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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Zella-Mehlis: "Die Heizung wird ab Mitternacht einfach ausgestellt"Eintragsdatum: 2010-12-26 — Quelle: Antifa Saalfeld In Zella-Mehlis, an der Landkreisgrenze zu Suhl, mitten im Gewerbegebiet, liegt das Sammellager für Asylbewerber_innen. Das heißt, wenn sich die Flüchtlinge 100m Richtung Suhl bewegen verstoßen sie gegen das Residenzpflichtgesetz und können von der Polizei bestraft werden. Bekannt sind auch die Drangsalierungen gegen die Heimbewohner_innen und Unterstützer_innen in den letzten Jahren. Kürzlich veröffentliche die Antifa Saalfeld einen Bericht mit Bildern über die Zustände im Isolationslager. Wir dokumentieren.
Die Heizung wird ab Mitternacht einfach ausgestellt
Zella-Mehlis. Eine Stadt mit 12.000 Einwohnern mitten in Thüringen. Abseits in einem Industriegebiet ist ein alter DDR-Plattenbau zu entdecken. Eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber_innen, die in der Hoffnung auf ein besseres, humaneres Leben nach Deutschland geflüchtet sind. Aufgrund eines aktuellen Berichts von "The Voice" (nachzulesen: hier und hier, Fax-Kampagne) besuchten wir die Menschen dort. ![]() Sarkastischer Aufkleber an der Eingangstür Während sich das Erdgeschoss, durch Wandmalereien verziert und einem sarkastischen "Thüringen tolerant"-Aufkleber an der Eingangstür, noch relativ freundlich gestaltete, ändert sich dieses Bild in den darüber liegenden Etagen.Was wir dort vorfanden ist nicht nur gesundheitsschädigend, sondern schlicht weg menschenunwürdig. An den feuchten Wänden zeichnen sich überall Wasserränder ab. Aufgrund der schlechten Heizungsmöglichkeiten kann bei den derzeitigen Außentemperaturen nur selten gelüftet werden, was zur Folge hat, dass im Haus durch den allgegenwärtigen Schwarzschimmel ein gesundheitsgefährdendes Raumklima herrscht. Je zwei Personen, die sich oftmals aufgrund von Sprachbarrieren kaum ausreichend verständigen können, wohnen in einem 10 m² Zimmer. Bei Familien im Lager sind sogar noch mehr Menschen gezwungen in einem Raum zu leben. Für diese gibt es nicht genug Betten, weshalb Familienmitglieder auf einer Matratze am Boden schlafen müssen. Neben all diesen Problemen gibt es noch eine weitere, nicht zu verachtende Gefahr: die Fenster. Sie sind nicht nur undicht, sie drohen sogar sich aus der Verankerung zu lösen. Eine im Lager untergebrachte Familie erzählte uns, dass vor einigen Wochen das Fenster bei einem Sturm mitten in der Nacht raus gebrochen ist und nur knapp neben dem Schlafplatz der Kinder zersplitterte. Bis heute ist das provisorisch geklebte Glas von der Heimleitung nicht ausgetauscht oder wenigstens repariert worden, wodurch kalte Luft ungehindert von draußen in die Zimmer strömen kann. Noch dazu werden die ohnehin nur lauwarmen Heizungen um Mitternacht abgestellt. Zum Teil gibt es keine Thermostate an den Heizkörpern. Die im Lager Untergebrachten leiden seit Jahren unter diesen miserablen Lebensumständen. Zu Schmutz, Schimmel und zerbrochenen Scheiben welche, vor allem für die Kinder eine große Gefahr sind, kommt die allgegenwärtige Angst abgeschoben zu werden. Der kapitalistischen Verwertungslogik in Deutschland liegt nichts daran die Flüchtlinge zu integrieren. Das Ziel solcher Heime, die es überall in Deutschland in ähnlichen Zuständen gibt, ist es, psychisch und physisch Druck auf die Flüchtlinge aufzubauen, damit sie Deutschland "freiwillig" wieder verlassen. Dabei spielt nicht nur die Unterbringung in menschenunwürdigen Lagern eine Rolle, sondern auch das rassistische Gutscheinsystem und das praktische Arbeitsverbot für Flüchtlinge, die sich noch im Asylverfahren befinden. Ein solches Verfahren zieht sich meist über mehrere Jahre in denen die Flüchtlinge in Lagern ohne eine Chance auf einen Job in Deutschland leben müssen. Neben den Gutscheinen erhalten Asylbewerber_innen lediglich 40 EUR Bargeld, von denen sie ihren Anwalt, die Reisekosten und sonstige Dinge bezahlen müssen, die nicht mit Gutscheinen erhältlich sind. Die so zur Verfügung gestellten Sozialleistungen belaufen sich lediglich auf insgesamt rund 65 % des Existenzminimums eines_r HartzIV Empfängers_in. In Zella-Mehlis wird diese Isolation noch dadurch verstärkt, dass die Kinder nicht in den Kindergarten gehen dürfen und somit keine Chance bekommen um sich zu integrieren. Lediglich die Schulkinder stehen in regelmäßigen Kontakt mit der Außenwelt. Dabei begrenzt sich die Außenwelt nur auf den Landkreis, denn die Residenzpflicht verbietet es einen anderen Landkreis zu betreten. In Zella-Mehlis, wie fast überall in Deutschland, herrscht kein öffentliches Interesse daran, den Menschen, die vor Krieg, Hunger und Verfolgung geflüchtet sind, zu helfen. Die Flüchtlinge leben nicht in Deutschland, sondern in Lagern. ![]() Treppenhaus ![]() Schwarzschimmel an der Badezimmerdecke ![]() Wasserschaden im Kinderzimmer ![]() Kaputte Tür zum Badezimmer Quelle: http://antifaslf.blogsport.de/2010/12/21/die-heizung-wird-ab-mitternacht-einfach-ausgestellt/ Erst vor wenigen Tagen machte auch die Flüchtlingsorganisation The Voice Refugee Forum auf die Zustände im Lager aufmerksam: [klick] Presse: 18.12.2010 - FW
