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Sonneberg: Großer Andrang bei Informations- und Diskussionsveranstaltung zur geplanten Erstaufnahmeeinrichtung

Eintragsdatum: 2016-01-23Quelle: Antifa Sonneberg

Am 21. Januar 2016 fand im Stadtteilzentrum Wolke 14 in Sonneberg eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zur geplanten Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Stadtteil Wolkenrasen in Sonneberg statt. Eingeladen hatten hierzu die Bürgermeisterin Sybille Abel (CDU) und Landrätin Christine Zitzmann (Parteilos). Als „Buhmann“ des Abends war Migrationsminister Dieter Lauinger (Bündnis 90/Grüne) eingeladen worden. Am Ende herrschte eine angeheizte rassistische Stimmung und die ersten Nazibanden beratschlagten offen über einen möglichen Anschlag auf das Gebäude.

Die Veranstaltung begann 19.00 Uhr. Doch bereits gegen 18.40 Uhr war der Andrang so groß, dass der Veranstaltungsraum größtenteils gefüllt war. Bereits zu diesem Zeitpunkt war eine aggressive Grundstimmung im Raum wahrzunehmen. Bürgermeisterin Sybille Abel sollte den Abend beginnen. Sie ging sofort auf die Punkte ein, die die meisten Menschen im Raum hören wollten: „Die Unterkunft passt nicht hier her“. Anstatt sachlich an das Thema heranzugehen waren Parolen zu hören: „Erst müssen wir an die Sicherheit UNSERER Kinder denken“, „die Lebensqualität im Wolkenrasen sinkt dadurch“ oder „der Wolkenrasen wird dadurch über Nacht ein Pulverfass“. Dafür bekam sie großen Beifall und Rückhalt im Raum. Anschließend kam die Landrätin Christine Zitzmann zu Wort: „Es kann nur Akzeptanz gebe,n wenn man sich selbst wohlfühlt“. Damit meint wohl Frau Zitzmann, wie die über 200 anderen Gäste im Raum, mit 600 neuen Flüchtlingen in der Nachbarschaft könne man sich ja auch nicht wohlfühlen. Ihre Ablehnung betrifft „lediglich den Standort, nicht die Flüchtlinge“. Wie gewohnt würden sie gerne Flüchtlingen helfen, jedoch ist der Standort einfach nicht geeignet. Auch sie stellte zu Beginn die Frage, die noch mehrfach am Abend gestellt werden sollte : „Wie will die Polizei das sichern?“ Nachdem sich der Großteil der Anwesenden durch die Ansagen der beiden Sonneberger Politikerinnen bestätigt fühlte, war der Abend für Dieter Lauinger eröffnet. Bereits während er ca. fünfzehn Minuten seine Sicht der Dinge und die Fakten sachlich erklärte, wurde er ausgebuht und beschimpft. Er versuchte zu erklären, wie es zur Wahl des Gebäudes gekommen ist und wie der Umbau des Gebäudes finanziert wird. (Der Vermieter des leerstehenden Gebäudes hat vertraglich zugesichert, er renoviert das Gebäude bis Sommer 2016 und sorgt dafür, dass alle Bestimmungen eingehalten werden. Erst dann wird das Gebäude zur Unterbringung genutzt. Ob der Vermieter diesen Bestimmungen nachkommt, ist immer noch nicht 100% sicher.) Unter anderem gab er an, dass die Unterkunft, wie auch in Suhl eingezäunt wird und 24 Stunden durch Security bewacht werden soll. Da es bereits im Raum Gera vier Erstaufnahmeeinrichtungen gibt, wäre auch der Raum Südthüringen an der Zeit eine Erstaufnahmeeinrichtung zu eröffnen. Anschließend eröffnete Knut Korschewsky (Die Linke) das offene Mikrofon. Hier waren die immer gleichen Fragen und Phrasen besorgter Eltern und Anwohner zu hören. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Grundschule und ein Förderzentrum. Das wäre bereits für eine Vielzahl der Eltern ein Grund die Kinder von der Schule zu nehmen. Diese könnten ja nicht mehr sicher nach Hause laufen. Auch zwei Kinder der Grundschule wurden von ihrer Mutter dazu genötigt am Mikrofon ihre Angst durch die Bauarbeiten zu beteuern.

Sachliche Beiträge gab es an diesem Abend leider wenig. Die zwei größten Fragen des Abends waren: „Was macht ihr für die Sicherheit unserer Kinder?“ und „Wieso wird dieses alte Gebäude dafür genutzt?“ Im Großen und Ganzen heizte sich die Stimmung immer weiter auf, sodass der Minister nicht immer in der Lage war, seine Meinung und die Fakten erläutern zu können. Auch andere Probleme, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder demografischer Wandel im ländlichen Raum, vermischten die Menschen am Mikrofon mit dem Thema des Abends. Von Fakten wollte der rassistische Haufen jedenfalls an diesem Abend wenig wissen. Doch nicht nur „besorgte Eltern und Bürger“ waren an diesem Abend anwesend. Auch einige bekannte Neonazis aus dem Raum Sonneberg waren anzutreffen wie der im Ballstädt-Prozess angeklagte Ricky Nixdorf. Die T-Shirts aus Tommy Frencks Druck 18-Versand „Refugees not welcome“ oder „Division Thüringen“ waren im Raum zu sehen. Die Träger dieser Shirts blieben jedoch an dem Abend eher zurückhaltend. Aufmerksam auf sich machten eher andere Personen. Zum einen ein verwirrter Verschwörungstheoretiker, welcher wieder behauptete Deutschland sei doch nur eine GmbH und Deutschland hätte ja kein Grundgesetz. Die besagte Person beleidigte anschließend noch einen Zuhörer, der ihn auf diesen Blödsinn ansprach: „Leute wie dich sollte man in die Gaskammer stecken“. Gegen Ende konnten sich die Menschen im Raum noch mal bestätigt fühlen, sie seien ja keine „Ausländerfeinde“, da sich ein Herr der vor vier Jahren von Tschechien nach Deutschland ausgewandert ist auch gegen die Unterkunft und die „Ghettoisierung des Wolkenrasens“ ausgesprochen hatte. Am Ende der Veranstaltung, gegen 21.15 Uhr, waren bei vielen vorbeilaufenden Personen Planungen zu hören, wie man das noch verhindern kann. Das „Fundament sabotieren“ oder „Brandsätze in das Gebäude werfen“ waren nur zwei dieser Vorschläge. Die Security mit Gürteltaschen der Nazi-Marke „Ansgar Aryan“ rundeten diesen ekelhaften und traurigen Abend ab. In vielen Teilen der Bevölkerung herrscht eine Pogromstimmung, die nicht klein zu reden ist. Das kann auch für die bereits über 900 im Landkreis untergebrachten Flüchtlinge gefährlich werden. Deshalb darf dem rassistischen Mob in Sonneberg kein Raum gegeben werden.

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