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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Saalfeld: Kein Fußbreit den Emanzipationsfeindenbr>Eintragsdatum: 2010-05-10 — Quelle: AK Kritische Gesellschaftsanalyse Einen Auftritt von Holger Burner bei einer "Befreiungsparty" am 8. Mai im Saalfelder Klubhaus nahmen kritisch gesinnte Leute zum Anlass, ein Flugblatt zu verteilen, in dem sie über die sowohl strukturell-antisemtische als auch geschichtsrevisionistische Haltung Holger Burners aufklärten. Neben konkreter Kritik an den Texten des selbsternannten "Klassenkampf-Rappers" bezogen sich die Autor_innen auch auf die solidarische Haltung Holger Burners gegenüber dem Antisemiten Hugo Chavez. Weiterhin forderten sie in dem Flugblatt, künftig keinen Raum für Antisemiten in linken Projekten bereitzustellen. Nachfolgend der Text des verteilten Flugblattes:
"Kein Fußbreit den Emanzipationsfeinden...
...oder warum wir der Ansicht sind, dass Holger Burner kein Forum zur Verbreitung seiner antisemitischen Haltung geboten werden sollte Holger Burner, seines Zeichens "Klassenkampf-Rapper", soll heute Abend im Saalfelder Klubhaus auftreten. Die Einsicht, dass die Inhalte, die Holger Burner mit seinen Songs verbreitet, objektiv betrachtet mitnichten den emanzipatorischen Anstrich tragen, den er ihnen selbst zuspricht, war für uns Anlass zur Herstellung dieses Flyers. So begreift er das kapitalistische System der Vergesellschaftung nicht etwa als ein Ganzes, das alle Lebensbereiche durchdringt und dem man sich innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nicht entziehen kann, sondern er personifiziert die aus dem Kapitalismus resultierenden Zurichtungsmechanismen: Schuld an der ganzen Scheiße ist bei ihm nicht das System an sich, sondern wahlweise diverse Konzern-Chefs, George W. Bush oder etwa vermeintliche Yuppies.[1] Von einer emanzipatorischen Kritik der kapitalistischen Verhältnisse ist er damit meilenweit entfernt. Denn nicht etwa nur Manager, Banker oder gar George W. Bush sind für das Funktionieren der kapitalistischen Zurichtungsmaschinerie verantwortlich, sondern auch der_die Lohnarbeiter_in, der_die mit dem oftmals unfreiwilligen Verkauf seiner_ihrer Arbeitskraft auf dem Markt die Lohnarbeit und damit den Kapitalismus als solchen akzeptiert. Bei Holger Burner scheint es ganz so, als würde mit der Liquidierung diverser Charaktermasken des Kapitals sogleich das Ende von Herrschaft, Ausbeutung und Gewalt eingeläutet. Doch die Personifizierung kapitalistischer Zurichtung, wie etwa im Song "Ketten zerreißen" - "Ich will Uzis verteilen von Hamburg bis München - Mit dem Aufruf die Chefs aller Banken zu lynchen" - ist nicht nur analytisch völliger Nonsens. Durch die Identifikation Einzelner mit dem Kapital - im hier gewählten Beispiel sind das die "Chefs aller Banken" - begibt er sich in strukturell-antisemitische Erklärungsmuster: Was im Nationalsozialismus "der Jude" als "Agent des Kapitals" war, ist heute die Charaktermaske von der Hypo Real Estate. Ein Antisemitismus also, der keine Juden_Jüdinnen mehr benötigt. Als Grundlage beider Konzeptionen fungiert dabei eine verhängnisvolle Trennung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse in eine vermeintlich gute Produktionssphäre und eine vermeintlich böse, raffende Finanzsphäre, in der schließlich der_die Arbeiter_in um seinen_ihren gerechten Lohn gebracht werde. Dass Zirkulation und Produktion nicht voneinander zu trennen sind und sich wechselseitig bedingen, scheint sich dem "Klassenkampf-Rapper" nicht zu erschließen. Er verkennt, dass die Grundlage der Dynamik des Kapitals nicht etwa die Banken sind, sondern ein notwendig falsches Bewusstsein der Gesellschaft. Dieses falsche Bewusstsein verschleiert die gesellschaftlichen Realitäten und lässt sie als das erscheinen, was sie vorgeblich sind: Als eine Freiheit und Gleichheit aller. Somit erfolgt die wirkliche Ausbeutung nicht durch den Banker