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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Erfolgreiche Antifademo am 26.08. in Zella-Mehlisbr>Eintragsdatum: 2006-09-04 — Quelle: AGST Am 26.08. demonstrierten 200 AntifaschistInnen erfolgreich durch die südthüringische Kleinstadt Zella-Mehlis. In der Stadt gibt es endlich eine breit angelegte Debatte über Nazistrukturen und Rassismus, der von der Mitte toleriert wird. Wir berichten. Bericht zur Antifa-Demo am 26.08. in Zella-MehlisErfolgreich konnte am Samstag, dem 26. August eine antifaschistische Demonstration im südthüringischen Zella-Mehlis durchgeführt werden. Insgesamt ca. 200 Menschen, nicht nur aus Thüringen, konnten gezählt werden. Los ging es am Zellaer Bahnhof Grund der Veranstaltung war die bedrohliche, leider jedoch für Ostdeutschland mustergültige, Entwicklung rechter Strukturen in Zella-Mehlis. Immer weiter rückt hier das politische Engagement neofaschistischer Strukturen in die Mitte der Gesellschaft. Zahlreiche der ansässigen Vereine, welche den Hauptteil des sozialen Lebens in der südthüringischen Kleinstadt ausmachen, können Kader und Mitwirkende der örtlichen Kameradschaft und andere Rechte zu ihren Mitgliedern und UnterstützerInnen zählen. Während fast alltäglich gesellschaftliche Fremdenfeindlichkeit und organisierter neofaschister Rassismus sich inhaltlich annähern können, müssen Nichtdeutsche, Linke und nicht in das Weltbild der Kameradschaft passende täglich um die eigene körperliche Unversehrtheit fürchten. Kurz nach der Eröffnung durch den Versammlungseiter und einem Redebeitrag zum Thema Nationalismus, startete der Demonstrationszug am Bahnhof Zella um etwa 13 Uhr, um sich in Richtung des örtlichen Sportplatzes in der Alten Straße zu bewegen. Auf dem Weg dorthin gab es noch einige Sehenswürdigkeiten entlang der Route. Hoppe zieh den Fallschirm an... Punkt eins war das Wohnhaus des Altnazi Kurt Hoppe in der Friedensstraße, welcher in seiner langjährigen Arbeit in Neonazikreisen schon Erfahrung unter anderem bei DVU, Republikanern und der Deutschen Partei sammeln konnte. Des Weiteren gehört Hoppe zum Kreis der Initiatoren bei der Gründung der Kameradschaft Zella-Mehlis und zu den Organisatoren der diesjährigen Ersatzveranstaltung zum "Fest der Völker", im wenige Kilometer entfernten Oberhof. Hoppe lies sich bereits vor Beginn der Demonstration dabei beobachten, wie er versuchte, DemonstrationsteilnehmerInnen abzufotografieren. Dieses und zahlreiche andere Vorkommnisse reichten den Mitlaufenden, um Sprüche wie "Hoppe, Hoppe aus der Traum, auch du liegst bald im Kofferraum!" oder "Hoppe, Hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er." zu skandieren. Leider konnte mensch den älteren Herrn nicht persönlich im Vorgarten begrüßen, da jenem diese Demo scheinbar nicht ganz geheuer war. Bereits im Vorfeld hatte er eine Redakteurin der Lokalzeitung bedroht, in dem er verlauten lies, "Ich bin kein Nazi, werde aber zu einem solchen, sollte meinem Haus, mir oder meiner Familie etwas angetan werden.". Gemeint im Zuge der Demonstration oder in Folge der Berichterstattung der Lokalzeitung "Freies Wortes". ...du bist unser Möllemann! Alte Nazis, Junge Nazis und auch sportliche Nazis Weiter ging es, vorbei an den Eigenheimen der Familien Kirchner und Kolb. Stefan Kolb ist Administrator der Internetpräsenz der Kameradschaft Zella-Mehlis. Des Weiteren spielt er sich