Harry und den restlichen Polizisten stehen. Versammlung gegen RechtsGekommen waren alle „Themaraner“, wie die Eingeborenen dort genannt werden, aus verschiedenen Altersgruppen. Von der Dorfjugend bis hin zum -ältesten fand man in der Halle Platz, welche mit „Deine Stimme gegen Nazis“-Schildern und einem Banner mit der Aufschrift: „Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.“ dekoriert war. Die Eröffnung erfolgte durch den Bürgermeister von Themar, der sich für das zahlreiche Erscheinen der Themaraner bedankte und nun die Kreisverwaltung, sowie drei Landtagsabgeordnete der CDU, SPD und Linke begrüßte. Es folgte eine Erläuterung des aktuellen Standes über die Anmeldung und die Pläne der Nazis, sowie der Versuch zu vermitteln, warum die Stadt Themar mit Nazis nichts am Hut hat. Nach dem Exkurs zu den letzten Wahlergebnis und der Feststellung, dass es ebenso jüdische Mitbürger in Themar gab, die in der Zeit des NS verfolgt und ermordet worden sind, stand die Frage im Raum, wie sich Themar heute darstellen kann. Weiterhin erklärte der Bürgermeister, es könne hier keine Überfremdung geben, schließlich sind es nur ein geringer Bruchteil an Menschen die ausländische Wurzeln haben und diese zählen schließlich zu den Guten, da sie ja „für uns tätig sind“. Da haben die paar Ausländer vom Döner neben der Sporthalle in Themar ja Glück gehabt, dass sie ihren Döner auch „für uns“ anbieten. Themar solle ein menschliches Gesicht zeigen in denen die Leute keinen Platz finden, die einer Zeit anhängen, die man hier längst vergessen glaubt. Zumindest die Aussage, man habe den Nationalsozialismus schon längst wieder vergessen, ist wohl eine ehrliche, wenn sie auch so nicht beabsichtigt war. Im Anschluss erläuterte der Bürgermeister die möglichen Anlaufpunkte für Gegenaktivitäten. Schließlich nahm der CDU Landrat, Thomas Müller, das Mikro in die Hand. Er übernahm den Part der rechtlichen Aufklärung, die in der späteren Diskussion immer und immer wieder wiederholt werden musste. Müller erklärte man habe alles versucht das Festival zu verhindern, sowohl in Themar als auch schon in Hildburghausen. Man wollte deutliche Zeichen setzen und sich klar von den Nazis distanzieren. Solche Aussagen, wie sie der Landrat tätigte, waren jedoch in der Vergangenheit nicht zu vernehmen. Erst als die Bevölkerung sich mit einem Nazigroßevent nach dem anderen konfrontiert sieht, erst als Medien bundesweit berichten und der Landkreis in den Schlagzeilen ist, bekommt Thomas Müller den Mund auf. Die vielen Jahre zuvor hat es weder den amtierenden Landrat noch seine Vorgänger interessiert, dass im Landkreis tausende aus ganz Euroa angereiste Nazis zum bierseligen Beisammensein anreisten, und wenn doch, dann nur um das Problem einer wachsenden Nazijugendkultur und Infrastruktur im Landkreis zu verleugnen, Antifaschisten zu denunzieren und Alternativen Steine in den Weg zu legen. Erst letztes Jahr wurde das Solibri-Festival in Hildburghausen mit kruden Auflagen versucht zu verunmöglichen. Veranstaltungen des Rollsportvereins Eisfeld, der sich klar antifaschistisch positionierte wurden durch den Landkreis Hindernisse entgegengestellt, während Nazistrukturen schalten und walten konnten wie es ihnen beliebte. Als es keine Aufregungen um Naziveranstaltungen und rechte Schlägerbanden gab, winkte man mit lockeren Zügeln alles durch was Frenck und Co. geplant hatten. Doch dass es sich die Lokalpolitik im geläuterten Deutschland nun dreht wie sie es gerne hätten und die Fahne in den Wind hängen, ist kein neues Phänomen. Diskussion und der Unmut der