oder Manager, also in der Zirkulationssphäre, sondern bereits in der Produktionssphäre durch den Verkauf der Ware Arbeitskraft, deren Gebrauchswert in einer Generierung von Mehrwert besteht. Folglich ist auch der wahnwitzige Plan, den Kapitalismus erschießen zu wollen, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt; am Ende liegt immer ein Mensch auf der Straße. Psychoanalytisch soll hier mit der Ausrottung jener, die mit dem Kapital identifiziert werden, alsbald die gleichsam schmerzliche sowie verdrängte Erinnerung an die Nichterfüllbarkeit des bürgerlichen Glücksversprechens, nämlich der Gleichheit aller in concreto, ausgelöscht werden. Mit dem Mord an den Bankern, die als Projektionsfläche für die als Ursache der konkreten Ungleichheit der Subjekte wahrgenommene Finanzsphäre herhalten müssen, sollen gleichsam die vermeintlich durch die Finanzsphäre ausgelösten Übel verschwinden. Ein wahrhaft irrsinniges Unterfangen. Neben einer Kapitalismuskritik, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, übt er sich auch in einer politisch nicht zu verantwortenden Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen: "Damals die Nazis, heute schmeißt die Bomben die NATO"[2] oder "Kurze Zeit später andres Land, kaum andre Zeit - inzwischen gibt's in Deutschland wieder Zwangsarbeit."[3] Im Hinblick darauf, dass es sich bei der heutigen Veranstaltung um eine "Befreiungsparty" handelt, erscheint es besonders paradox, einem Geschichtsrevisionisten wie Holger Burner ein Podium zur Agitation zu bieten. Auch die politische Alltagspraxis des Rappers, der mit bürgerlichen Namen David Schultz heißt, zeugt nicht gerade von einer Fähigkeit zur Reflexion. Er sei "[...] gegen jeden Nationalismus und vor allem gegen den Zionismus", kolportierte er bei einem Auftritt auf einem Anti-G8-Camp der Berliner "Falken" im Jahr 2007 in völliger Ignoranz gegenüber dem Konzept Israels als historisch begründeten sowie notwendigen Schutzraum für Juden aus aller Welt. In Reaktion auf dieses Statement distanzierten sich die Verantwortlichen von Holger Burner und entschuldigten sich für dessen "antisemitischen und antizionistischen" Aussagen. Im Widerspruch zu seiner vermeintlich antinationalen Einstellung steht mithin auch seine Sympathie zum venezuelanischen Präsidenten Hugo Chavez. So solidarisiert sich der Rapper mit seinem "amigo" und dessen nationalistischer Regierung.[4] Und überhaupt: Nicht nur die affirmative Haltung gegenüber des Nationalstaates Venezuela bedarf dabei einer Kritik, sondern auch die Person Hugo Chavez selbst. "Das ist eine ungerechtfertigte Aggression [gemeint war die Außenpolitik Israels gegenüber dem Libanon; die Verfasser], die in einer faschistischen Art wie einst von Hitler geführt wird", verlautbart der Präsident im Jahr 2006 in Dubai und lässt damit keinen Raum für Zweifel an seiner dezidiert antisemitischen Haltung. Wir sehen also: Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, sich die Songs von Holger Burner einmal kritisch zu Gemüte zu führen und es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnis über die Emanzipationsfeindlichkeit des "Klassenkampf-Rappers" weite Kreise zieht. Bisweilen müsste auch das kurze Statement mit Selbstbezug "Zu wahr um schön zu sein...", das aktuell auf Holger Burners Myspace-Seite zu lesen ist, richtigerweise "Zu dumm um wahr zu sein..." lauten. Wir verbleiben mit dem Appell, dass zukünftig kein Raum mehr für Antisemiten und solche, die unverhohlen zur Menschenjagd aufrufen, in linken Projekten bereitgestellt wird. Fußnoten: [1] Vgl. "Deshalb" und "America del Sur" von Holger Burner [2] Vgl. "Antifahistory" von Holger Burner [3] Vgl. "Si se puede" von Holger Burner [4] Vgl. "Deshalb" von Holger Burner (AK Kritische Gesellschaftsanalyse) Für eine wahrhaft kritisch-emanzipatorische Bewegung! Indymedia-Artikel: http://de.indymedia.org/2010/05/280985.shtml |
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