als Führungsfigur eben jener Kameradschaft auf, zu deren Umfeld auch Kevin Kirchner gehört. Am Sportplatz angekommen, folgten, unter argwöhnischer Beobachtung eines guten duzend Mitglieder des örtlichen Fußballsportvereins (WSG), darunter auch bekannte Neonazis, mehrere Redebeiträge. Das Verhalten der WSG bzw. derer Fanblock, die selbsternannten "WSG-Ultras", sorgte für viel Gesprächsstoff im Vorfeld der Veranstaltung. Hier hat die Leitung der WSG, im Rahmen der Vorwürfe, in der Presse verlauten lassen, ihnen ging es um die "Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Weltanschauung". Welche Weltanschauungen damit gemeint sind, wird beim Blick auf die Fotos der Kameradschaftsseite oder eben Sonntag Nachmittags auf dem Sportplatz klar. Rassisten und Neofaschisten werden zu einer schützenswerten Minderheit erkoren, ebenso wie der "Deutsche", welcher plötzlich integriert werden muss. Nach dem Beitrag einer antifaschistischen Bürgerin aus Zella-Mehlis und einem Beitrag der AGST zum rassistischen und rechten Alltag in Zella-Mehlis ging es weiter in Richtung Mehlis Markt. Vom "Gasthof zur schnellen Faust" Auf dem Weg dorthin konnte mensch noch das Einsiedel aus der Ferne betrachten und den Informationen aus dem Lautsprecherwagen lauschen. Die private Gaststätte "Einsiedel" ist eine genauso alte, wie beliebte Kneipe, und zugleich Veranstaltungsort für Karneval und Konzerte. Aus der ursprünglich angesagten Szenekneipe ist nach der Wende zunehmend ein Tummelplatz für brutale Schläger, erfahrene und einflussreiche Neonazis sowie auch NS-Blackmetaler geworden. Mit dem Spitznamen "Gasthof zur schnellen Faust" ist das "Einsiedel" überregional bekannt für lange Nächte mit viel Action, in denen nicht selten Blut fließt. Und natürlich für jeden Rechten aus Zella-Mehlis ein Muss. Die Opfer sind, soweit anwesend, vermeintliche Linke oder nichtdeutsche Menschen. Bewohner der Umgebung können davon berichten, dass regelmäßig Samstagnachts von den Gästen der Kneipe rassistische und nationalsozialistische Parolen und Lieder zu hören sind. Am Markt Mehlis, und dem somit letzten Zwischenkundgebungsort angekommen, gab es dort einen weiteren Beitrag der AGST zur Problematik "Nazis als Teil dieser Gesellschaft" und als Einstieg in die Problematik des anstehenden G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm bei Rostock einen Beitrag der Thüringer Anti-G8 Gruppe "BergsteigerInnen" zur Kapitalismuskritik von Rechtsaußen. Endspurt zum Abschluss.. Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging es auf zum Endspurt Richtung Zellaer Markt und der dort stattfindenden Abschlusskundgebung. Auf dem Weg dorthin wurde noch ein Beitrag zur Asylpolitik der Bundesregierung und der EU, sowie dem AsylbewerberInnenheim in Zella-Mehlis verlesen und die darin herrschenden unmenschlichen Zustände kritisiert. In Zella angekommen wurde dort, nach dem letzten Redebeitrag zum Thema Repression, gegen 17 Uhr die Veranstaltung offiziell und ohne größere Zwischenfälle beendet. Letztendlich bleibt zu sagen, dass das Hauptanliegen der Demonstration bereits im Vorfeld erfüllt werden konnte. Selten wurde in Zella-Mehlis in einem solchen Maße über Rassismus, die örtlichen rechten Strukturen oder auch die Integration rechten Gedankenguts durch die Zella-Mehliser Vereine diskutiert wie im Vorfeld dieser Demonstration. Dennoch war es von enormer Bedeutung Zella-Mehlis, aber auch