Kritik an Zuständen im Asylbewerberheim
Die Zustände in der Unterkunft für Asylbewerber in Zella-Mehlis kritisierte die Vorsitzende der linken Kreistagsfraktion, Heike Gundlach, während der Haushaltsdebatte am Donnerstagabend. Zella-Mehlis/Meiningen - Heike Gundlach (Die Linke) sprach während der Kreistagssitzung in Meiningen von einem "beschämend schlechten Zustand" im Asylbewerberheim, auf den Ina Leukefeld aufmerksam gemacht habe. Die linke Landtagsabgeordnete hatte vor einigen Monaten die einzige Einrichtung dieser Art im Landkreis Schmalkalden-Meiningen besucht. In dem Block, der an der Gemarkungsgrenze Zella-Mehlis/Suhl liegt und seit mehr als zehn Jahren als Gemeinschaftsunterkunft genutzt wird, leben 170 Menschen aus vielen Nationen. Linke für Wohnungen In dem Gebäude soll es Heike Gundlach zufolge schimmlige Wände, unterkühlte Zimmer und Kinder mit chronischem Husten geben. "Wir konnten uns als Fraktion noch kein Bild machen", sagte die Vorsitzende und betonte, dass das Heim auch schon in einer überregionalen Zeitung für Negativschlagzeilen gesorgt habe. Die Fraktionsvorsitzende forderte dazu auf, statt der zentralen Unterbringung der Asylbewerber Einzelunterkünfte zu schaffen und die Menschen in Wohnungen unterzubringen. "Es ist das Gebot der Stunde, das Leben der Menschen dort zu verbessern. So viel Respekt müssen wir ihnen entgegenbringen." Auch Ulrich Töpfer aus Meiningen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sind schon Beschwerden über die Zustände im Heim zu Ohren gekommen. "Dort ist es nicht so, wie es sich für ein Leben in Würde gehört", beklagte er. Er würde eigenen Worten zufolge einen Trägerwechsel begrüßen und forderte den Landkreis auf, statt der Massenunterkunft für die Asylbewerber mehr Einzelunterkünfte zu schaffen. Harald Bernhardt, Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung im Landratsamt Meiningen, erwiderte: "Wir wissen, dass es um das Heim nicht zum Besten steht. Es stimmt aber nicht, dass dort die Wärme nicht gegeben ist. Wir führen regelmäßige Kontrollen durch." Zur Wahrheit gehöre auch, dass Bewohner nachts absichtlich das Wasser laufen ließen und so das Heizsystem störten. "Ziel ist es, so aus dem Heim in eine Wohnung zu kommen", sagte Bernhardt während der Kreistagssitzung. Das Problem sei, dass der Gesetzgeber davon ausgehe, dass die Asylbewerberverfahren zügig entschieden werden. Tatsächlich aber gebe es Fälle, die sich über Jahre hinziehen. Der Kreis sei jetzt bemüht, eine andere Immobilie zu finden. Es sei auch vorstellbar, einen Teil der Asylbewerber in Hausgemeinschaften zu integrieren. "Es gibt aber sozial unverträgliche Fälle, die wir nicht in Hausgemeinschaften unterbringen können. Sonst ist der Ärger vorprogrammiert." Gegenüber Freies Wort sagte Horst Beuthe, Kreistagsmitglied der SPD, hier werde von verschiedenen Seiten versucht, "Polemik zu machen". "Ich habe mir am Montag das Heim angesehen und festgestellt: Es gibt Mängel, das ist richtig. Aber sie sind nicht von solcher Tragweite, wie es dargestellt worden ist. Der Betreiber ist darum bemüht, diese Mängel abzustellen." Von eisiger Kälte in dem Haus und einer kaputten Heizung sei nichts zu spüren gewesen. "Im Gegenteil. Es war überall angenehm warm", so der Kreisrat, der zugleich Stadtrat in Zella-Mehlis ist. Hoher Wasserverbrauch Beuthe weiß, dass der Betreiber verpflichtet worden ist, in das Objekt zu investieren. So sei beispielsweise vorgesehen, Anfang nächsten Jahres drei neue Boiler aufzustellen, um die Warmwasserversorgung besser sicherzustellen. Im Gespräch mit dem Betreiber der Einrichtung habe er erfahren, dass der Wasserverbrauch weit über dem normal üblichen Maß liegt. Dass die Bewohner des Hauses oft das Wasser sehr lange Zeit laufen lassen, auch das wurde ihm bei dem Besuch bestätigt. Die Kritik an schlechten Bedingungen - diese war auch vom Flüchtlingsrat Thüringen bei einer Zusammenkunft Ende Oktober in Zella-Mehlis geäußert worden - kann Beuthe nicht nachvollziehen. "Die Küchen sind gut ausgestattet, die Flure in gutem Zustand. Das Beste ist, man macht sich selbst einen Eindruck vom Heim." Der Betreiber der Einrichtung gab gegenüber Freies Wort gestern keine Auskünfte und verwies auf die zuständige Ordnungsbehörde im Landratsamt. hi/bk |
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