Antifaschistische Gruppen Südthüringen

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Suhl: Antifaschistische Proteste gegen zweiten SÜGIDA-Aufmarsch

Eintragsdatum: 2015-01-22Quelle: Antifa Suhl/Zella-Mehlis

Der Montag wird in Suhl immer ungemütlicher. Laut Pressemeldungen kamen bis 1000 Teilnehmer zum Aufmarsch des Südthüringer PEGIDA-Ablegers SÜGIDA am 19. Januar, unter ihnen waren wieder hunderte organisierte und militante Nazis. Zum Protest gegen den Aufmarsch kamen nichtmal halb so viele Menschen. Wenn diese Tendenz anhält, stehen uns in Suhl dunkle Zeiten ins Haus.

Naziaufmarsch

In der vergangenen Woche meldeten Polizei und Medien noch eine Teilnehmerzahl von ca. 600 Nazis und Wutbürgern auf der SÜGIDA-Kundgebung und Demonstration (AGST berichtete). Es war der bis dahin größte Naziaufmarsch in Thüringen seit fast fünf Jahren. In dieser Woche waren es fast doppelt so viele, die sich diesmal auf dem Platz der deutschen Einheit versammelten – aller Warnrufe der bürgerlichen Medien, es handle sich um eine durch Neonazis gesteuerte Aktion, zum Trotz. Sogar die Thüringer AfD, sonst keiner Kungelei mit Nazis verlegen, distanzierte sich im Vorfeld des zweiten Aufmarsches ungewohnt scharf von SÜGIDA – wohl weil sie es nicht akzeptieren konnte, dass ihnen die Thüringer Neonazis und deren Parteien das Klientel abspenstig machen könnten. U.a. am 15. Dezember letzten Jahres beteiligten sich noch Mitglieder der AfD-Ilmkreis bei der PEGIDA-Demonstration in Dresden. Wären die Nazis in Suhl unter der Führung von AfD-Leuten gelaufen, hätte es sicher keine Distanzierung gegeben. Die AfD pokerte also hoch und verlor. Der Zustrom zu SÜGIDA ist ungebrochen. Wann es zuletzt in Thüringen einen so großen Naziaufmarsch gab, können wir nicht sagen. Sachdienliche Hinweise gerne per Mail.

Auf der Kundgebung am vergangenen Montag sprach neben den üblichen Verdächtigen das Ex-AfD- und heutige NPD-Landesvorstandsmitglied aus Greiz, David Köckert, welcher bereits seit graumer Zeit gegen die Asylunterkunft in Greiz hetzt sowie der wegen Volksverhetzung verurteilte Holocaust-Leugner und Ex-Vorsitzende des Thüringer Bundes der Vertriebenen (BdV), Paul Latussek. In Suhl marschierte wiedereinmal das faschistische Potential aus Thüringen und Franken. Ob die Bewegung am vergangenen Montag ihren Zenit erreicht hat oder weiter wachsen wird, können wir gegenwärtig nicht abschätzen.

Proteste

Zum zweiten Anti-Naziprotest, der diesmal auf dem Marktplatz stattfand, kamen deutlich weniger Teilnehmer als noch vor einer Woche. Auch die Zahl der Grußonkels und -tanten aus der Thüringer Landespolitik, die samt Hofstaat anreisten, reduzierte sich drastisch. Die lokalen Mainstream-Medien vermelden zwar 500 Teilnehmer. Es dürften aber noch ein paar weniger gewesen sein. Auf der Kundgebung des NoSÜGIDA-Bündnisses sammelten sich auch ca. 200 Antifas, Punks und andere Entschlossene, denen das Stelldichein auf dem Marktplatz nicht genügte, um gegen den Aufmarsch der Nazis zu protestieren.

