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"Renn, sonst bist du tot" - Alltag im Gothaer Landkreis

Eintragsdatum: 2007-01-07Quelle: AGST

Die 6000 EinwohnerInnen zählende Stadt Ohrdruf im Gothaer Land ist eine von vielen Nazihochburgen in Thüringen, eine dörfliche Kleinstadt mit einer enormen Anzahl junger gewaltbereiter Rechter, deren Dominanz und Kultur in Ohrdruf niemand etwas entgegenzusetzen hat oder etwas entgegensetzen will. Die wenigen MigrantInnen und Linken sehen sich einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Auch in der Kreishauptstadt Gotha und der Kleinstadt Waltershausen zeigt sich kein anderes Bild. Wir berichten über die jüngsten Vorfälle.

Feindbild: Dönerbude

Der Dönerimbiss im Ohrdrufer Zentrum, dem Marktplatz ist vielen Rechten natürlich ein Dorn im Auge. Stellt er doch die letzte "Festung" des verhassten "Multi-Kulti" in der Stadt dar. Am 16. Dezember 2006 gegen 0 Uhr schlugen mehrere mit Knüppeln bewaffnete Personen die Schaufensterscheiben des Imbisses ein. Der Ladenbesitzer berichtete, dass zuvor mehrere "Scheiß Ausländer!" grölende Neonazis den Laden in Augenschein genommen hätten. In einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Gotha vom 18. Dezember berichteten die BeamtInnen von ca. 1400€ Sachschaden. Weiter schrieben sie, dass die einzige Zeugin es wohl verpasst habe rechtzeitig die Polizei zu informieren, weshalb die TäterInnen unerkannt entkommen konnten.

Unzählbar... rechtsextreme Gewalttaten

In der Nacht zum 24. Dezember 2006 überfielen mehrere Neonazis eine Feier junger Punks in Ohrdruf. Die Alternativen hatten sich in einer Garage zum gemütlichen Beisammensein getroffen, bis gegen ca. 0 Uhr mehrere Rechtsextreme in die Location eindrangen und begannen auf die Punks einzuschlagen. Nach Aussage der Betroffenen wurden zwei Jugendliche leicht verletzt. Die Täter sind wohlbekannte Schläger der Ohrdrufer Neonaziszene.

Kein Einzelfall

Die politisch motivierten rechtsextremen Übergriffe in Ohrdruf häufen sich. Erst vor vier Wochen attackierte ein stadtbekannter rechter Schläger einen linken Jugendlichen auf dem Ohrdrufer Marktplatz mit einer Flasche. Das Opfer erlitt eine Platzwunde und Hämatome.
Unklarheit besteht über einen von der Deutschen Presseagentur (DPA) gemeldeten Übergriff. In der Nacht vom 27. zum 28. Oktober sollen demnach mehrere wohl der rechten Szene zuzuordnende Jugendliche, einen 22-jährigen angegriffen und mit einem Knüppel niedergeschlagen haben. Das Opfer erlitt Kopfverletzungen und musste ambulant behandelt werden. Die TäterInnen flüchteten in einem Kleintransporter.

Rechte Gewalt ist für die wenigen Ohrdrufer Linken Alltag. In Ohrdruf entwickelte sich in den letzten Jahren eine vitale und aggressive Neonaziszene, welche das jugendkulturelle Bild der Stadt längst dominiert und das angsterfüllte Klima mit jedem neuen Übergriff perfektioniert. Auch die Verantwortlichen der Stadt denken wohl nicht daran gegen das muntere Treiben der Neofaschisten vorzugehen. So bleibt Browntown Ohrdruf was es ist, eine von vielen Thüringer No-Go-Areas.

Silvester in Waltershausen

Am Abend des 31.12. kam es in der mittelthüringischen Kleinstadt Waltershausen vermehrt zu rechtsextremen Übergriffen. Dem Angriff auf eine schwangere Frau, die die Nazis wohl der linken Szene zuordneten, folgten Angriffe auf mehrere Linke vor einer Diskothek und eine anschließende Hetzjagd. Ein Betroffener berichtete, dass die Angegriffenen durch einen Hinterhof in ein Haus flüchteten und sich in diesem verbarrikadieren mussten. Immer wieder wurden die Opfer mit Schlägen und Tritten traktiert. Schließlich informierten die Betroffenen die Polizei, welche erst 45 min. später eintraf und die Opfer drei Stunden in Gewahrsam nahm. Abschließend fuhren die Beamten sie ins Krankenhaus. Die TäterInnen entkamen unerkannt. Bilanz eines blutigen Abends, laut Angabe eines Betroffenen: ein Nasenbeinbruch, ein zerfetztes Ohr, Schnittverletzungen, abgebrochene Zähne und blaue Augen.
Nur zwei Tage nach den brutalen Übergriffen in der Silvesternacht drangen ca. 15 Neonazis ebenfalls in Waltershausen in die Wohnung eines Punks ein, verwüsteten diese und verletzen ihr Opfer.