Südthüringen, zu zeigen, dass hier, abseits von einem halbherzigen parlamentarischen Antifaschismus, Widerstand gegen eine erschreckende Entwicklung vorhanden und machbar ist. Die enorme Streckenlänge von knapp 8 km sorgte für eine hohe Fluktuation der Teilnehmenden, so dass die Demonstration zu ihrem Höhepunkt um die 180 Personen zählen konnte. Nennenswerte Zwischenfälle mit Neonazis gab es nicht. Drei von ihnen wurden laut Angaben des Team Green bereits vor Beginn der Demonstration in Gewahrsam genommen, da sie den Anweisungen der Polizei nicht folgen wollten, zwei weitere Male gab es kurzen Sichtkontakt mit kleinen Gruppen von nicht ganz so mutig wirkenden Neonazis. Zum Ende wünschte die Kameradschaft noch mit zwei bei Kameradin Feld aus dem Fenster gehaltenen Fahnen "eine gute Nacht" ("Good night, left side" und 2 schwarze Fahnen mit der Aufschrift "Zella-Mehlis"). Leider reichte auch hier der Mut der Kameraden nicht, sich bei strahlender Sonne die dicke Wollmütze ein wenig aus dem Gesicht zu ziehen. Seitens der Staatsgewalt gab es neben der reinen Anwesenheit mehrere Punkte zu bemängeln. So sollte, bereits zu Beginn, eine Person von der Demonstration aufgrund des Tragens von Nieten ausgeschlossen werden. Weite Teile der Strecke wurde der Demozug abgefilmt. Probleme bei den BeamtInnen gab es scheinbarauch beim Auseinanderhalten zwielichtiger Zaungäste mit Thor Steinar-Kleidung und antirassistischer Skinheads. Letzteren sollte der Zutritt verwehrt werden, erstere hatten dabei jedoch weniger Probleme. Alles in allem eine gute, kraftvolle Demonstration mit großer Bedeutung für den antifaschistischen Widerstand in der Region. Danke an alle die gekommen sind! And don't forget... ...support your local Antifa! Fotos: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Presseberichte im Vorfeld der Demo am 26.August 19.08.2006 - Freies Wort ANTIFASCHISTISCHE DEMONSTRATION Junge Linke: Vereine sind von Rechten unterwandert VON HEIKE JENZEWSKI ZELLA-MEHLIS - "Willkommen in der No-Go-Area Zella-Mehlis - Betreten auf eigene Gefahr": Die Mitglieder der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST) haben mit Absicht für ihre Demonstration heute in einer Woche ein provokantes Motto gewählt. Sie sagen, Zella-Mehliser Vereine seien von Rechten unterwandert und die Stadt für Linke oder Ausländer nicht mehr sicher. Drei junge Mitglieder der Antifa-Gruppe aus Zella-Mehlis, Suhl und dem Raum Oberhof, die aus Angst vor rechten Übergriffen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollten, stellten das Vorhaben jüngst in der Lokalredaktion vor. Sie seien eine parteiunabhängige Gruppe von 18- bis 25-Jährigen, die allen Antifaschisten offen stehe. "Wir werden zwar vom Verfassungsschutz als Linksextreme angesehen. Wir denken aber vor allem, dass Probleme wie Faschismus und Rassismus in der Gesellschaft liegen und deswegen radikal kritisiert werden müssen. Dazu kann man sich aber nicht nur einzelne Personen heraussuchen, sondern die gesamte Gesellschaft muss sich ändern", nennen die jungen Leute ihr Anliegen. Bewusst wählten sie den Begriff No-Go-Area ( zu Deutsch in etwa: Nicht zu betretendes Gebiet), der im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft hochkochte, als Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye vor allem Brandenburg als gefährliche Zone für dunkelhäutige Mitbürger ausrief. Ähnlich sehen es auch die jungen Linken für