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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Arnstadt: Das Arnstädter Stadt-Echo über jüdische Gene, Thilo Sarrazin und die "Lügen der Alliierten"br>Eintragsdatum: 2010-11-27 — Quelle: AGST Die Antisemiten und Rassisten von der lokalen Monatspostille "Arnstädter Stadt-Echo" legen in ihrer Oktober-Ausgabe wieder ordentlich nach. Immer offener wird die Hetze gegen Juden, Ausländer und die Befreier von 1945. Das Blatt hat weiterhin eine Auflage von 20.000 Exemplaren und wird kostenlos verteilt. Von Distanzierungen der finanzierenden Unternehmen ist bisher nichts bekannt. Das JudengenEigentlich so liest man zwischen den Zeilen, weiß man als Reporter der "Freien Stadt- und Heimatzeitung" und wie jeder Antisemit, der sich den "Systemmedien" trotzig widersetzt, schon längst, dass die Juden etwas eigenes haben, sich von Nicht-Juden unterscheiden. Dass das an den Genen liegt, will man aber dann doch (noch) nicht aussprechen. Zu nah liegt die Parallele zur Rassenlehre des historischen Nationalsozialismus und auf dieses Eis begibt sich das Stadt-Echo dann doch (noch) nicht so offen. Aber wozu gibt es Thilo Sarrazin und obskure Studien aus den sonst so verwunschenen USA. Letztere wollen laut Stadt-Echo jetzt herausgefunden haben, dass "alle Juden gemeinsame genetische Merkmale besitzen". Das stützt, folgt man dem Stadt-Echo, die "These, daß alle Menschen jüdischer Herkunft durch einen gemeinsamen genetischen Code miteinander verbunden sind." Woher diese glorreiche These stammt, wird verschwiegen. Dass sie letztlich nach Auschwitz führte, ist dem Stadt-Echo nicht mal eine Randnotiz wert. Wie kürzlich das Arnstädter Bündnis gegen Rechtsextremismus recherchierte, wurde die genannte Studie zudem - gelinde gesagt - etwas "überinterpretiert" (nachzulesen hier: klick). Aber was solls, wer würde schon auf die Idee kommen den Rassenkundlern und Schädelvermessern vom Stadt-Echo eine Gegendarstellung abzuverlangen oder öffentlich Kritik zu üben. Die Rassenlehre aus dem Stadt-Echo wird in Arnstadt nur von ein paar Antifas und Zivilgesellschafter_innen widersprochen. Große Teile der Bevölkerung erreicht dieser Widerspruch nicht, ganz im Gegensatz zum Stadt-Echo, das 20.000-fach kostenlos verteilt wird. Dem kommt hinzu, dass es immer eine gewisse Anstrengung und Bereitschaft zur Öffnung vom Leser verlangt sich einem differenzierteren Standpunkt zu öffnen. Dem scheint man sich beim Stadt-Echo bewusst, denn hier heißt die Losung seit eh und je Stumpf ist Trumpf in Arnstadt. Die Sarrazin-Jünger Und wo Dummheit und Einfältigkeit das kritische Denken kalt gestellt haben, dürfen einige "Gedanken" zur neuen Bibel für notorische Rassisten und vermeintliche Tabubrecher nicht fehlen. "Deutschland schafft sich ab" heißt das Buch des neuen Messias des deutschen Rechtspopulismus, Thilo Sarrazin. Was wie ein schöner Traum vom Ende einer Scheißidee klingt, ist eine Sammlung statistischer Erhebungen, gelesen durch die Brille eines Rassisten und Nützlichkeitsfanatikers. Deutsche Faschisten jubelten auf, als das rassistische Pamphlet durch die verpöhnten Systemmedien lanciert wurde. Da darf selbstverständlich das Stadt-Echo nicht fehlen im Kreise der wohlwollenden Rezensenten. In einem Kommentar kommt Rüdiger Schmitt im Stadt-Echo zu dem Schluss, dass Einwanderer, die Deutschland nicht mehr nützen, "in ihren einstigen Heimatländern ihr erworbenes Wissen, ihren Fleiß und Geschäftssinn anwenden können, um ihre angestammte Heimat, die Heimat ihrer Väter zum Blühen zu bringen". Mit anderen, nicht ganz so blumigen Worten: Abschiebung von arbeitslosen Migrant_innen. Wer zwischen NPD, Stadt-Echo und anderen Nazis hier nach Differenzen sucht, dem sei gesagt, sie sind tatsächlich nur mit der Lupe zu finden. Alle sind sich einig, Sarrazin hat Recht. Nur in ihren regressiven Forderungen wird der SPD-Rassist noch übertroffen. "Die Lügen der Alliierten" Mit Verschwörungstheorien angereicherter Geschichtsrevisionismus ist eine Leitidee des Arnstädter Stadt-Stürmers. Darüber wurde bereits mehrfach berichtet. Immer wieder wird durch die Redaktion und ausgewählte Literaturrezensionen von Büchern aus dem Kopp-Verlag (Wikipedia) die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg und der daraus resultierenden Zerstörung des Landes in Frage gestellt und relativiert. Beispielsweise als die Alleinschuld Deutschlands hinterfragt wurde (AGST berichtete) oder wenn "unsere Soldaten" ihre Geschichte vom Krieg erzählen dürfen (AGST berichtete). Diesmal wird ein Buch von Thomas Mehner im Rahmen eines Interviews vorgestellt, das selbstverständlich auch im Kopp-Verlag erschienen ist. Mehner