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Ilmenau: Rassistischer Übergriff

Eintragsdatum: 2016-11-26Quelle: insuedthueringen.de

Am vergangen Samstag, den 19. November, kam es in Ilmenau zu einem rassistischen Übergriff, bei dem eine Frau mehrfach geschlagen wurde. Auch ein Hund wurde auf die Frau gehetzt. Gegen einen 43-Jährigen aus Ilmenau wird wegen des Verdachts auf gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Wir dokumentieren zwei Artikel von insuedthueringen.de

Minuten voller Todesangst

„Es waren Minuten voller Todesangst – diesem Pärchen, den Schlägen dieses bösen Mannes und seinem Hassgebrüll samt seiner großen Hunde ausgeliefert zu sein“ Marina*, Opfer eines mutmaßlichen Neonazi-Angriffs, will es auch Tage danach noch immer nicht glauben.

Ilmenau – Vor Entsetzen ist die zitternde Frau aus dem südlichen Ilm-Kreis noch Stunden später kreidebleich und aufgelöst. Und nun auch, mit den beginnenden Schmerzen an Händen, Armen und Oberkörper noch nachträglich verängstigt, so etwas könnte sich wiederholen. An der Seite der Fünfzigjährigen ist am Samstag nach dem Überfall ihr Ehemann. Nach Stunden auf der Polizeiinspektion und in der Notfallaufnahme können beide längst noch nicht erleichtert aufatmen. Johannes F.* begleitete Marina, baut sie bis zum Abend nur mühsam seelisch wieder auf. In dem eher stillen Mann kocht Wut: „Meine Frau, die schlägt niemand ungestraft blitzeblau. Wo leben wir denn hier?“ Was ist passiert? Am Samstagmorgen setzt Johannes seine Ehefrau, wie so oft, nach Feierabend und an den Wochenenden mit ihrem kleinen Hund zu einem Waldspaziergang am Parkplatz nahe der Autobahnabfahrt Ilmenau-West ab. „Eine knappe Stunde später wollte sie wieder daheim sein, Mittagessen vorbereiten.“ Aber dann, „nur ein Stück den Forstweg bergab, da kommt mir ein jüngeres Hundehalter-Paar entgegen. Ich sehe noch, wie einer ihrer beiden sehr großen Hunde auf mich los rennt. Der andere ist noch angeleint.“ Zur Sicherheit nimmt Marina ihr Schoßhündchen auf den Arm, weil der schon mehrere Attacken mit Verletzungen durch andere Hunde erlebte. „Ich rufe also den Leuten zu, sie mögen doch bitte ihre Vierbeiner hier im Wald anleinen. Dann aber erweist sicher der Spruch „Wie das Herre, so das Gescherre“ als unwahr. „Während die Hundehalterin den freilaufenden Hund mit Rufen wie ‚Los, fass sie!‘ noch versucht aufzustacheln, ignoriert der Vierbeiner dies einfach. Mein Glück.“ Aber um so heftiger sei deshalb „der Mann auf mich zugelaufen, schlägt sofort und Minuten lang mit der Hundeleine auf mich ein. Deren stählener Karabinerhaken kracht immer und immer wieder auf meine Arme, den Oberkörper. In fünf bis zehn Minuten ihrer Hilflosigkeit und Todesangst, „warum dieses Paar mitten im Wald so brutal gegen mich los geht“, glaubt Marina schon fast nicht mehr, dass sie später doch noch mit ihrem Mann bei der Polizei Anzeige erstatten wird. „Ich sehe jetzt immer noch die wilden, hasserfüllten Augen dieses Kerls vor mir.“

