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Arnstadt: Rassisten mobilisieren gegen Flüchtlingsunterkunft

Eintragsdatum: 2015-03-03Quelle: Antifa Arnstadt-Ilmenau

Die geplante Unterkunft für ca. 140 Geflüchtete im Arnstädter Wohngebiet Rabenhold ist weiterhin das Ziel rechter Mobilisierungen in Arnstadt. Dabei spalten sich die Rassisten gegenwärtig in zwei Lager: abstiegsgeängstigte Unterschicht und wohlstandschauvinistische Mittelschicht.

Weltanschauung der Deklassierten

Wolfgang Pohrt bezeichnete Rassismus einmal als die „die Weltanschauung, den Wahn oder die Vision der Asozialen und Deklassierten […], die zur guten Gesellschaft gehören möchten und deshalb nach Abgrenzungskriterien von ihresgleichen suchen, die man freilich nicht finden, sondern nur willkürlich erfinden kann“. Dieser Rassismus mache sich verstärkt in bildungsfernen Milieus breit, in denen die Menschen selber kaum Perspektiven innerhalb der Gesellschaft haben und um ihren schmalen Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand fürchten. Ihnen gelten die Ausländer vornehmlich als Konkurrenten um Arbeitsplätze, Sozialhilfe und günstigen Wohnraum. Akute Fluchtgründe sind diesen Leuten in der Regel ebenso schnurz wie die die Flucht bedingenden gesellschaftlichen Ordnungsverhältnisse des globalen kapitalistischen Durcheinanders. Ihr Interesse gilt nicht den Verhältnissen unter denen sie selber leiden und gegen die sie sich mit den Flüchtlingen dringend wehren müssten, sondern sich selbst und der eigenen Sippschaft im Konflikt mit den Fressfeinden aus dem Ausland. Sie wollen statt der Armut die (nicht-deutschen) Armen bekämpfen.

Diese Revolte der rassistischen Unterschicht wird in Arnstadt angeführt vom Ehepaar Sven und Nicole Krämer, beide selber Anwohner im Wohngebiet Rabenhold (Prof.-Frosch-Str. 11). Ihnen ist es zu verdanken, dass die Informationsveranstaltung vom 12. Februar in der Aula des ehemaligen Neideck-Gymnasiums zu einem Sammelpunkt von Rassisten aus der ganzen Region wurde, die den Verantwortlichen des Ilm-Kreises ihren Hass entgegenbrüllten. Die Krämers standen schon vor der Veranstaltung in schriftlicher Korrespondenz mit der Stadt und witterten eine Verschwörung. Da die Stadt die hässlichen Plattenbauten auf dem Rabenhold abreißen wollte, um den leerstehenden Wohnraum in Arnstadt zu verknappen, verhängte sie schon vor Jahren einen Stopp für Neueinzüge, hielt nur noch die bestehenden Mietverträge aufrecht. Ein gewöhnlicher Vorgang, wenn Wohnungsbaugesellschaften, wie im Stadtentwicklungskonzept vorgesehen, alte Blöcke abreißen wollen, könnte man meinen. Die Krämers vermuten dagegen, die Stadt habe die Unterbringung von Flüchtlingen in den Abrissblocks von langer Hand geplant und die Bewohner belogen. Wusste also die Stadt schon vor Jahren vom bevorstehenden Bürgerkrieg in Syrien und der daraus resultierenden Fluchtbewegung? Man kann ja dem 2011 noch regierenden Bürgermeister Hans-Christian Köllmer so einiges vorwerfen, aber dass der Mann den syrischen Bürgerkrieg ausgelöst haben soll, erscheint uns doch eher unwahrscheinlich.

Nichtsdestotrotz: Die Rassisten um Krämer und Krämer hatten sich, wie üblich, gut über die einschlägigen Naziseiten informiert und "wissen", dass es sich bei den Geflüchteten nur um kriminelle Ruhestörer und Rentnerschubser handeln könne. Deswegen heulten sie sich bei Bürgermeister und Landrätin kräftig aus, begannen Unterschriften zu sammeln und in der Nachbarschaft kräftig Stimmung zu machen. Neuer Höhepunkt war eine Aktion, bei der die mit Krämer und Krämer im Bunde stehenden Angehörigen beschmierte Bettlaken mit den einschlägigen Botschaften aus den Fenstern ihrer Wohnungen am Rabenhold hängten.