Zella-Mehlis. Für sie nehmen Nazigewalt und rechte Strukturen in der Region überhand; Zella-Mehlis bezeichnen sie als "Schwerpunkt extrem rechter Aktivitäten", in dem sich "Menschen mit linkem oder migrantem Hintergrund" nicht mehr frei bewegen können, sondern ständig in Angst vor brutalen Übergriffen Rechtsextremer leben müssen. Klares Feindbild Als Quelle der rechtsextremen Gewalt haben die Linken die "Kameradschaft Zella-Mehlis" ausgemacht, die nach eigenen Angaben seit November 2003 existiert und sich auf ihrer Homepage als "national-denkende Gemeinschaft" bezeichnet mit Mitgliedern über Zella-Mehlis hinaus auch in Oberhof, Schmalkalden und Kühndorf. Aus ihrer ideologischen Nähe zur NPD und der Deutschen Partei macht die Kameradschaft keinen Hehl, einer der Mitbegründer war der Zella-Mehliser Nazi Kurt Hoppe. Für die AGST-Mitglieder ist die Kameradschaft ein "Sammelbecken einer enormen Anzahl rechter Skinheads und gewaltbereiter Neonazis". Zahlreiche Übergriffe der jüngsten Zeit legen sie der militanten Gruppe zur Last. Beispielsweise einen Angriff auf "Punks, nicht rechte Skins, alternativ oder nicht rechts aussehende Jugendliche" am 25. Mai 2006. Zuvor hätten die Rechten die Wanderhütte "Am Lämmerfleck" demoliert. Doch nicht nur brutale Auseinandersetzungen nahmen die jungen Leute zum Anlass für ihre Demo, die am 26. August um 13 Uhr am Zella-Mehliser Bahnhof starten und durch die ganze Stadt führen soll. Auch die Unterwanderung Zella-Mehliser Vereine mit rechtem Gedankengut war für die AGST Anlass. In ihrem Flugblatt zur Demonstration nennen sie Namen und Vereine. So finde sich ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr als Verantwortlicher auf der Homepage der Kameradschaft wieder. Mindestens drei Trainer und Übungsleiter der WSG Zella-Mehlis seien bekennende Rechte und würden das braune Gedankengut ungehindert auf Kinder und Jugendliche übertragen. Selbst Besucher der Fußballspiele meinen, eine bestimmte Fan-gruppe aufgrund ihrer Kleidung und Parolen als Rechte ausmachen zu können. "Sieg-Heil"-Rufe überschatteten das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft, das einige Hundert Fußball-Fans im Zella-Mehliser WM-Festzelt verfolgten. Nicht vergessen ist bei den Linken der Vorwurf an die TSV-Fußballer, die bei einem Auswärtsspiel in Möckers rechte Parolen gegrölt haben sollen (Freies Wort berichtete). Ein weibliches Mitglied der Kameradschaft sei auf der Homepage in einem Pullover des MCC abgelichtet. "Wir verlangen eine Auseinandersetzung mit diesen Fakten und fordern von der Öffentlichkeit eine kritische Reflektion zu diesem Thema. Man kann zu dieser Unterwanderung mit Rassisten und Faschisten nicht einfach still sein", begründen die jungen Leute ihre Aktivitäten. "Wir wissen von mindestens einem Fall, dass auch am Zella-Mehliser Gymnasium die Schulhof-CD der NPD im Umlauf war, die in ganz Deutschland in Schulen und Stadien verteilt wurde", nennen die Linken ein weiteres Beispiel, wie weit die braune Gefahr schon in die Gesellschaft vorgedrungen sei. Zu wenig wüssten Lehrer und Erzieher heute über die Nazi-Symbole. Diffamierung überall Die Reaktion auf ihre Hinweise und Vorwürfe sei ernüchternd, so die drei. Es sei bei der WSG wie überall in der Gesellschaft: "Sie diffamieren lieber die Antifaschisten, anstatt Rassismus und Nazismus in ihrem Verein eine klare Absage zu erteilen. Das ist ein Armutszeugnis. Immerhin