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Arnstadt: Bosch-Mitarbeiter_innen demonstrierten für den Standort Arnstadt

Eintragsdatum: 2013-04-05Quelle: Antifa Arnstadt-Ilmenau

Ende 2013 möchte die Betriebsleitung von Bosch ihr Solar-Werk in Arnstadt schließen. Dagegen demonstrierten nun ca. 500 Mitarbeiter_innen, unterstützt von der IG Metall, einigen Parteien, dem Arnstädter Bürgermeister Dill und dem Thüringer Wirtschaftsminister Machnig. Die Kampagne der IG Metal läuft unter der abgewandelten Naziparole „Arnstadt muss leben“ und auch sonst sprechen die Veröffentlichungen und Verlautbarungen der Beteiligten nicht für emanzipatorisches Potential innerhalb des Protests.

Im Grunde sind sich alle Beteiligten einig: Die „deutsche Wertarbeit“ von Bosch Solar in Arnstadt muss erhalten bleiben, die Schließung abgewendet werden. Man möchte sich nicht durch „chinesisches Dumping“ (Machnig) oder unverantwortliche Entscheidungen der Konzernleitung den Standort kaputt machen lassen. Schließlich stehen nicht nur die 1800 Arbeitsplätze von Bosch auf dem Spiel, sondern auch die hunderter Zulieferer. Die Frage, warum die chinesische Wirtschaft Solaranlagen billiger produzieren kann oder warum in Zeiten der kapitalistischen Krise Arbeitsplätze zur Debatte stehen und vor allem was man einem System attestieren muss, dass mit dem Reichtum die Armut produziert, stellte sich niemand. Bei all den Lobliedern auf die deutsche Wertarbeit war für arbeits- und kapitalismuskritische Interventionen kein Platz bzw. bestand daran auch kein Interesse. Man hatte das Gefühl die Beteiligten wollen einfach ihre Arbeitsplatzgarantien und sonst mit den Problemen der Welt in Ruhe gelassen werden. Die eingeforderte Solidarität, die in ihren radikalsten Verlautbarungen an den deutschen Grenzen endete, war am Ende nichts als eine Farce. Vergessen sind die Erkenntnisse, dass Lohnarbeit nicht Selbstverwirklichung, sondern Entfremdung und Ausbeutung bedeutet; vergessen ist die Erkenntnis, dass die Arbeiter_innen international ihre Klassenzugehörigkeit als Ausgebeutete verbindet. Damit steht man in der ohnmächtigen wie paradoxen Situation, dass hier Arbeiter_innen für die Fortsetzung ihres Ausbeutungsverhältnisses demonstrieren, weil ihnen freilich kaum etwas anderes übrig bleibt, um ihr eigenes Auskommen und das ihrer Familien zu sichern. Dass dieser Kampf trotzdem wenigstens in dem Bewusstsein über den zerstörenden Charakter von Lohnarbeit und die strukturelle Bedingtheit der kapitalistischen Krisenerscheinungen geführt wird, ist eine Wunschvorstellung, die mit jeder Äußerung der Beteiligten bitter enttäuscht wurde.

Um den Teilnehmer_innen dieser deprimierenden Veranstaltung einen kritischen Denkanstoß zu geben, verteilte die AG „Gewerkschaft“ der Antifa Arnstadt-Ilmenau einen Flyer, der sich an die Beschäftigten richtete und eine Kritik der Arbeit in Form eines Textes von Stephan Grigat lieferte.

Die Auseinandersetzungen um das Bosch-Werk in Arnstadt werden sich in den nächsten Monaten mit Sicherheit fortsetzen. Ob in dieser Zeit eine Radikalisierung des Protestes in Aussicht steht, ist zwar nicht wahrscheinlich, aber doch umso wünschenswerter.

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