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Geraberg: Deutsche Traditionspflege in der „Ortsgruppe Geraberg“

Eintragsdatum: 2013-02-26Quelle: Antifa Arnstadt/Ilmenau

In Geraberg im Ilm-Kreis gibt es einen Kreis von Irren, der so eine Mischung aus Wehrsportgruppe und Trachtenverein auf die Beine gestellt hat. Diese Leute sammeln Devotionalien aus dem Dritten Reich und präsentieren sich damit bei allen sich bietenden Gelegenheiten. Solche Geschmacklosigkeit empört sogar einige der Dorfbewohner.

Der genannte Kreis von NS-Nostalgikern nennt sich „Ortsgruppe Geraberg“. Ortsgruppe von was, könnte man naiv fragen. Dass die genauere Bestimmung ausgelassen wird, hat vermutlich rechtliche Gründe. Ortsgruppe der NSDAP, der SS, der Wehrmacht o.ä. darf sich in diesem Land nämlich keiner mehr nennen. Dass die Kameraden der Ortsgruppe gestandene Faschisten sind, darf eh bezweifelt werden. Vermutlich handelt es sich eher um Leute denen die Neue Rechte viel zu modern ist und die irgendwie irgendeiner guten alten Zeit nachtrauern, ohne sich Gedanken um deren geschichtliche Wirklichkeit oder deren wirkliches Nachleben im Hier und Jetzt zu machen. Solche NS-Nostalgiker, Brauchtumspfleger und Trachtenspinner gibt es überall in unterschiedlichsten Ausprägungen.

Die „Ortsgruppe Geraberg“ erlangte allerdings schon mehrfach zweifelhafte Berühmtheit, weil sie ihre merkwürdigen Aktivitäten nicht im Geheimen ausübt, sondern in der Öffentlichkeit. Beispielsweise auf Dorfjubiläen, wie der 600-Jahr-Feier in Singen oder der 725-Jahr-Feier in der Wolfsberggemeinde patrouillierten Mitglieder der Ortsgruppe in Wehrmachtsuniformen in der Parade mit. In den Waldgebieten werden diese Leute beim „Blitzkrieg“-Spielen beobachtet und auch in der Uniform der SS sollen Mitglieder häufiger im Ort gesichtet werden.

Die meisten Eingeborenen verwirrt das nur, weil sie längst verstanden und eingesehen haben, dass die Maxime deutscher Vorherrschaftspläne heute zunächst „Wirtschaftskrieg“ (Konicz) und nicht Vernichtungskrieg heißt, was Wehrmacht und SS noch nicht nötig macht. Deswegen wird die „Ortsgruppe“ vermutlich nur von ihresgleichen bejubelt und von der Restbevölkerung beargwöhnt. Mehrere Dorfbewohner machten ihrer Empörung sogar gegenüber dem Lokalblatt Luft, das jetzt zwischen die narkotisierenden Berichte über Unternehmensjubiläen und 80te Geburtstage einen Bericht über die „Ortsgruppe“ quetschte und die Polizei aufscheuchte.

Diese sieht die Sache allerdings ebenso wie die Staatsanwaltschaft ganz locker, was nicht weiter verwunderlich und kommentierenswert ist, wäre da nicht die verräterische Sprache. So lässt sich die Pressestelle der Polizeidirektion Gotha dahingehend zitieren, dass es sich bei der „Ortsgruppe Geraberg“ lediglich um eine harmlose Gemeinschaft handelt, „die sich mit der Traditionspflege der deutschen Geschichte beschäftigt, [...] historische Fahrzeuge restauriert und besitzt sowie Uniformen sammelt und an historischen Treffen im In- und Ausland teilnimmt“. Wer „Traditionspflege“ für ein Argument hält, wenn Leute mit SS-Uniformen durch ein Kaff im Ilm-Kreis patrouillieren, der wird gegen Verfolgung und Mord nichts einzuwenden haben. Beides gehört unbestreitbar zum Markenkern deutscher Tradition. Solche Tradition pflegen unterschiedliche Gruppen der Deutschland-Stolzen eben auf ihre jeweils unterschiedliche Weise: die einen marschieren als lebender Anachronismus mit der SS-Uniform durch ein Kaff im Thüringer Wald, die anderen schieben ab und halten die repressive Ordnung am Laufen. Am Ende wollen ja irgendwie alle dasselbe. Da sind sich die Deutschen immer einig gewesen.