hat der Verein Verantwortung für über 100 Jugendliche!", betonen die Linken. "Der einzige Weg ist, sich ideologisch mit deren Ideen auseinander zu setzen. Es reicht nicht, die rechten Symbole zu verbieten oder die Rechten aus der WSG auszuschließen. Dann arbeiten sie im Untergrund weiter." Es dürfe für rechtes Gedankengut in der Gesellschaft einfach keinen Nährboden geben, deshalb müsste über die ideologischen Hintergründe aufgeklärt werden, fordern die Linken. Sie hoffen, dass die Demonstration und Kundgebung am Sonnabend einen friedlichen Verlauf nehmen wird. "Bestimmt wird die Polizei anwesend sein und wir können versichern: Krawalle sind nicht im Interesse der Organisatoren!" AGST im Fokus des Verfassungsschutzes Im Verfassungsschutzbericht 2005 wird auch die autonome Szene in Thüringen beleuchtet. Die Verfasser zählen neben Erfurt, Gera und Jena auch Zella-Mehlis und Suhl zu den Regionen, in denen Autonome aktiv sind. In diesem Zusammenhang verweist der Bericht auf die Antifaschistische Gruppe Südthüringen (AGST). Sie habe beispielsweise beim Protest eines Aktionsbündnisses gegen Rechts im November 2005 in Gotha ausdrücklich von der "betont pazifistischen Form des Protests" Abstand genommen. "Gewalt darf zwar nicht als politischer Inhalt vermittelt werden, sie auszuschließen ist jedoch ,ahistorisch und politisch unverantwortlich'", wird die AGST im Bericht zitiert. 19.08.06 - Freies Wort LINKE DEMO Panse: Gegen Links- und gegen Rechtsextreme ZELLA-MEHLIS - Bürgermeister Karl-Uwe Panse hofft, dass die für kommenden Sonnabend geplante Demonstration der Linken in Zella-Mehlis ohne Zwischenfälle abgeht. "Es gab bisher keine größeren Übergriffe in der Stadt. Und ich gehe davon aus, dass die Gesundheit sowohl der Demonstranten als auch der Zivilbevölkerung durch den Einsatz von Polizei gesichert ist. Die unterschiedlichen Meinungen sollten durch Argumente beigelegt werden, nicht durch Fäuste", hofft Karl-Uwe Panse, der auch das Anliegen der antifaschistischen Demonstration durch Schlägereien gefährdet sähe. Die Anmelder der Demo haben eine zeitweise Sperrung der Straße vom Bahnhof bis zum Zellaer Markt beantragt. "Wir nehmen die Sache sehr ernst", sagte der Bürgermeister gestern auf Freies Wort -Nachfrage zu den Vorwürfen der Linken, die Stadt und ihre Vereine seien von Rechten unterwandert. Allerdings, so betonte er, sei er gegen jede Form von Extremismus, egal ob rechts oder links, vor allem gegen gewaltbereiten Extremismus. Nach den Vorwürfen gegen ein Mitglied der Feuerwehr habe es Gespräche mit der Wehrleitung gegeben. "Wenn ein Kamerad solchem Gedankengut nachhängt, kann man das aber nicht auf die gesamte Feuerwehr übertragen", betonte das Stadtoberhaupt, das von Amts wegen oberster Dienstherr der Freiwilligen Wehr ist. Sicher sollte man Leute mit rechtsradikalem Gedankengut nicht in der Feuerwehr dulden. Aber ob die gesetzliche Grundlage für einen Ausschluss vorhanden ist, müsse erst noch geprüft werden. Vereinsinterne Sache Anders liegt die Sache bei der WSG. Wie bei allen anderen 60 Vereinen in der Stadt stehe es ihm nicht zu, sich in die inneren Angelegenheiten einzumischen. "Natürlich missfällt mir diese Entwicklung der letzten Zeit, denn jeder Verein der Stadt erhebt den Anspruch, politisch unabhängig zu sein, das Grundgesetz zu wahren und jedem Mitbürger den Zugang einzuräumen." In der WSG sei über Jahre ein hervorragende Kinder- und