BürgerNachdem CDU-Landrat Müller, der in Ausführungen über Migranten gerne mal von „Negern“ sprach, endlich fertig war, wurde das Mikro für Besucher der Veranstaltung geöffnet. Der wohl sympathischste Vorschlag kam von einem älteren Herren, der als Landwirt tätig war. Er hatte die Idee, die gesamte Wiese, auf der die Nazifestivals stattfinden sollen, doch einfach mit mehreren Kubikmetern Gülle zu fluten. Von offizieller Seite wurde dieser Vorschlag natürlich abgelehnt; bleibt zu hoffen das die Themaraner Bauern auf das Gerede von Strafrecht usw. wortwörtlich scheißen. Es folgten emotionale Bekundungen und der immer gleiche Appell, diese Veranstaltung nicht doch zu untersagen, was vom Landrat in immer gleicher Tour verneint wurde. Ein älterer Herr sprach seine Verwunderung wiederum über die Verwunderung anderer aus, dass es solche Veranstaltungen im Landkreis gibt. Er wies darauf hin, was Antifaschisten schon seit Jahren sagen: der Landkreis hat zu lange weggesehen und die rechten Strukturen vor Ort hofiert. Ein weiterer Redner zweifelte an, dass der Landrat überhaupt zu dem Spruch auf dem angebrachten Transparent steht und fragte immer wieder, was ihm dieses Bekenntnis wert sei. Ein Pächter angrenzender Wiesen des Veranstaltungsortes erzählte, er habe Post von der Polizei bekommen, er solle seine Wiese den Polizeikräften zur Verfügung stellen. Er werde sich weigern, schließlich sollen sie eben sehen, wie sie die Veranstaltung absichern und wenn dies nicht gelinge, müsse sie eben untersagt werden. Auch das finden wir richtig. Kein Parkplatz für die Cops, egal wo. Natürlich durfte einer nicht fehlen, schließlich lässt er nie Bühnen aus, auf denen er sich präsentieren kann. Florian Kirner aka Antisemitenfreund Prinz Chaos ergriff das Wort, nachdem es ihn vorher kaum auf der Bank gehalten hat abzuwarten bis endlich die Phrasen aus ihn herausbrechen konnten. Eine Ansprache an die anwesende Bewohner war es, die ihnen wohl Mut machen sollte. Kirner selbst bleibt am 15. Juli auf seinem Schloss, wo er zusammen mit Ken Jebsen über eine besser Welt diskutieren will. Als wären an dem Tag nicht schon genug Menschenfeinde im Landkreis. Eine junger Mensch kritisierte gegen Ende der Veranstaltung noch die Heuchelei der Lokalpolitik sich jetzt als Nazigegner aufzuspielen, wobei ohne ihr zu tun die Strukturen gar nicht erst so gewachsen wären und alternative und antifaschistische Jugendkultur behindert worden ist. Für diesen Redebeitrag gab es Applaus von einem Großteil der Anwesenden. Nach knapp zwei Stunden war die Veranstaltung beendet. Fazit und AusblickNachdem der öffentliche Druck gewachsen ist, hat sich die Lokalpolitik den erstaunten Bürgern von Themar eine öffentliche Plattform gegeben. Trotz des großen Zuspruchs und der Einigkeit, man sei zumindest gemeinsam gegen Nazis, wurde die Kritik an den Handlungen des Landrates laut. Selbst wenn an zwei Tagen im Jahr in Themar das Dorf unterwegs ist, um sich zu präsentieren, werden in Kloster Veßra zwei Straßen weiter die anderen 363 Tage im Jahr die Nazistruktur ausgebaut, Gelder umgesetzt und eine rechte Jugendkultur etabliert. Es bleibt zu hoffen, dass vom plötzlichen Aktionismus etwas hängen bleibt und nach dem Abschalten der Kameras nicht alles wieder verpufft. Zumindest hat sich mit der Veranstaltung gezeigt, dass vielen Leuten die Problemlage aktuell bewusster wird und auch ein Teil der Verantwortung aus den letzten Jahren bei der Lokalpolitik gesehen wird. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
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