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(Süd-)Thüringen: Nazis verkaufen Waffen

Eintragsdatum: 2016-03-30Quelle: thueringenrechtsaussen.wordpress.com

Dass Nazis einen Hang zu Waffen haben, ist nicht erst seit heute bekannt. Auch nicht, dass sie die Waffen, die sie erwerben oder vertreiben, gerne einsetzen. Relativ neu ist die Dimension des Waffenvertriebs in Thüringen, die Rechercheseite thueringenrechtsaussen.net gibt eine Zusammenfassung. Auch drei Vertreter von Neonaziversänden aus Südthüringen sind mit dem Ostfront Versand aus Gehren, Druck 18 aus Kloster Veßra und dem Ansgar Aryan Versand aus Oberhof dabei. Wir dokumentieren den Artikel.

Thüringer Neonazis rüsten auf – verstärkter Handel mit freien Waffen in der Vertriebsszene

Seit Jahren gibt es in Thüringen ein breites Geflecht an Läden, Labels und Onlineshops, über die vor allem Textilien und CDs der extremen Rechten vertrieben werden. Waffen wie Teleskopschlagstöcke und Kampfmesser finden sich am Rande immer wieder in den Sortimenten, seit mehreren Monaten entwickelt sich der Verkauf erlaubnisfreier Bewaffnung bei einigen Thüringer Neonazi-Shops jedoch auch zum Kerngeschäft. Fünf aktuelle Beispiele.

Ku-Klux-Klan und Handgranatenattrappen beim Ostfront Versand in Gehren

Im Ilmkreis befindet sich der Ostfront-Versand, der von Baumkletterer Marcus Schwesinger aus Gehren betrieben wird. Er setzt wenig auf Versteckspiel und bietet offen neonazistische Produkte mit Aufdrucken wie „Consdaple“, „KKK Ku-Kux-Klan – Sektion Deutschland“ oder „Landser“ an. Zum Angebot gehören Aluminium-Baseballschläger, Teleskopschlagstöcke und Tonfas, wie sie Polizisten benutzen. Neben mehreren Einhandmessern und Sturmhauben bietet Schwesinger auch vier Ausführungen verschiedener Handgranaten an. Die Granaten enthalten noch einen Sicherungsstift und sehen scharfen Granaten täuschend ähnlich, werden jedoch als „Deko“-Ausführungen ohne Sprengstoff ausgeliefert. „Ku-Kux-Klan“-Textilien bietet Schwesinger in 16 Variationen an. Mitglieder des rassistischen Geheimbundes verübten in den USA in der Vergangenheit mehrere tödliche Anschläge.

Pfefferspray-Großverkauf beim WB Versand aus Fretterode

Der WB-Versand von NPD-Funktionär Thorsten Heise im Eichsfeld ist viele Jahre schon im Geschäft und konzentrierte sich vor allem auf den Verkauf von Rechtsrock und rechter Literatur. Die Sicherheitssparte sei zurzeit so gefragt, „daß alle Welt sich mit Sicherheitsartikeln eindeckt! Wir halten große Mengen dieser Artikel vorrätig, aber dennoch brauchen wir, wenn Sicherheitsartikel in den Bestellungen sind, oft bis zu bis zu 14 Tagen Lieferzeit!“ heißt es auf der Seite. Unter Sicherheit versteht Heise mehrere Holster für Pistolen, zwölf verschiedene Ausführungen von Teleskopschlagstöcken, über 30 Sorten Pfefferspray, Sturmhauben, Quarzsandhandschuhe und Baseballschläger. Mehrfach wurde er auch wegen Körperverletzung und schwerer Körperverletzung verurteilt, er versuchte einen libanesischen Flüchtling mit dem Auto zu überfahren, attackierte Polizisten und leitete Anfang der 90er Jahre einen Angriff auf ein Göttinger Jugendzentrum an.

Strike-Back-Shop: Holz- und Alu-Baseball-Schläger aus Apolda

Fabian Kellermann, früheres Mitglied vom „Jungsturm Apolda“ vertreibt über seinen „Strike-Back-Shop“ und den „Nordrausch“-Versand nicht nur Merchandise der 1-Mann-Band „Radikahl“ von Manfred Wiemer aus Weimar, Regionalaufnäher in Frakturschrift mit Aufdrucken „Saalfeld“ und „Kahla“ sowie Thor-Steinar Unterwäsche. Er bietet auch mehrere Schlagwerkzeuge, rund ein Kilogramm schwere Baseballschläger und verchromte Teleskopschlagstöcke an. Dazu gibt es auch mehrere Sturmhauben, die „man immer mal gebrauchen“ könne, schreibt Kellermann in der Warenbeschreibung. Einen Klick weiter wird ein T-Shirt angeboten, das an das Layout der Organisation „Blood & Honour“ angelehnt ist, dazu müsse er „glaube ich nicht mehr viel zu sagen“ heißt es in der Beschreibung des Apoldaer Neonazis, der auch im Umfeld der Band „12 Golden Years“ aktiv ist. Kellermann, der sich den Spitznamen „Kraken Kelly“ gegeben hat, wurde ebenfalls selbst wegen Körperverletzung verurteilt, weil er einem Polizisten ins Gesicht schlug.