Jugendarbeit geleistet worden. An diesem Anspruch, sauberen Sport zu bieten, müsse sich der Verein messen lassen. Zwar sei der Sportplatz Alte Straße, Heimstatt der WSG, städtisches Gelände. "Aber so lange keine verfassungsfeindlichen Symbole gezeigt oder Parolen gerufen werden, kann ich nicht eingreifen", so Panse. Und ohnehin seien dann Polizei und Verfassungsschutz gefordert, nicht die Kommune. Er wolle die Aktivitäten aber auch nicht überbewerten, denn es habe in Zella-Mehlis noch keine Übergriffe auf Ausländer gegeben wie in Schleusingen oder Hildburghausen. Panse selbst ist wegen einer privaten Angelegenheit am kommenden Wochenende nicht in Zella-Mehlis. Mit beiden Beigeordneten sei aber gesprochen worden, "falls eine Entscheidung des Bürgermeisters erforderlich wird". (ski) 22.08.06 - Freies Wort DEMO GEGEN RECHTS PDS: Stadträte sollen teilnehmen ZELLA-MEHLIS - Die PDS-Landtagsabgeordnete Ina Leukefeld hat Bürger und Kommunalpolitiker in der Region aufgefordert, ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus abzugeben. Neonazi-Umtriebe in Zella-Mehlis, Oberhof und Suhl dürften nicht klein geredet werden. In einer gestern verbreiteten Erklärung stellt sich Leukefeld hinter den Aufruf der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST) zu einer Antifa-Demonstration am Samstag in Zella-Mehlis. "Ich stehe an der Seite der Menschen, die sich couragiert gegen jede Form von Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt wenden", so die PDS-Abgeordnete. Gleichzeitig warnte Leukefeld davor, einerseits Protest gegen Neonazis als "linksextrem" anzuprangern, andererseits aber das Ausmaß der rechtsextremen Gefahr zu verharmlosen. So habe ihr die Landesregierung in Bezug auf den Rechtsextremismus bestätigt, dass "es neben dem Kreisverband der NPD Hildburghausen-Suhl mit 25 bis 30 Mitgliedern auch in Südthüringen Freie Kameradschaften gibt". Es lägen umfangreiche Erkenntnisse zu rechtsextremistischen Aktivitäten in Südthüringen, insbesondere in Zella-Mehlis vor, betont Ina Leukefeld und erklärt weiter: "Ich kann Stadträte in Zella-Mehlis, in Suhl, Oberhof oder anderswo nur bestärken, genau hinzusehen, was sich in ihrer Kommune tut, um zu verhindern, dass rechtes Gedankengut hoffähig gemacht wird." Unterstützt wird Leukefeld von der Zella-Mehliser PDS. Fraktionschefin Elke Pudszuhn und Stadtverbandsmitglied Heike Gundlach forderten alle Stadträte auf, an der Demonstration teilzunehmen. "Der Neofaschismus wird unterschätzt. Wir brauchen dagegen ein Bündnis mit allen Kräften", betonte Heike Gundlach gegenüber Freies Wort . Die rechte Denkweise sei schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen. ------------ Hoppe droht: Dann werde ich zum Nazi! ------------ Unterdessen reagierte der führende Zella-Mehliser Rechtsex treme, Kurt Hoppe , mit unverhohlener Aggressivität auf unsere Berichterstattung. Der Freies Wort -Lokalredakteurin drohte Hoppe gestern: "Ich bin kein Nazi, aber wenn aufgrund Ihres Artikels meinem Haus, mir oder meiner Familie etwas angetan wird, dann komme ich zu Ihnen persönlich nach Hause, und dann werde ich zum Nazi!" (red) 23.08.06 - Freies Wort WSG "Thüringer Wald" Zella-Mehlis Wir sind kein rechter Verein! ZELLA-MEHLIS - Vorstand und Mitglieder der WSG "Thüringer Wald" Zella-Mehlis verwahren sich gegen den Vorwurf der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST), der Verein sei von Rechtsradikalen