Verräterisches „H“

Die Frage, aus welchem Motiv überhaupt jemand am hellichten Tage und in Rufweite zur nahen B4 einfach auf „wildfremde Mitbürger einschlägt, stellt sich für Marina bald nicht mehr. Die Ingeneurin hat zwar seit gut zwei Jahrzehnten die deutsche Staatsbürgerschaft, sie trägt auch kein Kopftuch, hat kein südländischen Teint. Aber Marina blieb eine Nuance ihres slawischen Dialektes erhalten. Sie hat es mangels des Buchstabens „H“ schwer, „Chund“ zu sagen, aber Hund zu meinen. Genau das, so Marina, lässt den Ausländerhasser von der Leine, alle Hemmungen fallen. Der als recht klein, nur auf gut 1,65 Meter geschätzte Angreifer, akzeptiert offenbar nur eigene Mundart. Marina sagt Stunden später gegenüber dieser Zeitung mit dem gleichen „H-Defekt“ wie beim Wort „Chund“: So hätten die Hasstiraden des auf Mitte vierzig geschätzten Mannes am Samstag darin gegipfelt, dass „diesem Land hier ein Adolf Chitler fehlt. Damit solche wie ich nicht hier einfahc so frei im Wald herum laufen können.“ Eigentlich hat Marina Grund, stolz auf ihre Heimat weit in Osteuropa zu ein, die sie nun aber lieber nicht in der Zeitung lesen möchte: Dann laufen die tränen: „Noch nie hab ich solche Aggressivität erlebt, nie hat mich ein Mann im Leben geschlagen.“ Als der Angreifer endlich von der Frau und ihrem Hundchen auf dem Arm ablässt, da seien Hund und Herrchen wieder zurück zu der jungen Frau mit dem anderen Hund. Bei ihrer Anzeige auf der Polizei erwähnt Marina später: „Nach dem ersten Schreck und den Schmerzen filmte ich die Situation mit den Hunden per Handy. Aber da kommt er, entreißt es mir, löscht die Aufnahmen. Und schleuderte es in den Wald.“ Als alle weg sind, er „von mir ablässt, suche ich in meinem Entsetzen den nassen Waldboden ab. Und finde das Teil tatsächlich wieder.“ Dass sie damit zunächst weinend ihren nichts ahnenden Mann um Hilfe rufen kann, ist der eine Vorteil ihrer Suche am Herbstlaub-bedecktem Boden. Der andere erschließt sich ihr, als „ein freundlicher Ilmenauer Polizeibeamter bei der Anzeigenaufnahme danach fragt. „Der Adolf Chitler-Freund schien nicht zu wissen, dass es inzwischen exakte DNA-Spurenanalysen gibt. So muss ich meine Speichelprobe abgeben, damit die Kripo meine und seine Spuren auf dem Gerät trennen kann.“ Zum Glück gebe es zudem beim Gerät die Funktion „Video wiederherstellen“, sagt Marina, wischt ihre Tränen weg und versucht‘s mit einem vorsichtig-optimistischem Lächeln. Und schon am Abend ist die gespenstische Szenerin wieder sichtbar. Nach scheinbar nie enden wollenden Horror-Momenten des Angriffs hat Marinas Man seine Frau am Samstagvormittag genau dort wieder abgeholt, wo sie von ihm zuvor auf ihr Bitten hin zum Gassi-Gehen und Joggen abgesetzt wurde. An der etwas versteckt liegenden Parkplatzbucht eingangs der Waldwegabfahrt nahe der „Dicken Eiche“ direkt neben der Kreuzung B4/A71-Auffahrt Ilmenau-West, steht schon unmittelbar nach der Tat nicht mehr dieser dreisitzige Transporter mit Anhänger. „Als ich dort vormittags losgehe, stand er noch dort. Aber wer ahnt denn so was. Denn den roten Transporter betrachte ich völlig arglos und flüchtig im Vorbeigehen mit seinem IK-Kennzeichen.“ Kurz danach geht die Meldung bei der Polizei raus. Der Schichtleiter, Polizeioberkommisar Sömmering: „Wir bitten sehr um sachdienliche Zeugenhinweise zu möglichen Wahrnehmungen in dem entsprechenden Zeitraum und Gebiet.“ Zeugen können sich unter 03677/6010 – auf Wunsch auch vertraulich – melden.

* Namen der Redaktion bekannt

Quelle: insuedthueringen.de, 17. November 2016.

Ermittlung: 43-Jähriger Hundebesitzer schlägt mit Leine auf Frau ein

Ilmenau - Gegen einen 43-Jährigen aus Ilmenau wird wegen des Verdachts gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Der Mann soll am Samstag auf eine 55 Jahre alte Frau mit einer Hundeleine eingeschlagen und sie zudem beleidigt haben.

Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, war die Frau mit ihrem Hund im Waldgebiet an der „Dicken Eiche“ in Richtung Martinroda unterwegs. Ihr begegnete ein Paar, das mit zwei größeren Hunden unterwegs war. Die 55-Jährige nahm ihren kleinen Hund auf den Arm, da einer der großen Hunde nicht angeleint war und auf sie zu lief.

Laut Polizei kam es zu einem Streit, bei dem der zunächst unbekannte Mann schließlich mit der Hundeleine auf die 55-Jährige einschlug.Zudem sollen ausländerfeindliche Äußerungen gefallen sein. Das Opfer ist osteuropäischer Herkunft, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Frau wurde dabei verletzt und musste sich ärztlich behandeln lassen. Wegen der ausländerfeindlichen Äußerungen hat die Kriminalpolizei Gotha die Ermittlungen übernommen. Die Hinweise auf den mutmaßlichen Täter waren so konkret, dass sich der Tatverdacht gegen einen 43-Jährigen aus Ilmenau richtet. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Quelle: insuedthueringen.de, 22. November 2016.
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