Mehrere Naziaufmärsche in Südthüringen - Erste Informationen
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Eintragsdatum: 2006-02-08 — Quelle: AGST
In Südthüringen planen Neonazis der militanten Kameradschaftsszene gemeinsam mit der rechtsextremistischen NPD mind. 4 Aufmärsche im Frühjahr 2005. Wir informieren euch über die geplanten Kundgebungen und die Demonstration der NeofaschistInnen sowie die angestrebten Gegenaktivitäten, zu deren Vorbereitung wir alle Engagierten einladen möchten.
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Nazikaffeefahrt durch Südthüringen am 4. März
Am Samstag, dem vierten März planen Neonazis aus Thüringen eine Kaffeefahrt. Zum Begriff: Die Kaffeefahrt besteht aus mehreren Reisegruppen, welche in Bussen durch Südthüringen fahren und in verschiedenen Städten Kundgebungen abhalten um ihre braune Propaganda zu streuen. Bekannte Kundgebungsorte sind Arnstadt, Ilmenau (beide Ilmkreis) und Bad Salzungen (Wartburgkreis). Vorbereitungen für bürgerliche Gegenaktivitäten sind bisher erst aus Ilmenau und Arnstadt zu vernehmen und ob sie das traditionelle Bratwurstessen, Friedensgebet und Mahnwachen weit abseits der Neonazis übersteigen werden, müssen erst die nächsten Wochen zeigen.
Die Reihenfolge in welcher die Busse die Kundgebungsorte "besuchen", steht zu weiten Teilen fest. Die jeweiligen Kundgebungen laufen parallel zur Fahrt ab und werden von regionalen Neonazis in die Wege geleitet. 9.30 Uhr wurde die erste Kundgebung in Bad Salzungen angemeldet. Anschließend fahren die Busse nach Ilmenau und Arnstadt, in letzterer Stadt wurde die Kundgebung im Zeitraum von 14 bis 17 Uhr angemeldet.
Die konkreten Kundgebungsorte sind für Arnstadt der Riedplatz und für Ilmenau der Apothekerbrunnen.
Rückblick: Nazikaffeefahrt am 20. November 2004
Schon am 20. November 2004, also vor gut einem Jahr veranstaltete selbiges Klientel eine Kaffeefahrt von Ost- nach Südthüringen. Veranstaltungsorte der RechtsextremistInnen waren damals Altenburg, Gera und Arnstadt. In letzterer Stadt kam es zu schweren Ausschreitungen als die Polizei mehr als 100 GegendemonstrantInnen kesselte, 3 Stunden in winterlicher Kälter verharren ließ, anschließend festnahm und in Gefangenentransportern und Stadtbussen zur Polizeiinspektion fuhr. Hier wurde ein Großteil der Gefangenen ED-behandelt und stundenlang festgehalten.
Währenddessen konnten die Neonazis auf dem Arnstädter Marktplatz unter Polizeischutz "Sieg" und "Heil" skandieren. Die Polizei, allen voran Einsatzleiter Thomas Ziegler verursachten damit einen politischen Skandal der Extraklasse.
Bundesweiter Naziaufmarsch in Arnstadt am 1. April
Am Samstag dem ersten April - und nein es handelt sich nicht um einen Aprilscherz - planen Neonazis aus Thüringen eine bundesweite Kampagnendemonstration gegen Kapitalismus. Dass die Kapitalismuskritik der Neonazis eigentlich keine ist, sondern nur billiger Populismus und Provokation, darauf möchten wir zu gegebener Zeit eingehen. Anmelder der Demonstration ist der einschlägig bekannte Rechtsextremist Patrick Wieschke. Er meldete eine Demonstration für 400 Nazilemminge analog der Strecke einer Antifademo im Juli 2005 in Arnstadt an. Auch hier möchte von bürgerlicher Seite ein Bündnis aus Vertretern von Parteien, Kirchen und der Polizei Gegenaktivitäten vorbereiten. Dass hier effektiv kein Widerstand gegen das Treiben der Neonazis geleistet wird, zeigt die permanente Anwesenheit eines Vertreters der Polizei in den Vorbereitungstreffen. Hier möchten wir uns, als AntifaschistInnen gegen den Naziaufmarsch engagieren und bitten Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen, welche den Naziaufmarsch gemeinsam mit uns blockieren, stören und idealerweise verhindern möchten, mit uns Kontakt aufzunehmen. Verschiedene Möglichkeiten findet ihr auf unserer Kontaktseite.
Wir rufen dazu auf, die Naziaufmärsche zu stören, blockieren, sabotieren!
See you on the barricades!
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Infos zu den organisierenden Neonazikadern und Verantwortlichen für die erhöhte Nazipräsenz in Südthüringen
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Michael Burkert
Der Bäckermeister aus Friedrichroda gilt als einer führenden Neonazis Thüringens. Er war der Spitzenkandidat der NPD für den Wahlkreis Ilmkreis-Gotha zur Bundestagswahl 2005 und ist seit 2004 Vorsitzender des Kreisverbandes Erfurt-Gotha. Er stammt ursprünglich aus der Kameradschaftsszene und stellt ein Musterbeispiel eines Verbindungsmenschen zwischen NPD und so genannten "Freien Kräften"(parteilosen Neonazis) dar. Burkert gilt als einer der führenden Köpfe des so genannten "Nationalen und Sozialen Aktionsbündnis Westthüringen (NSAW). In Arnstadt tritt er am 1. April als stellvertretender Anmelder in Erscheinung.
