Sonneberg: Verschwörungen, Drohungen und Paranoia

Vor einigen Tagen berichtete die Lokalzeitung „Freies Wort“ über die „Reichsdeutschen“-Initiative in Sonneberg. Dabei handelt es sich um Anhänger von Verschwörungstheorien, gepaart mit völkischem Nationalismus. Die Sonneberger Gruppe fiel besonders im letzten Jahr durch öffentliche Aktionen auf. Der führende Kopf ist Manfred Heinemann aus Sonneberg.

Die Initiative der „Reichsdeutschen“ in Sonneberg ist ein Teil der sogenannten „Reichbürgerbewegung“. Diese zeichnet sich hauptsächlich dadurch aus, dass sie die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat anerkennt. Ihrer Ansicht nach besteht das „Deutsche Reich“ weiter, was damit begründet wird, dass der BRD eine verfassungsrechtliche Grundlage fehlen würde. Hierbei wird oft auf den 2+4-Vertrag verwiesen und dass es in Deutschland keine Verfassung an sich geben würde, sondern lediglich ein Grundgesetz, welches von den Alliierten aufgesetzt wurde. Teilweise fantasiert man von einer Diktatur durch die Alliierten, die Deutschland heimlich beherrschen und Politik und Wirtschaft längst infiltriert haben sollen. Manchmal sind es aber auch direkt die Juden, die Verschwörungstheoretiker für die vermeintliche Abhängigkeit Deutschland verantwortlichen machen wollen. Ohnehin weist die Ideologie von geheimen, undurchschauten und zersetzenden Mächten auf einen strukturellen Antisemitismus hin, der allen Verschwörungstheorien gemeinsam ist.

Erst im September letzten Jahres ließ sich Peter Fitzek [1] zum „König von Deutschland“ krönen und rief das „Königreich Deutschland“ aus. [2] Neben diesen Aktionen, versuchen überzeugte „Reichsbüger“ auch anderweitig ihre Version der "Wahrheit" in den Alltag und die Öffentlichkeit zu bringen. Dies kann mittels gefälschten Führerscheinen des „Deutschen Reichs“, mit Nummernschildern oder Fantasieausweisen geschehen. Der prominenteste Anhänger der „Reichsbürgerbewegung“ ist der Musiker Xavier Naidoo, der durch Interviews und Songtexte immer wieder Verschwörungstheorien aus dieser Richtung propagierte. [3]

Der Kopf der Sonneberger „Initiative“ ist Manfred Heinemann aus Sonneberg. Über einige Jahre hinweg betrieb er Websites, die sich meistens um Verschwörungsdenken, Reichsbürger und Antiamerikanismus drehten. Auf seiner aktuellen Website hat sich daran auch nicht viel geändert. Nebenher betreiben Heinemann und seine Anhänger noch einen kleinen Versandhandel, bei dem sich „Reichsbürger“ mit Autoaufklebern, Shirts, Flaggen und weiteren wirren Zeug ausrüsten können. Auch auf verschiedenen anderen Internetseiten publiziert er über Weltverschwörungen und die vermeintliche Nicht-Existenz der BRD. Laut Impressum seiner Website wohnt Heinemann in „Schöne Aussicht 12“ in Sonneberg. Heinemann und seine Lebensgefährtin Maria Wöhner mussten im Frühling 2011 einige Zeit in Haft. Auf der Internetseite von Heinemann heißt es: „Es handelt sich bei der Festnahme im Grunde um ein 'Vergehen' wegen dem führen eines Fahrzeuges ohne Versicherungsschutz.“ Weiter heißt es: „Manfred hatte sich im August letzten Jahres Daziger Nummerschilder anfertigen lassen. (Er besitzt neben seine Reichsdeutschen Staatsbürberschaft noch die der Freien Stadt Danzig, die aufgrund des Versailer Dikdats als Sataat existiert.) Mit diesen Nummerschilderan an seinem PKW wurde er angehalten und die Nummerschilder wurden ihn entwendet. Bis dahin war das Fahrzeug versichert und auch die illegalen Steuern waren bezahlt.“ (Fehler im Original) Inwieweit dies der einzige Haftgrund ist und welche Vergehen, Verstöße, etc. im Vorfeld eine Rolle spielten, bleibt offen. Es stellt sich ja ohnehin die Frage, inwieweit solche Menschen überhaupt ernst zu nehmen sind.

Wie das „Freie Wort“ berichtet, gab es 2012 zwei öffentliche Aktionen durch die „Initiative“ in Sonneberg. Zum einen wurde berichtet, dass im September 2012 beim „Tag der offenen Tür“ im Landratsamt, die Landrätin von mehreren Männern der Gruppe bedrängt, beleidigt und ihr Amt in Frage gestellt wurde. Eine der Personen, die die Landrätin bedrängten, war laut Angaben der Zeitung sogar ein ehemaliger Mitarbeiter des Landratsamtes. Der zweite Vorfall ereignete sich im Oktober, als sich die Anhänger der „Reichsbürger“ vor dem Finanzamt der Stadt Sonneberg postierten, um dort eine Kundgebung durchzuführen. Die Polizei löste diese schnell auf und beschlagnahmte eine falsche Polizeiuniform und einen gefälschten Ausweis. [4] Die beteilligten Mitglieder der Gruppe bekamen daraufhin mehrere Strafanzeigen. Fortsetzung folgt bestimmt.

[1] http://psiram.com/ge/index.php/Peter_Fitzek
[2] http://www.publikative.org/2012/10/17/der-konig-von-deutschland/
[3] http://www.publikative.org/2012/04/26/xavier-naidoo-als-soundtrack-der-reichsbewegung/
[4] http://www.insuedthueringen.de/lokal/sonneberg_neuhaus/sonneberg/Auf-Rammkurs-mit-den-Behoerden;art83453,2257261