Gegen 18.45 Uhr verließ eine antifaschistische Spontandemonstration die Gegenkundgebung, gerade als der Antisemitenfreund und Ex-Trotzkist Florian Kirner, aka Prinz Chaos II. das Wort ergriff. Was die Organisatoren bewogen hat Kirner sprechen zu lassen und ob Kirner sich nur zufällig zu NoSÜGIDA verlaufen hat und eigentlich auf der anderen Seite sprechen wollte – wir wissen es nicht. Dass er sprechen durfte, ist ein Armutszeugnis für die Suhler Zivilgesellschaft. Am kommenden Samstag demonstriert die von Kirner hofierte Mahnwachenbewegung in Erfurt. Dazu haben militante Faschisten, u.a. aus Gotha, bereits ihre Teilnahme angekündigt.

Die Spontandemo endete schon an der Bushaltestelle beim Lauterbogencenter durch eine zügig heraneilende Einsatztruppe staatlich alimentierter Schläger der Polizei. Am Ende gelang es, eine Kundgebung einige Meter vor dem Parkhaus des Lauterbogencenters anzumelden. Dort verharrten die Gegendemonstranten eine gute Stunde und konnten mit anhören, wie faschistische Einpeitscher auf dem Platz der deutschen Einheit die Menge für den anschließenden Marsch über die Theodor-Neubauer-Str., Friedrich-König-Str., vorbei an den Gegendemonstranten und zurück zum Startort des Aufmarsches, in Stimmung brachten . Dabei grölten die Teilnehmer der von Tommy Frencks BZH angemeldeten Demonstration "Wir sind das Volk" und "Volksverräter". Mindestens zwei Teilnehmer zeigten den Hitlergruß und am Rande des Aufmarschs sammelten sich kampfbereite Nazis, die auf das Signal zum Losschlagen warteten – diesmal noch vergebens.

Weiter geht es kommenden Montag, einen Tag vor dem 70. Jahrestag der Befreiung der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Mehr als 500 Personen haben bereits ihre Teilnahme an der Nazidemo angekündigt.

Fazit

Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Selbst wenn es uns künftig wieder gelingen sollte, solche Aufmärsche zu blockieren, dann liegt das beim gegenwärtigen Kräfteverhältnis, an der Bullenkette zwischen uns und denen. Neben Dresden ist Suhl bisher der einzige PEGIDA-Standort, der mehr Rassisten als Nazigegner mobilisiert und das trotz oder gerade weil dieser Aufmarsch dezidiert von organisierten Nazis rund um Tommy Frenck und das BZH organisiert wird. Der Einsatzleitung der Polizei war die Gesundheit der Gegenkundgebungsteilnehmer am Lauterbogencenter zweitrangig. Um Anmelder Tommy Frenck jeden Wunsch zu erfüllen, ließ man den Naziaufmarsch in der Friedrich-König-Straße in unmittelbarer Nähe zu den verbliebenen Teilnehmern der Spontandemo vorbeimarschieren. Hätten die Nazis es gewollt, dann wäre das übel ausgegangen. Mit dem Parkhaus im Rücken und den Bullenwannen und -ketten an allen Seiten waren uns die Fluchtwege versperrt. Wer auch immer diese Route angeordnet hat, der wollte es drauf ankommen lassen oder hat einfach nicht verstanden, wer da demonstrierte.

In Suhl marschiert das zu äußerster Gewalt bereite faschistische Potential der ganzen Region - enthemmt, verdummt und zu allem bereit. In Frencks Anabolika-Truppe versammelt sich ein Mob aus potentiellen Mördern und Totschlägern – wo nicht bereits als solche verurteilt. Zu was diese Leute in der Lage sind, zeigen die Geschehnisse um die Bürgerwehr von Hildburghausen. Wann es in Suhl zu ersten größeren Ausschreitungen gegen Linke und Migranten kommt, ist bei der derzeitigen Zunahme von Nazibeteiligung sowie deren Aggressionen nur eine Frage der Zeit. Und wer sich bei all dem immer noch einredet, diese rechte Offensive sei bloß eine Revolte gegen das heutige Deutschland und habe mit diesem sonst nichts zu tun, der kämpft gegen eine Erkenntnis an, die zwingend nötig wäre um diesen Wahnsinn zu stoppen.

Bilder

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