"..., dass wir Gotha und Umkreis zeckenfrei machen"

Am 1. Januar gegen 18.30 überfielen drei schwarz gekleidete Rechtsextreme eine junge Frau und attackierten diese. Ein Kurzbericht der Betroffenen:

Ich lief am Busbahnhof lang, als plötzlich drei schwarze Gestalten auftauchten. Ich bin schon schnell gelaufen. Sie schrieen "Renn, sonst bist du tot". Ich wurde von einem festgehalten und von dem anderen bekam ich einen Schlag in die Rippen. Danach wurde ich gegen eine Hauswand geschubst, wo ich mit dem Kopf aufschlug. Sie sagten noch zu mir: "Du kannst deinen Zeckenfreunden und Antifaspinnern einen schönen Gruß ausrichten, dass wir Gotha und Umkreis zeckenfrei machen."
Die Frau hatte Schmerzen an Rippen, Kopf und Rücken.

Die erneute Gewaltwelle im Gothaer Land ist nur die Fortsetzung einer rechtsextremen Tradition im braunen Landkreis. Gewalttätige Übergriffe gegen Linke und MigrantInnen haben hier Kontinuität. Die Betroffenen leben in einem Klima der Angst, fühlen sich den Rechtsextremen schutzlos ausgeliefert. Antifaschistische Strukturen existieren kaum und, wenn dann nur in den größeren Städten. Nur ein Bruchteil der stattgefundenen Übergriffe wird bekannt. Die Betroffenen lehnen es in der Regel ab Anzeigen zu erstatten. Das Vertrauen in staatliche Behörden besteht nicht. Zu oft richten sich die Ermittlungen der Verfolgungsbehörden gegen die Opfer, als gegen die Täter.


Pressemitteilung:

07.01.07 - AGST-PM

PRESSEMITTEILUNG

Betreff: Nazigewalt im Gothaer Landkreis

Innerhalb kürzester Zeit ereigneten sich in verschiedenen Städten im Gothaer Landkreis zahlreiche rechtsextreme Übergriffe. Am 16. Dezember schlugen bewaffnete Rechtsextreme die Scheiben eines Dönerimbisses am Ohrdrufer Markt ein. Knapp 2 Wochen später überfielen mehrere Rechtsextreme in der Nacht zum 24. Dezember eine Feier alternativer Jugendlicher und prügelten auf diese ein.
Im nahe gelegenen Waltershausen initiierten Rechtsextreme am Abend des 31. Dezember eine wahre Gewaltorgie, in deren Verlauf die Opfer, unter ihnen eine schwangere Frau, Verletzungen, wie einen Nasenbeinbruch, ein zerfetztes Ohr und Schnittwunden erlitten. Schlimmeres konnten die Betroffenen nur durch die Flucht abwenden. Die spät eintreffende Polizei nahm die Opfer fest und schaffte sie nach 3 Stunden Gewahrsam ins Krankenhaus.
Nur zwei Tage nach den brutalen Übergriffen in der Silvesternacht drangen ca. 15 Neonazis ebenfalls in Waltershausen in die Wohnung eines Jugendlichen ein, verwüsten diese und verletzen ihr Opfer.
Einen Tag zuvor jagten drei schwarz gekleidete Neonazis eine junge Frau mit den Worten "Renn, sonst bist du tot" durch Gotha. Die Frau wurde geschlagen und verletzt.
"Die erneute Gewaltwelle im Gothaer Land ist nur die Fortsetzung einer rechtsextremen Tradition im Landkreis. Gewalttätige Übergriffe gegen Linke, Migrantinnen und Migranten haben hier Kontinuität. Die Betroffenen leben in einem Klima der Angst und fühlen sich den Rechtsextremen schutzlos ausgeliefert.", so Stefan Müller, Pressesprecher der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST).
Anzeigen wurden von den meisten Betroffenen mangels Vertrauen in die Ermittlungsbehörden nicht erstattet. "Kein Wunder", entgegnet Stefan Müller, "zu oft richten sich die Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft gegen die Opfer, als gegen die Täter."

PRESSEMITTEILUNG ENDE
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