unterwandert und beschäftige Übungsleiter oder Trainer mit rechtem Gedankengut (Freies Wort 19. August). "Bei der Aufnahme in unseren Verein wird niemand gefragt, ob er links oder rechts ist. Laut Richtlinie zur Förderung des Sports in der Stadt integrieren wir Menschen unterschiedlichster Herkunft und Weltanschauung", betonte Andreas Schmidt, stellvertretender WSG-Vorsitzender, gestern in einem Gespräch in der Redaktion. Wenn allerdings einer der Trainer offenkundig nach rechts tendiere, dann werde er auch, wie vor anderthalb Jahren bereits praktiziert, aus dieser Position entfernt. (ski) 24.08.06 - Freies Wort WSG "THÜRINGER WALD" Vorstand wehrt sich gegen Vorwürfe zu rechten Aktivitäten "Wir sind nicht links und nicht rechts" VON HEIKE JENZEWSKI ZELLA-MEHLIS - Der Fußball-Verein WSG "Thüringer Wald" aus Zella-Mehlis verwahrt sich entschieden gegen den Vorwurf, Trainer und Übungsleiter mit rechtem Gedankengut in der Kinder- und Jugendarbeit einzusetzen. Andreas Schmidt, stellvertretender Vereinsvorsitzender, Jugendwart Jens Anschütz und Thomas Bischof, Übungsleiter und Schiedsrichter, machten sich in der Redaktion zum Beitrag "Junge Linke: Vereine sind von Rechten unterwandert" (Freies Wort 19. August) Luft. "Die WSG ist kein rechtsradikaler Verein. Wir wissen, wer bei uns Fußball spielt, auch wenn wir bei der Aufnahme nicht fragen, ob einer links oder rechts ist", betonte Andreas Schmidt. Vor anderthalb Jahren sei der Vorstand Hinweisen von Eltern nachgegangen, dass ein Übungsleiter nach rechts tendiere. Er sei sofort als Nachwuchs-Trainer abgelöst worden. Seither gebe es keine Hinweise, dass im Training oder bei Spielen rechtsextremes Gedankengut oder rechte Parolen verbreitet würden. Besonders ärgert die WSG, dass die Mitglieder der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST) sich nicht mit dem Vorstand in Verbindung setzten und dort ihre Vorwürfe vorbrachten. Die Verbreitung solcher Behauptungen über das Internet und die Zeitung führe nur zu Hass gegen den Verein. "Ich werde in der Schule schon als Nazi-Trainer beschimpft", ärgert sich Thomas Bischof, Schülersprecher am Zella-Mehliser Gymnasium. "Wir sind nicht rechts und wir sind nicht links", beharrt Andreas Schmidt. "Aber ich bin gegen Linksextreme genau wie gegen Rechtsextreme. Gerade Sportvereine sind doch Anlaufstelle für die Jugend. Besser, sie trainieren bei uns und messen sich im fairen Wettstreit, lernen das Miteinander und Teamfähigkeit, als dass sie sich irgendwo zusammenrotten und prügeln", sieht der Vize einen großen Vorteil der Vereinsarbeit. Das bestätigt Thomas Bischof: "Das ist doch gerade der Vorteil von Vereinen, dass sich hier alle, auch die, die vielleicht nach rechts oder links tendieren, vertragen. Aber wir können nicht unsere Übungsleiter außerhalb vom Sportplatz hinter den Jugendlichen herschicken und kontrollieren, was sie in der Freizeit machen", räumt der 18-Jährige ein. Imageschaden Jugendwart Jens Anschütz fürchtet wie andere Mitglieder auch einen Imageschaden für den Verein. Über Jahre sei eine sehr gute Nachwuchsarbeit geleistet worden. Die 118 Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren spielen in allen Altersklassen von den A- bis zu den F-Junioren und seien teils sogar auf Landesebene aktiv. "Mit rechten Parolen wird man nicht so erfolgreich", betont Anschütz. "Wir wollen sauberen Sport, Ideologie hat bei uns nichts zu