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Meiningen: Rumpelstilzchen zieht um

Eintragsdatum: 2015-01-30Quelle: Antifa Suhl/Zella-Mehlis

Der Meininger Stadtrat muss ab dem 15. Februar auf den verschwiegensten Abgeordneten aller Zeiten verzichten. Sven Dietsch, seit Mai 2014 Stadtratsmitglied für die NPD, legt sein Mandat nieder. Ein erfreuliches Ereignis mit einem erfreulichen Hintergrund: Dietsch verlässt Meiningen.

Wegen seiner aufbrausenden, breitbeinigen, aber trotzdem leichtfüßigen Art der Fortbewegung vielen als Meiningens Rumpelstilzchen bekannt, war Dietsch viele Jahre lang das Aushängeschild von Meiningens Naziszene. Unvergessen sind seine Organisationsversuche als „Autonomer“ Nationalist, die die hässlichsten Transparente und peinlichsten Graffitis aller Zeiten hervorbrachten. Dietsch war die Witzfigur von Thüringens Naziszene. Ernst zu nehmen war weniger seine politische Einflussnahme auf die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung als das aggressive Auftreten des Gewaltstraftäters und die Versuche, Anti-Antifa-Homepages zu betreiben, die aber an seinem technischen Unvermögen scheiterten.

Nachdem sich die „Autonome“ Nationalisten-Sache als Luftnummer herausstellte, weil außer Alexander Wirsing, Mandy Ehlert und Mary Blaufuß keiner mitmachen wollte und zuletzt genannte am Ende auch nicht mehr, versuchte es Dietsch auf der Liste der NPD im Meininger Stadtrat. Da die NPD in Thüringen über eine Stammwählerschaft von um die drei Prozent verfügt, war das kein großes Problem. Im Stadtrat war Dietsch isoliert, meldete sich nie zu Wort und bekam zur Verpflichtung nichtmal den obligatorischen Handschlag des Bürgermeisters.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Katharina Dietsch (geb. Nagel) hat Rumpelstilzchen inzwischen ein Kind und versucht sich vielleicht am Rückzug in die Kleinfamilie. Weil in Meiningen der Name Dietsch eine Mischung aus Kopfschütteln und Gelächter hervorruft, versucht die Familie Dietsch das möglicherweise nun woanders. Allzu weit sollen die Dietschs nicht gekommen sein. Gerüchten zufolge zieht Rumpelstilzchen ein paar Kilometer nordwärts nach Wasungen. Sein Platz im Stadtrat bleibt unbesetzt, da der einzige Nachrücker, Frank Böhm, schon signalisierte, dass er nicht willens oder in der Lage ist, das große Werk des kleinen Sven Dietsch fortzusetzen. Uns soll's recht sein. Wir verabschieden uns mit einem digitalen Arschtritt und ein paar Eindrücken aus dem Wirken von Meiningens Rumpelstilzchen (die Bilder sind mit Links zu Artikeln aus den abgebildeten Situationen hinterlegt).

NPD-Stadtrat legt sein Mandat nieder

Die rechtsextreme NPD zieht sich aus dem Meininger Stadtrat zurück. Der Stuhl bleibt unbesetzt.

Meiningen - Sven Dietsch verlässt den Meininger Stadtrat, das kommunalpolitische Intermezzo des NPD-Vertreters dauert nur acht Monate. Zum 15. Februar legt er sein Mandat nieder. In seiner schriftlichen Erklärung an die Stadtverwaltung gab der 31-Jährige seinen Wegzug aus Meiningen als Grund an. "Ja, ich ziehe um", sagte er am Donnerstagabend auf Nachfrage von FW Meininger Tageblatt . An der nächsten Stadtratssitzung am 10. Februar, bei der das Gremien den Haushaltsplan 2015 verabschieden will, könnte Dietsch noch teilnehmen. Auf die Frage, wie er denn die Mitarbeit im Stadtrat empfand, wollte er nicht antworten. "Kein Kommentar!"

Mit seinem Rückzug wird der Meininger Stadtrat NPD-frei. Zwar steht auf der Meininger Wahlliste der rechtsextremen Partei mit Frank Böhm ein zweiter Vertreter, der nun als Ersatz in den Stadtrat nachrücken könnte. Doch Böhm habe bereits erklärt, dass er das Mandat nicht annehmen werde, so eine Stadtsprecherin. Künftig wird der Meininger Stadtrat aus dem Bürgermeister und nur noch 29 Mitgliedern bestehen - einer weniger als bisher. Dietschs Stuhl bleibt bis zum Ende der Wahlperiode 2019 unbesetzt.

Der Einzug eines NPD-Mannes in das höchste politische Gremium der Kunst- und Kulturstadt im vorigen Sommer hatte für einigen Wirbel gesorgt. Zum ersten Sitzungstag am 1. Juli standen Demonstranten vor dem Sitzungssaal und empfingen den Rechtsradikalen mit Spruchbändern: "Nazis keine Plattform bieten!", "Gemeinsam gegen Antisemitismus, Rassismus und soziale Ausgrenzung!" und "Nazis? Nein danke!". Auf 3,2 Prozent war die NPD in Meiningen bei der Kommunalwahl im Mai gekommen, 555 Stimmen entfielen auf Dietsch, 240 auf Böhm.

Im Stadtrat verhielt sich Sven Dietsch völlig unauffällig. Es gab keine Wortmeldung von ihm, keine Provokation. An fünf der sechs Sitzungen dieser Wahlperiode nahm er teil, einmal fehlte er - entschuldigt.

Ins öffentliche Blickfeld geriet er nur während der ersten Sitzung im Juli, nicht nur durch die Demonstranten vor der Tür. Bei der Verpflichtung der Stadträte hatte ihm der Bürgermeister den obligatorischen Handschlag verweigert.

Quelle: Freies Wort vom 30. Januar 2015
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