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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Kritik des Filmes „Noise and Resistance“ und des Konzeptes DIYbr>Eintragsdatum: 2012-12-23 — Quelle: AJSTH Am 21. und 22.11.12 wurde der Film „Noise and Resistance“ in Langewiesen und Suhl gezeigt und diskutiert. Im Folgenden sollen unsere Kritikpunkte am Film und des Konzeptes „Do it yourself“ (DIY) ausformuliert werden. Um von vornherein Missverständnisse auszuschließen, wir wollen hiermit nicht alles im Film Gezeigte verteufeln, sondern darauf hinweisen, dass DIY darin ausschließlich glorifiziert und nicht hinterfragt wurde, was bezeichnenderweise auch oft Anhänger_innen des DIY-Konzeptes unterlassen, ihr eigenes Handeln und Denken zu reflektieren. Darauf bezieht sich unsere Kritik. Illusion der PrallelgesellschaftIm Film fallen immer wieder Äußerungen, die DIY verteidigen, weil man sich nicht an der Kapitalakkumulation und ihrer Verwertungslogik beteiligen würde, wenn man diese entsprechende Lebensweise pflegt. Man lebe eine Alternative zu ihr. Diese Annahme ist allerdings abwegig, weil dahinter der Gedanke steht, der Kapitalismus, seine Imperative und Voraussetzungen seien etwas dem hier vergesellschafteten Menschen und seiner Lebens- und Reproduktionsweise Äußerliches. Dabei beweisen selbst die DIY-Leute mit ihrer Alternativwirtschaft immer nur eines: dass es aus dem System der Verwertung, der Ausbeutung und Mehrwertproduktion kein Entrinnen im Diesseits des Kapitalismus gibt. Sie partizipieren in ihm nur in eigenen Formen und beweisen einmal mehr seine enorme Absorptions- bzw. Integrationskraft. Bei diesem „alternativen Wirtschaften“ werden die eigenen Produkte und Arbeitskraft aus der Zirkulation genommen und man schadet sich damit nur selbst, indem man sich selbst ausbeutet. Eine gängige Praxis in der DIY-Szene ist es, dass Produkte getauscht werden, also zum Beispiel CDs gegen Platte anstatt gegen Geld. Das allerdings zeugt auch nur von der kapitalistischen Logik, denn nur im Kapitalismus sind Waren untereinander vergleichbar, auch wenn sie nicht gegen Geld getauscht werden. Man muss der Logik des Tauschens folgen, um in einer auf Warentausch ausgelegten Gesellschaft überleben zu können. Auch die benötigten Mittel für ihre Alternativwirtschaft und -kultur sind nicht alle außerhalb des Kapitalismus zu haben. Denn es sind Waren, die nicht vom Himmel gefallen sind (z.B. Gitarren, Verstärker, Zahnbürsten, etc.), in denen menschliche Arbeit verausgabt wurde im gesellschaftlich-arbeitsteiligen Prozess um einen Wert zu erhalten. Weiterhin wird bei einigen DIY-Bands ihr Produkt am Ende auf dem Markt gebracht, sie können sich nicht den kapitalistischen Prinzipien entziehen. Es werden also nur ein paar Spielregeln geändert, aber Ware und Wert verschwinden bei DIY nicht. Idee von DIYWo die materielle Not enorm ist und sich die Menschen nur eben dadurch zu helfen wissen, dass sie Häuser besetzen, um zu wohnen, und sich in kleinen Kollektiven zusammenschließen, um ihr Auskommen zu organisieren, mag diese Form der Selbstorganisation befreiend wirken. Wohingegen DIY nicht auf materieller Not beruht, sondern auf dem Wahn besser ohne die Gesellschaft, ohne fortgeschrittene materielle Produktion, ohne ein hohes Maß an Arbeitsteilung leben zu können („das Allergrößte so zu leben“, Aussage aus dem Film), etwa weil man so der Natur näher wäre, dort ist das DIY-Prinzip regressiv. Es beruht auf der Annahme, dass die abstrakten, schwer durchschaubaren und komplexen Produktionsverhältnisse dem Menschen nicht angemessen seien und schaden und deswegen durch ihre radikale Vereinfachung in Alternativökonomien beseitigt werden müssten. Der Kapitalismus ist jedoch nicht nicht vom individuellen Handeln bzw. Nicht-Handeln abhängig, persönliches Handeln konstituiert nicht den Kapitalismus, er ist also auch nicht in die Ecke zu drängen mit einer anderer Vorgehensweise in ihm. Progressiv wäre es vielmehr, sich die gesellschaftlichen Reichtümer, wie ihre Produktionsmittel, von denen man derzeit ausgeschlossen ist, anzueignen und kollektiv zu verwalten im Interesse einer Gesellschaft, die nicht der blinden Vermehrung von Tauschwerten dient, sondern der umfassenden Bedürfnisbefriedigung aller Menschen. Eine weitere Idee von DIY ist es kreativ zu sein, aber gerade kreativ, selbstaufopfernd und selbstausbeutend zu sein, ist das Leitbild des modernen Geschäftsmanns oder der modernen Geschäftsfrau. Das ist die neoliberale Idee, jede_r fängt an ein Unternehmen zu gründen und schaut wie man damit expandieren kann. Jede_r ist für das eigene Glück verantwortlich. Fetischisierung des PrimitivismusMehrfach zeigt der Film die Ansichten von gesellschaftlichen Aussteigern, Eskapisten und Zivilisationsverächtern, die abgeschottet im Wald eigene kleine Kollektive aufbauen wollen und ein solch primitives Leben gewissermaßen als normativen Maßstab setzen, wenn man auch umweltbewusst, nachhaltig und nicht als Lohnsklave leben will. Und wenn damit kein normativer Maßstab gesetzt, sondern nur ein "individuelles Lebensgefühl" zum Ausdruck gebracht werden soll, bleibt völlig schleierhaft, was dann der politische Zweck von DIY sein mag. Auch gerade weil man nur mit sich selbst beschäftigt ist und isoliert von der Gesellschaft lebt. Das Erheben von DIY zum besseren Lebensprinzip verleugnet nicht nur die Schlagkraft der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, es verleugnet auch ihre progressiven Potentiale, die es aus einer Befreiungsperspektive heraus zu entwickeln gälte, anstatt sie samt und sonders zugunsten der Versteinzeitlichung über den Haufen zu werfen. |
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