Antifaschistische Gruppen Südthüringen

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Friedrichroda: 70 Menschen demonstrieren für die Abschaffung des Volkstrauertags

Eintragsdatum: 2015-11-19Quelle: Antifa Arnstadt-Ilmenau

Am Sonntag, dem 15. November 2015, demonstrierten in Friedrichroda ca. 70 Menschen für die Abschaffung des Volkstrauertags und gegen das sogenannte Heldengedenken, welches die Thüringer Nazis seit Jahren dort zelebrieren. Zum vierten Mal in Folge organisierte das Antifa-Bündnis Gotha am Volkstrauertag Proteste gegen das „Heldengedenken“ und den Fackelmarsch der Nazis und mehrere Dutzend Antifas folgten dem Aufruf zur Demonstration durch ein verregnetes und menschenleeres Friedrichroda, um der Kritik der deutschen Gedenkpolitik Nachdruck zu verleihen und sich solidarisch mit den Flüchtlingen in der Kleinstadt zu erklären.

Vor dem Volkstrauertag

Wie bereits in den Jahren zuvor gab es auch 2015 diverse Veranstaltungen der Kampagne „Volkstrauertag abschaffen!“. Ein wesentlicher Bestandteil dessen war es die über einige Jahre zusammengetragene und erarbeitete Kritik am Volkstrauertag selber, sowie am deutschen Gedenken auszuformulieren. In diversen Städten in Thüringen, Hessen und Niedersachsen fanden dazu Vorträge statt, die sich mit eben jener Kritik an Deutschland und seiner Geschichts- und Gedenkpolitik beschäftigten. Dazu erschien eine Broschüre, welche die Kritik aus den letzten Jahren bündelte und einen Überblick zu den diversen Gegenaktivitäten in Friedrichroda selber bot. Wieder einmal war es das Antifa-Bündnis allein, welches NS-Verhamlosung bzw. wie beim Naziaufmarsch ausgeführt, NS-Verherrlichung, öffentlich kritisiert hatte. Noch im Jahr zuvor kam zumindest Bürgermeister Klöppel mit einigen Stadträten zur antifaschistischen Protestkundgebung und forderte die Bürger auf, „Rote Karten gegen Extremismus“ in ihre Fenster zu hängen. Die Anwesenheit Klöppels blieb uns dieses Jahr glücklicherweise erspart und ein derartiger „Rote Karten“-Aufruf musste vorher nicht erörtert werden. Generell versuchte die Stadt sich wieder in dem, was schon Jahre zuvor gut geklappt hat: im kollektiven Schweigen. Nur dieses Jahr trafen sich die Würdenträger der Kleinstadt, nicht wie die Jahre zuvor, vormittags am Denkmal für gefallene deutsche Soldaten, sondern eben am Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Bei dieser Veranstaltung durfte die Presse aus der Region nicht fehlen, da die Lokalpolitik ja irgendwie versuchen muss dem Image einer Brown-Town etwas entgegenzuwirken und sich dafür die Gelegenheit zum Fotoshooting bot. Die Nazis um das „Thüringer Heldengedenken“ selbst haben bereits einige Monate zuvor mit der Mobilisierung nach Friedrichroda begonnen. Mit Veranstaltungen mit Zeitzeugen aus der Wehrmacht etc. wurden Vorträge u.a. in Kloster Veßra im Gasthaus von Tommy Frenck, sowie im Nazizentrum in Kirchheim gehalten. An der Facebook-Veranstaltung der Nazis hatten im Vorfeld etwa 200 Nazis zugesagt, wobei sie am Tag selbst dieser Teilnehmerzahl nicht gerecht wurden.

Antifa-Protest und Solidarität mit Flüchtlingen

Am vernebelten und regnerischen Volkstrauertag versammelten sich rund 70 Antifaschistinnen und Antifaschisten am Bahnhof in Friedrichroda. Nach zwei Redebeiträgen setzte sich gegen 15:30 Uhr der Demonstrationszug vom Bahnhof des Kurortes in Richtung Dorfmitte in Bewegung. An mehreren Orten wurden Zwischenkundgebungen abgehalten, die sich nicht lediglich an dem um 17:00 Uhr startenden Naziaufmarsch abarbeiteten, sondern den Volkstrauertag als NS-verhamlosenden Gedenktag unter Beschuss nahm. Die Logik des Volkstrauertag, an welchem allen Opfern beider Weltkriege gedacht werden soll, greift zu kurz und lässt die deutschen Nazis und die Widerstandskämpfer der Anti-Hitler-Koalition als eine Masse erscheinen und macht so aus Tätern Opfer. Nach der Demonstration entschlossen sich einige Antifas die Asylsuchenden in ihrer Unterkunft zu besuchen, um dort mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Bereits während der Demonstration wurde sich mittels Parolen mit den Flüchtlingen solidarisch erklärt und ein Bleiberecht für alle gefordert. Als einige Antifaschisten in die Flüchtlingsunterkunft zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurden, nachdem die eigentlich Abschlusskundgebung aufgrund des Regens nach drinnen verlegt wurde, kam es aus einem gegenüberliegen Haus zu "Ausländer raus"-Rufen und weiteren rassistischen Pöbeleien seitens der Nachbarschaft der Asylunterkunft durch die deutschen Wendeverlierer Friedrichrodas. Bereits einige Stunden vorher trafen sich lokale Neonazis vom Orga-Kreis am Denkmal und hingen Transparente entlang des dortigen Bauzaunes auf. Dieser wurde aufgestellt, da der Steinklotz für deutsche Täter in Holz eingehüllt wurde - ein "genialer" Schachzug des Bürgermeisters in seinem Kampf gegen den Extremismus. Die Nazis sollten also im Laufe des Abend ihre Ehre zwischen Bauzäunen, vor Spanplatten und bei strömenden Regen erweisen. Rund 80 Neonazis aus sämtlichen Kreisen zogen gegen 17:30 Uhr mit Fackeln zum Vaterlanddenkmal. Einige Vertreter des Thüringer Landesverbandes von "Die Rechte" um Michel Fischer, sowie Vertreter der Partei "Der III. Weg" waren an Organisation und Durchführung beteiligt, ebenso Vertreter der "Freien Kräfte" aus dem Landkreis Gotha und anderen Regionen.

Uns ist bislang nicht bekannt, dass Menschen von Repressalien im Zuge der Proteste betroffen sind. Solltet ihr dennoch Stress mit den staatlichen Verfolgungsbehörden bekommen oder bekommen haben, dann meldet euch bei der Roten Hilfe Südthüringen.

An dieser Stelle noch ein großes Danke an alle, die Vorträge in ihren Städten organisiert, sowie die Kampagne unterstützt haben und am 15. November trotz schlechtem Wetter und Sonntagnachmittag den Weg nach Friedrichroda zur Antifa-Demo gefunden haben! Wir sehen uns im nächsten Jahr!

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