Kultivierter Rassismus

Der Stil der Arnstädter Unterschicht gegen die Flüchtlinge pöbelnd, johlend und mit beschmierten Bettlaken vorzugehen, gefällt einem kultivierten Rassisten wie Joachim Kreckow, regelmäßiger Schreiber im Monatsblatt der Protofaschisten, überhaupt nicht. Kreckow differenziert im Stadtecho zwischen Flüchtlingsgegnern anhand ihres Bildungsniveaus und Benehmens, wenn er über die Veranstaltung am 12. Februar schreibt: "Je nach Bildungsstand äußerten sich die Anwesenden entweder lautstark oder unterschwellig mit Gemurmel." Dabei scheint Kreckow, um dessen intellektuelles Niveau es weit schlechter bestellt ist als er selber von sich denkt, mit „Gemurmel“ wohl das lautstarke Gepöbel und Gejohle aus den hinteren Reihen, wodurch Wortbeiträge niedergebrüllt wurden. Rassisten wie Kreckow und sein Blattchef Stefan Buchtzik sind kultivierte Rassisten und der kultivierte Rassist pöbelt nicht und er produziert auch keine hässlichen Lumpen, die er sich über den Balkon hängt, sondern er fragt "kritisch" nach. Er möchte gerne wissen, warum es denn so viele Männer über das Mittelmeer schaffen, was die Amerikaner in der Ukraine suchen, wann die Syrer wieder zurückgeführt werden und wer denn bitteschön für das Brimborium mit den Menschenrechten bezahlen soll. Das neue Editorial in der Februar-Ausgabe des Arnstädter Stadtecho ist eine Sammelstelle für mehr oder minder kultiviert vorgetragenen Rassismus. Buchtzik, Kreckow und Konsorten fürchten weniger um ihre Jobs oder die Rente als um das Stadtbild.

Da der Linkspartei-Stradrat Frank Kuschel jüngst als potentielles Flüchtlingsquartier die leer gezogenen Blöcke An der Weiße im Innenstadtbereich vorschlug, läuft nun auch der wohlstandschauvinistische Mittelstand, der mit gerümpfter Nase auf den Unterschichtenpöbel schielt, Sturm gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. So stelle sich Buchtzik nämlich die Belebung der historischen Innenstadt nicht vor. Dass diese künftig von Flüchtlingsfamilien bewohnt werden könnte, ist für den gutbürgerlichen Schmierlappen ein Affront. Zuletzt hatte Buchtziks Stadtratsfraktion Pro Arnstadt eine Resolution des Stadtrates abgelehnt, die für Toleranz und Offenheit in Arnstadt werben sollte.

Menschenrechte

Egal ob Unterschichten-Nicole oder Mittelschichten-Stefan – an Mitgefühl mangelt es Abstiegsgeängstigten und Wohlstandschauvinisten gleichermaßen. Dass die BRD so einen Firlefanz wegen der Menschenrechte veranstaltet, können beide nicht verstehen. Der Sache nach ist das bloß konsequent. Nur idealistische Sozen glauben noch daran, dass die Menschenrechte wie etwa das Prinzip der Gleichheit zum Wohle der Schwachen erfunden wurde und universal zu gelten hätte. Gleich ist in dieser Gesellschaft, das wissen die Protofaschisten instinktiv, nicht der Schutz suchende Mensch, sondern die austauschbare Ware und weil die Flüchtlinge nichts dabei haben als ihre Arbeitskraft und diese sich hier nicht so leicht verkaufen lässt, sind sie Überflüssige, die zur Verwertung nicht taugen und die man durchfüttern muss. Das lässt sich der Mittelständler bei den volksdeutschen Hartzis vielleicht noch gefallen, aber hinter der Oder-Neiße-Linie hört die Freundschaft auf. Die Menschenrechte sind das ideologische Blendwerk einer menschenfeindlichen Gesellschaft und Buchtzik und Kreckow wissen das, deswegen halten sie sich gar nicht lange mit ihnen auf.

Ob die Rassisten beider Fraktion sich früher oder später mit den hoffentlich bald geschaffenen Tatsachen arrangieren werden oder ihre ideologische Aufrüstung in die praktische Tat umsetzen und statt Bettlaken bald Menschen zu Leibe rücken, bleibt mit wachem Auge abzuwarten.


Refugees welcome!

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