Antifaschistische Gruppen Südthüringen

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Schleusingen: The same procedure as every year

Eintragsdatum: 2014-12-01Quelle: Antifa Suhl/Zella-Mehlis

Auch dieses Jahr trafen sich Nazis zum Volkstrauertag im Landkreis Hildburghausen. Dieses Mal wurde Schleusingen Ort der Selbstprofilierung von Nazis und Bürgerbündnis.

Während in Gotha eine antifaschistische Demonstration gegen die deutsche Gedenkpolitik und NS-Verhamlosung lief, marschierte einige Kilometer weiter Tommy Frenck und sein Haufen Kameraden durch die Südthüringer Kleinstadt. Etwa 120 Nazis aus dem Raum Südthüringen, aber auch aus dem Landkreis Gotha, nahmen an dem Heldenfasching teil. In der Presse ist die Rede von 200–400 Gegendemonstrant_innen. Wie viele es tatsächlich waren, ist unklar, aber an dieser Stelle auch irrelevant.

Viel interessanter als sich mit den ewig gleich dumm dreinschauenden Nazis um Tommy-Baby-Face-Frenck zu beschäftigen, ist es sich mal wieder den Schleusinger Karnevalsverband „Bündnis gegen Rechts“ anzuschauen.

Der Jugendverband der Vollidioten

Ein Blick in die Presse genügt, um sich vor Augen zu führen, was sich so tolles ausgedacht wurde. Die Bilder von dem Abend sprechen schon Bände. Ein dümmlich dreinschauender Typ (er könnte glatt der Bruder von Tommy Frenck sein) hat ein T-Shirt an, auf dem steht: „Frei.Wild gegen Rassismus und Extremismus“. Ein zweiter Mensch, ebenfalls mit dieser Perle der geistigen Umnachtung auf seinem Shirt, hält ein Schild „Menschenrechte statt rechte Menschen.“ Was das jetzt so genau mit Schleusingen, den Nazis oder mit Menschenrechten zu tun hat, ist ihm wahrscheinlich selbst nicht klar. Muss ja auch nicht, klingt halt einfach toll. Die Beiden halten im übrigen ein Transparent der Jusos Südthüringen, die eigentlich nicht mehr wollen als „eine Stadt ohne Nazis“, was in etwa zeigt, inwiefern sich die Jusos Südthüringen außerhalb von Standortschutz und Heimatliebe mit Nazis auseinandersetzen, nämlich gar nicht. Aber so lange man sich sicher sein kann, dass die nationalistische und sozial-chauvinistische Lieblingsband aus Südtirol genau aus den selben Gründen wie man selbst gegen „Rassismus und Extremismus“ ist und man einen inhaltslosen Reim auf ein Schildchen malen kann, ist doch alles dufte.

Schleusinger Mottoparty: Auschwitz: Ja. Krieg: Nein.

Der Spaß hat aber noch kein Ende. Doktor Thomas Mirsch, welcher laut Presse ein angesehener Arzt in Schleusingen ist (was jetzt nicht sonderlich spannend ist, ihn wohl aber für ein Kommentar im Freien Wort qualifizieren soll), erläutert, dass seine beiden Großväter in der NSDAP gewesen und auch noch kurz vor Kriegsende gestorben sind. Der gemeine Schleusinger stockt an dieser Stelle unsicher schwankend zwischen „Zwei von uns!“ und „Schrecklich, was im Krieg passiert…“. Doch es gibt Entwarnung. Dr. Mirsch erklärt, dass die beiden „in der Erkenntnis gestorben sind, dass Krieg Scheiße ist.“ Kurz vor dem Ende des Krieges, als die beiden von Panzern der Roten Armee in alle Himmelsrichtungen gepustet wurden, fiel ihnen auf, dass es mit dem Krieg doch keine so gute Idee ist, schließlich hätte die industrielle Vernichtung der Jüdinnen und Juden ja vollkommen gereicht. Die als Referenz dienenden Kriegsgeläuterten stehen beispielgebend für die deutsche Friedenssehnsucht, die an dem Zeitpunkt einsetze, als sich das Blatt wendete und die Deutschen ihrer Niederlage entgegen sahen. Gegen Krieg sind die Deutschen immer dann, wenn sie ihn verlieren.

Gott gegen „braunen Ungeist“

Zum Glück gab es in Schleusingen noch den offenen Widerstand auf der Straße. Zumindest auf der Straße, von der Wohnung bis zur Kirche. Dort versammelten sich rund 200 Menschen um gegen den „braunen Ungeist“ eine Position zu beziehen. Wenn man also einfach nicht so richtig weiß, warum und wieso Nazis auf der Straße sind und immer wieder Jagd auf Menschen machen und auch sonst keinen wirklich Bock auf eine Auseinandersetzung damit hat, was macht man? Man gibt dem Problem einfach eine überirdische, bösartig anmutende Gestalt in Form eines „braunen Ungeistes“ und rennt in die Kirche. Dort kann man dann eine Kerze anzünden und „Lass Frieden sein!“ oder „Lass, das Flüchtlinge in unserem Land angstfrei leben können.“ sagen. Berichte, dass es geklappt hat, dass Flüchtlinge nicht mehr abgeschoben werden, wochenlang in Ungewissheit leben ob und wann sie in die Länder abgeschoben werden, aus denen sie vor Armut, Folter und/oder Diskriminierung geflohen sind, oder nicht mehr rassistische angemacht werden und sich beim Einkauf im Supermarkt für ihr Essen rechtfertigen müssen, sind uns bisher nicht bekannt.

Doch zum Ende hin schaffen es immer hin ein paar Jugendliche den Marsch der Nazis für ein paar Minuten stillstehen zu lassen, bevor sie obrigkeitshörig den Weg wieder frei machten. Es entsteht der Eindruck, das Schlimmste wären nicht die Nazis, die weiter marschieren, sondern die schlechte Presse am nächsten Tag! Gegen 21 Uhr beendeten die Nazis ihren Aufmarsch schließlich.

Das Spektakel im Landkreis Hildburghausen ist damit erst einmal vorbei gewesen. Bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: Volksgemeinschaft vs. Volksgemeinschaft.

Bilder



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