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Patrick Wieschke
Der 24-jährige Neonazikader zählt als einer der aktivsten Neonazis Deutschlands. Er tritt als Anmelder und Redner bei rechtsextremistischen Veranstaltungen in Erscheinung. Außerdem ist der Neonazi Kopf der Kameradschaft Eisenach, des NSAW und half nachweislich beim Aufbau der Strukturen in Gotha und Arnstadt. Wieschke ist wegen eines Sprengstoffanschlages und Körperverletzungsdelikten schon mehrfach zu Haftstrafen verurteilt worden. In Arnstadt tritt er am 1. April als Anmelder und Veranstaltungsleiter der Nazidemo auf.
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Sven Geyer
Der Leithammel der militanten Kameradschaft Ilmkreis und Verantwortlicher für die Neonazipublikation "Ilmkreis National" trat schon am 20. November 2004 und 26. November 2005 als Anmelder und Veranstaltungsleiter für 2 Neonaziaufmärsche in der Arnstädter Innenstadt auf. Der Neonazi initiierte gemeinsam mit seinem Bruder Jens Geyer einen pseudosozialen Verein namens "Nationalisten für Kinderrechte". Jener Verein organisierte schon 2 Demonstrationen in Eisenach und Schönebeck(nahe Magdeburg). Geyer gilt als die treibende Kraft in Arnstadt und wirkt an den Aufmärschen am 4. März und 1. April dieses Jahr entscheidend mit.
Seit Februar 2005 ist Geyer nun auch Vorsitzender des frischgebackenen NPD-Kreisverbandes Ilmkreis.
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Jennifer Jäger
Jennifer Jäger ist die Führerin einer im Herbst 2005 formierten Neonazigruppe in Ilmenau, namens "Nationaler Jugendbund Ilmenau". Jäger unterhält beste Kontakte zu Michael Burkert und Stefan Kolb von der Kameradschaft Zella-Mehlis. Im November 2005 verriet sie bedeutende Informationen über die Struktur der Kameradschaft an die Antifa und wurde anschließend von selbiger geoutet. Jennifer Jäger nahm an zahlreichen Naziaufmärschen teil, so am 25. Juni 2005 in Erfurt, am 8. Oktober 2005 in Eisenach oder am 26. November 2005 in Arnstadt. Der Gedanke, dass sie jetzt auch in Ilmenau aktiv wird, liegt daher nahe.
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Ralf Wohlleben
Ralf Wohlleben gilt als einer der führenden Neonazis in Thüringen. Er ist Kopf des so genannten "Thüringer Heimatschutz"-Netzwerkes (THS) und der freien Kameradschaft "Nationaler Widerstand Jena" (NWJ). Außerdem macht er in der NPD Karriere. Bis heute brachte er es zum stellvertretenden Vorsitzenden und Pressesprecher der NPD-Thüringen. Wohlleben ist wegen schwerer Körperverletzung und Nötigung vorbestraft. Für die Kampagnendemonstration am 1. April dieses Jahr in Arnstadt meldete Wohlleben die Domain des Internetauftritts der Kampagne an.
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Pressemitteilung:
07.02.2006 - AGST
PRESSEMITTEILUNG DER ANTIFASCHISTISCHEN GRUPPE SÜDTHÜRINGEN [AGST]
Frühjahr 06: Neonazis planen 4 Aufmärsche und Kaffeefahrt in Südthüringen
Das Hauptaugenmerk Thüringer Neonazis liegt derzeit auf den Raum Südthüringen, hier sollen junge Menschen geworben und rekrutiert werden. Hier soll die braune Propaganda auf fruchtbaren Boden stoßen. Am 4. März planen Rechtsextremisten eine Kaffeefahrt und parallel am selben Tag drei Kundgebungen in Bad Salzungen, Ilmenau und Arnstadt. Schon vor gut einem Jahr führte ein überzogener Polizeieinsatz in Arnstadt zu mehr als 100 Festnahmen von Gegendemonstranten, während einer rechtsextremistischen Kundgebung auf dem Marktplatz.
4 Wochen nach der Kaffeefahrt veranstalten Thüringer Neonazikader eine bundesweite Demonstration in Arnstadt. Unter einem demagogisch-populistischen Motto wollen sie am 1. April 2006 mit 400 Menschen in Arnstadt aufmarschieren. Für die Kleinstadt bedeutet das den 4. Aufmarsch neofaschistischer Kräfte innerhalb von 18 Monaten. Hier etablierte sich eine militante Kameradschaft, welcher mittlerweile eine ständige Bedrohung für Menschen mit migrantischen Hintergrund oder einer anderen Weltanschauung darstellt. Die Auswirkungen eines Rechtsrucks in Thüringen, welcher schon während der Bundestagswahl 2005 deutlich wurde, kommen hier exzessiv zum Ausdruck. In Thüringen erreichte die NPD ein Zweitstimmenergebnis von 3,7%, gewann sogar 4% der Erstimmen. Ein immenser Gewinn im Vergleich zum Vorjahr und auch der seit Februar 2005 bestehende neue Kreisverband der NPD Ilmkreis, mit dem Vorsitzenden Sven Geyer, bedeutet nichts Gutes. Ein weiterer Kreisverband der NPD in Südthüringen besteht in Suhl-Hildburghausen.
Für uns als antifaschistische Initiative kann eine Intervention nur das Ziel haben dem braunen Terror nicht die Straßen zu überlassen.
ENDE PRESSEMITTEILUNG