"Ortsgruppe Geraberg" löst bei Anwohnern Unverständnis aus

Geraberg (Ilmkreis). Die "Ortsgruppe Geraberg" ist laut Polizei keine rechtsextreme Vereinigung. Die Anwohner sind entsetzt.

Für Verunsicherung sorgt in Geraberg im südlichen Ilmkreis eine Gruppe vermeintlicher Liebhaber von Oldtimern aus dem zweiten Weltkrieg. Einwohner berichten unserer Zeitung davon, dass Personen mit mehreren Fahrzeugen aus dem Bestand der Wehrmacht im Ort unterwegs seien und im nahen Waldgebiet Treffen abhalten.

"Die spielen Blitzkrieg in den Kammerlöchern", beschreibt eine Leserin ihre Beobachtungen. Die selbsternannte "Ortsgruppe Geraberg" hat bereits in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt.

Bei einem Festumzug zur 600-Jahr-Feier in Singen 2007 trat ein Mitglied in Wehrmachtsuniform auf; an der Mütze ein Hakenkreuz. Weil das nicht überklebt wurde, folgte eine Anzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen, bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung die Polizeidirektion Gotha.

Im kompletter SS-Uniform quer durch den Ort

Das aber ist der einzige öffentlich bekannte Fall. Alle weiteren Verfahren seien von der Staatsanwaltschaft "regelmäßig eingestellt worden", erklärte eine Polizeisprecherin. Und auch der Kriminalpolizei liegen aktuell "keine Hinweise auf rechtsextremistische Aktivitäten" der sogenannten Ortsgruppe vor.

Vielmehr handle es sich um eine Gemeinschaft, "die sich mit der Traditionspflege der deutschen Geschichte beschäftigt, [...] historische Fahrzeuge restauriert und besitzt sowie Uniformen sammelt und an historischen Treffen im In- und Ausland teilnimmt", heißt es aus Gotha. Immerhin befindet sich im Fuhrpark neben Wehrmachtsfahrzeugen auch militärisches Gerät der alliierten Streitkräfte.

Doch einige Anrufer in der Redaktion können sich mit dem Verweis auf die pure Sammlerleidenschaft nicht arrangieren. "Mit einem Militärmotorrad herumzufahren - wer's mag. Aber in kompletter SS-Uniform im Ort unterwegs zu sein, das finde ich nicht normal", meint ein Leser, der im Gespräch mit unserer Zeitung lieber anonym bleiben wollte. Das Thema ist seit Langen Gesprächsstoff im Ort.

"Zur Vervollständigung des Erscheinungsbildes treten die Fahrer und Begleiter in den zu den Fahrzeugen passenden Uniformen auf", schreibt dazu die Polizei. Das Tragen von SS-Uniformen ohne verbotene Symbole erfülle aber "zunächst keinen Straftatbestand", fügt die Sprecherin hinzu.

Im Jahr 2007 hat die "Ortsgruppe" auch den Landtag beschäftigt. Nach einem Auftritt zur 725-Jahr-Feier in der Wolfsberggemeinde fragte Landtagsabgeordneter Frank Kuschel (Die Linke) den damaligen Innenminister Karl Heinz Gasser (CDU) zur Zulässigkeit von Wehrmachts-Devotionalien in Festumzügen.

Die Antwort fiel knapp aus: "Die Landesregierung sieht es nicht als ihre Aufgabe an, Darstellungen in von Gemeinden veranstalteten historischen Umzügen zu bewerten."

Quelle: http://ilmenau.thueringer-allgemeine.de/web/ilmenau/startseite/detail/-/specific/Ortsgruppe-Geraberg-loest-bei-Anwohnern-Unverstaendnis-aus-676594055
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