Teleskopschlagstöcke bei Ansgar Aryan

„Ansgar Aryan“ versendet seine Produkte von Oberhof aus, das Geschäft wurde vor einigen Jahren von dem bayrischen NPD-Funktionär Patrick Schröder übernommen. Als offizieller Firmensitz und Kontaktadresse dient die Anschrift von Schröder in Mantel (Bayern). Nach der Ankunft von Geflüchteten im September 2015 in Deutschland wurde auf der Seite des Shops von „spannenden Zeiten“ geschrieben, deswegen „haben wir seit Kurzem unsere Abteilung Sicherheit um Teleskopschlagstöcke erweitert“, auch dort angebotene Protektorenhandschuhe seien für „jeden Anlass geeignet“, hieß es. Seit Januar 2016 wirbt das Unternehmen auf seiner Facebook-Seite im Abstand von wenigen Tagen für verschiedene Waffen. Unter der Parole „Jetzt zuschlagen!“ werden Schlagstöcke in mehreren Größen angeboten, Steinschleudern und entsprechende Munition, Glasbrecher, Macheten und Kampfmesser. Reizgas wirft die Firma ihren Kunden sprichwörtlich hinterher, zu jedem Einkauf gibt es 50ml Pfefferspray geschenkt. Mögliche Einsatzgebiete lassen sich auch T-Shirt-Aufdrucken entnehmen. Auf der Rückenseite des Motives „Hate Crew“ mit zwei blutüberströmten Messern heißt es „we know where you work, we know where you live“, der „Gegner darf sich warm anziehen!“ schreibt die Firma dazu in der Beschreibung und versichert ihren Kunden: „anwaltlich abgesegnet“. Auch das Motiv „Streetfight“ bildet Schlagringe und ein blutverschmiertes Messer ab. In beiden Fällen posiert der Römhilder Neonazi Marcus Russwurm für die Klamotten. Er sitzt wegen des brutalen Überfalls auf die Ballstädter Kirmesgesellschaft zurzeit auf der Anklagebank des Landgerichts Erfurt und ist Mitarbeiter von „Ansgar Aryan“, ein weiterer Mitangeklagter hatte in seiner Vernehmung die Benutzung von Protektoren-Handschuhen beim Zuschlagen eingeräumt. 10 Menschen wurden bei dem Angriff verletzt, einige teilweise schwer.

Nahkampf-Äxte und Polizeiausrüstung bei Druck 18 aus Kloster Veßra

Das extrem rechte Kreistagsmitglied Tommy Frenck aus Südthüringen ist nicht nur Inhaber der Immobilie „Goldener Löwe“ in Kloster Veßra sondern auch Betreiber des Versandes „Druck 18“. Er verfügt in Thüringen zurzeit mit über das größte Arsenal an Bewaffnung für den kommerziellen Verkauf in der Neonazi-Szene. Bundesweit bekannt wurde er auch mit „Division Sachsen“, „Division Thüringen” und ähnlichen Ländertextilien sowie speziellen Plakaten gegen Flüchtlinge. In seinem Sortiment befinden sich verschiedene Armbrüste, mehrere Macheten-Modelle, Kampf- und Wurfmesser, Ninjaschwerter und Äxte wie die „UZI Taktische Nahkampf-Axt Masada mit Tasche. Gesamtlänge ca. 25 cm“. Neben 88-T-Shirts in den Variationen „Adolf“ und „Eva“ verkauft er weitere Artikel in der Rubrik „Sicherheit“, darunter Handschuhe mit Blei- und Quarzsandfüllung um die Schlagwirkung zu erhöhen, Stahlhelme aus dem 2. Weltkrieg, Steinschleudern mit Stahlkugeln, Wurfharken, Baseballschläger und Schlagstöcke. Als „Dekoartikel” gekennzeichnet auch Streitäxte und Stielhandgranaten-Attrappen. Auffällig sind auch Ausrüstungsgegenstände, wie sie von Polizei und Spezialeinheiten genutzt werden, etwa Schilder aus bruchsicherem Kunststoff, spezielle Handschuhe oder ein kompletter Anzug mit Brustpanzer, Arm-, Bein- und Hand-Protektoren. Viele Produkte verkauft Frenck, der bereits auch wegen Körperverletzung auffällig wurde, deutlich über Wert. Der identische Brustpanzer-Anzug wird beispielsweise von der chinesische Firma Qingdao Xinging zum Preis von 97 € über die weniger deutsch klingende Verkaufsplattform alibaba.com nach Europa importiert. Während ein Neonazi-Shop aus Südniedersachsen den Anzug bereits überteuert für 399€ anbietet, schlägt Frenck nochmal drauf und verlangt 449,50 € von seinen Kunden.

Erlaubnisfreie Waffen bei Übergriffen in Thüringen im Einsatz

Neben dem Besitz und Handel von illegalen Schusswaffen und Munition in der extrem rechten Szene Thüringens, wie er beispielsweise aus den Regionen Gotha und Saalfeld bekannt ist, scheint das Geschäft mit erlaubnisfreien Waffen derzeit zu boomen. Insbesondere Teleskopschlagstöcke finden einen großen Absatz. Nach Angaben der mobilen Opferberatung ezra stieg 2015 mit über 196 Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen die Opferzahl nicht nur erheblich an, die Angriffe wurden auch immer brutaler. Dass dabei vermehrt auch Waffen zum Einsatz kommen, zeigen Beispiele aus der jüngsten Zeit. Am 13. Januar 2016 wurden in Jena zwei Geflüchtete mit einem Teleskopschlagstock attackiert, bei Angriffen auf Gegendemonstranten von AfD-Aufmärschen wurden am 14. Januar in Erfurt auch ein Elektroschocker und am 20. Januar in Jena Pfefferspray eingesetzt. Am 14. Februar 2016 versuchten zwei Männer in Dörnfeld im Ilmkreis mit Messer und Eisenstange in eine Flüchtlingsunterkunft einzudringen, ein Syrer wurde verletzt. Mit dem verstärkten und uneingeschränkten Verkauf erlaubnisfreier Waffen von Neonazis an Neonazis in Thüringen steigt das Risiko weiter, dass diese bei künftigen Übergriffen zum Einsatz kommen.

Quelle: Thüringen Rechtsaussen, 29. März 2016.

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