ist unter Arnstädter Verschwörungsnazis bestens bekannt durch seine kruden "Enthüllungen" über die vermeintlichen Atombombentests im Jonastal zur Zeit des Nationalsozialismus. Diesmal legte Mehner ein Buch mit dem Titel "Die Lügen der Alliierten und die deutschen Wunderwaffen" vor. Schon beim Lesen des Titels müssen sich die Stadt-Echo-Reporter Stefan Buchtzik und Hans-Joachim König geifernd auf die Schenkel geklopft haben vor Freude. Es ist schließlich ihr offensichtlichstes Anliegen die Geschichte des Zweiten Weltkrieges umzudeutschen. Und so interviewt auch niemand anderes als der Altmeister König persönlich seinen Freund, den "Wahrheitssucher" Mehner und umreißt schon in der Vorrede sein Programm, nämlich durch vermeintlich neue und investigative Informationen die Geschichte des Zweiten Weltkrieges neu zu schreiben. Dazu dienen ihm und Mehner Zitate und Berichte von vermeintlichen und wirklichen Zeitzeugen, selbstverständlich nur jene "die der offiziellen Geschichtsschreibung zuwiderlaufen". Diese Zeitzeugen entpuppen sich bei näherem Hinsehen zumeist als Spinner, Verschwörer oder nicht existent. Mehners recycelte These ist die, dass Nazideutschland in der Lage gewesen wäre Atombomben zu bauen, wenn der Krieg nur wenige Monate länger gedauert hätte und dass die Alliierten diesen Forschungsstand nach der Zerschlagung Deutschlands verheimlicht hätten und die deutsche Öffentlichkeit noch immer systematisch manipulieren würden, um zu verhindern, dass die Nation mitbekommt, dass ihre Niederlage gar nicht so total war. Es gehe vor allem den USA darum eine neue "Dolchstoßlegende" (Wikipedia) zu verhindern. Wer hier aber der Dolchstoßende gewesen sein soll, bleibt unklar. Schließlich ist Nazideutschland an alles anderem gescheitert, als dem Widerstand der eigenen Bevölkerung. Dann wird's richtig krude. Mehner will einen Zusammenhang ausgemacht haben zwischen der Atombombe, einem SPD-Politiker, einem fehlenden Friedensvertrag mit Deutschland und der nicht existenten Verfassung (schließlich hat Deutschland nur ein Grundgesetz). Worauf er hinaus will ist folgendes: Nazideutschland sei objektiv unbesiegbar gewesen und war als erstes in der Lage die Atombombe zu bauen (wer würde auch anzweifeln, dass die erste Massenvernichtungswaffe eine deutsche Idee gewesen sein könnte). Besiegt wurde das tausendjährige Reich nur durch geheime Mächte, die im Hintergrund blieben und bleiben sollen. Soweit Mehners Ideologie. Er meint damit jene geheimen Mächte, die die Deutschen damals in den Vernichtungslagern ausrotten wollten. Dass dieser Versuch, das europäische Judentum und mit ihm die hineinprojizierte Verschwörungsmacht zu vernichten, abgebrochen wurde, scheint Mehner noch heute zu wurmen, doch "nichts währt ewig, wie die Geschichte zeigt", wird der optimistische Mehner abschließend zitiert, ohne einmal das Wort "Jude" nennen zu müssen. Der "Wahrheitssucher" Mehner ist ein wirrer Antisemit und somit in bester Gesellschaft bei König, Buchtzik und Co. Keine Distanzierung - nirgends. Das Stadt-Echo wird ermöglicht von dutzenden Arnstädter Unternehmen (hier eine unvollständige Übersicht: klick). Auch die Zeit des "Wir haben all das nicht gewusst" ist lang vorbei. Sowohl die Antifa im Jahr 2007 (AGST berichtete) als auch das Bündnis gegen Rechtsextremismus drei Jahre später (Bericht des BGRE Arnstadt), haben umfassend und regelmäßig über die Zeitung informiert und sind an die Inserenten herangetreten. Die Wenigsten haben die Zahlungen ans Stadt-Echo eingestellt, keiner hat sich öffentlich distanziert. Das Arnstädter Unternehmertum (mit wenigen Ausnahmen selbstverständlich) unterstützt eine rassistische, antisemitische und geschichtsrevisionistische Zeitung. Man muss wohl länger suchen, um eine deutsche Kleinstadt zu finden, in der Nazis (und nicht nur deren Ideologie) über ein solchen Potenzial und eine solche Verankerung in der Bevölkerung und Politik verfügen können. Der prominenteste von ihnen ist immerhin ihr Bürgermeister (Kurzinfo zu Köllmer: klick). Bisherige Berichte zum Thema Stadt-Echo: 15.08.2007 - Arnstadt: Von falsch verstandener Toleranz 27.09.2007 - Arnstadt: Boykottaufruf gegen das "Arnstädter Stadt-Echo" 13.07.2009 - Arnstadt: Immer wieder das "Arnstädter Stadt-Echo" 12.09.2009 - Arnstadt: Personalwechsel beim Stadt-Echo 03.03.2010 - Arnstadt: Von national-konservativen Faschisten und faschistischen National-Konservativen 13.04.2010 - Arnstadt: Hans-Joachim König spricht auf "Pro Deutschland"-Stammtisch 19.04.2010 - Arnstadt: haGalil.com berichtet über die Arnstädter Verhältnisse 12.09.2010 - Arnstadt: Antifaschistischer Stadtrundgang |
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