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Arnstadt: BdV veranstaltet Tag der Heimat

Eintragsdatum: 2016-09-19Quelle: Antifa Arnstadt-Ilmenau

Am 10. September fand in Arnstadt der Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV) statt. Jedes Jahr treffen sich die Mitglieder des BdV an einem Tag im September, um in Gesellschaft von Politikern aus Stadt- und Landrat unwidersprochen ihrem Geschichtsrevisionismus zu frönen.

Der Bund der Vertriebenen ist der Dachverband von 20 Landsmannschaften, 16 Landesverbänden und 4 angeschlossenen Mitgliedsorganisationen, denen nach dem Zweiten Weltkrieg umgesiedelte und geflüchtete Deutsche angehörig sind. Anstatt sich aber historisch treffend als Geflüchtete und Umgesiedelte zu bezeichnen, sehen sie sich selbst als Vertriebene. Darin wird ein zentrales Moment ihrer Ideologie deutlich, ist der Begriff nämlich moralisierend und trägt dazu bei, sich selbst als Opfer des Zweiten Weltkrieges zu stilisieren. Es wird hier eine Schuldumkehr geleistet. Die eigentlichen Täter stellen sich als Opfer dar. So begreifen die Angehörigen des BdV sich selbst „als die vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen“, wie es in ihrer 1950 verabschiedeten Charta heißt. Kennzeichnend für die Mitglieder des BdV ist außerdem ihre Liebe zur Heimat, in dem ein Volk, also soetwas wie ein vermeintlich natürlich gewachsenen Kollektiv, und ein Territorium untrennbar miteinander zusammen gehören. Der Begriff Heimat in all seinen ideologischen Aufladungen enthält dabei schon die wesentlichen Momente der Vetriebenenideologie: „den Regionalismus und den in diesem wesentlich verschränkten Nationalismus, den in die vermeintlich deutsche Hochkultur eingelassenen Folklorismus, den Elitismus mitsamt seiner rassistischen und antisemitischen Aufladung und den Geschichtsrevisionismus“, so Samuel Salzborn über den BdV.

Einmal im Jahr begeht der BdV den sogenannten Tag der Heimat. Auf Bundesorganisationsebene fand dieser dieses Jahr am 3. September in Berlin statt und konnte unter anderen Joachim Gauck zu seinen Rednern zählen. Der Tag der Heimat des Kreisverbandes in Arnstadt fand am 10. September in der Goldenen Henne statt. Zu gegen war unter anderem die Landrätin Petra Enders, die, neben der Arnstädter Stadtverwaltung, zu dessen Finanzierung beitrug. So offen also die geschichtsrevisionistischen Bestrebungen des BdV sind, so wenig stört man sich daran. Schließlich rennen sie nicht nur beim notorischen Geschichtsverdreher Joachim Gauck offene Türen ein, wenn es darum geht, in den Vordergrund zu rücken, dass die Deutschen mindestens ebenso gelitten hätten wie ihre Opfer, um sich so von der Schuld am Leid anderer entlasten zu können. Eine Entlastungsfunktion nimmt auch die Relativierung der Shoah ein. So äußerte der Vorsitzende des Kreisverbandes Arnstadt, Jürgen von Blaustark einst, dass er daran zweifle, „ob diese Zahl von sechs Millionen von den Nationalsozialisten umgebrachten Juden überhaupt stimmt.“ Kein Anlass für die Landrätin, sich nicht mit ihm am Tag der Heimat beim Blumenablegen auf dem Arnstädter Friedhof ablichten zu lassen. Auf lokaler Ebene symbolisiert die Anerkennung der in Arnstadt existierende „Platz der Versöhnung“. Das ist ein Platz in der Kasseler Straße, der einem Stadtratsbeschluss zu Folge in „Platz der Versöhnung“ umbenannt wurde, um die Lebensleistungen der Vertrieben zu würdigen.

Werden sie also durchaus hofiert und stört sich niemand so recht an ihrem Geschichtsrevisionismus, ein bisschen anachronistisch kommen sie doch daher, die verbitterten Omas und Opas, die noch immer nicht verstanden haben, dass man dieser Tage die Shoah nicht mehr öffentlich leugnet, sondern das primäre postnazistische Bewusstsein einem sekundärem gewichen ist. So musste mangels finanzieller Unterstützung der Ilmenauer Kreisverband – gegründet vom verurteilten Volksverhetzer Paul Latussek – mittlerweile Insolvenz anmelden und auch die Mitglieder gehen dem BdV aus. Der Vertriebenen- bzw. Flüchtlingsstatus wird zwar an die Nachkommen weitervererbt – eine Praxis die außer den Deutschen nur eine weitere Nation pflegt: die Palästinenser –, trotzdem hat der in den 90er Jahren noch 2000 Mitglieder zählende Kreisverband Arnstadt nur noch etwa 150 Mitglieder. Es scheint, als sei zumindest der BdV ein Problem, das man längerfristig einfach aussitzen kann.

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