suchen." Mehr noch, der Verein kümmere sich nicht nur um die Kinder. Auch die Eltern würden einbezogen. Mit monatlichen Veranstaltungen vom Kegeln über Tanz bis hin zu geplanten Grillabenden danke der Verein den Eltern auch für ihren Einsatz an den Wochenenden, wenn die Kinder zu Spielen gefahren werden müssen. WSG ohne Lobby Im Sport gehe es nicht um Politik, wohl aber um Integration, so Schmidt. Um Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Weltanschauung. Dass selbst im Stadtrat schon der Stab über der WSG gebrochen und in nicht öffentlicher Sitzung über das Thema gesprochen wurde, ohne jemals mit den Verantwortlichen Kontakt aufgenommen zu haben, ärgert ihn besonders. "Wir haben keine Lobby in der Stadt. Das sieht man an den Platzverhältnissen in der Alten Straße, wo täglich Kinder und Jugendliche trainieren. Bisher sind die Investitionen in Sportstätten der Stadt meistens an der Alten Straße vorbei gegangen. Die Auszeichnung, die wir vom Land für unsere gute Nachwuchsarbeit bekommen haben, hilft uns da auch nicht weiter", so Schmidt. "Aber diesen Erfolg hätten wir nicht, wenn wir links oder rechts wären." 26.08.06 - Freies Wort MCC "Distanzieren uns von Vorwürfen" ZELLA-MEHLIS - "Der Mehliser Carneval Club möchte sich hiermit entschieden von den im Freien Wort erhobenen Vorwürfen öffentlich distanzieren." Mit diesen Worten beginnt eine Stellungnahme des Vereins auf den Freies Wort- Beitrag "Junge Linke: Vereine sind von Rechten unterwandert" vom 19. August. Darin heißt es unter anderem, dass nach Ansicht der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST) die Zella-Mehliser Vereine von rechtem Gedankengut unterwandert würden. In diesem Zusammenhang wird auch der MCC genannt. "Für unseren Verein möchten wir hiermit klar stellen, dass es satzungsgemäßer Zweck des Mehliser Carneval Club e.V. ist, die Pflege bodenständigen karnevalistischen Brauchtums zu betreiben, die von uns nun schon seit fast 39 Jahren ausgeübt wird. Wir sind stolz darauf, in dieser langen Zeit von extremen politischen Richtungen nach rechts und links nicht beeinflusst worden zu sein und erteilen all jenen eine klare Absage, die versuchen sollten, mit solchen Ansichten bei uns salonfähig werden zu wollen", unterstreicht MCC-Präsident André Langenhan. "Wir sehen es sowohl in unserem Interesse als auch in dem unserer Gäste, wenn wir uns in gewohnt närrischer Art um die Vorbereitung der 39. MCC-Session bemühen, damit wir unser Publikum in altbewährter Weise zu Beginn der ,Fünften Jahreszeit' bei uns begrüßen können. Die Närrinnen und Narren des MCC handeln heute wie in den vergangenen Zeiten nach dem Motto: ,dem Volk aufs Maul zu schauen' - und das Volk verabscheut in seiner Mehrheit extremistische Ansichten, wie auch die gesamte Mitgliedschaft des MCC." (red) Presse zur Antifa-Demo am 26.08.2006 28.08.2006- Freies Wort 150 Teilnehmer zogen acht Kilometer durch die Stadt Junge Linke protestieren gegen Rechts ZELLA-MEHLIS - Lange Staus gab es am Samstagnachmittag auf der Zella-Mehliser Hauptverkehrsader Bahnhofstraße, Oberhofer Straße und Heinrich-Ehrhardt-Straße. Für die Demonstration der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST) musste die Straße von der Polizei abschnittsweise voll gesperrt werden. Der Protestmarsch verlief ohne Zwischenfälle. Die Zella-Mehliser Mitglieder der Antifa-Gruppe hatten unter dem Motto "Gegen jeden Nationalismus - Den rechten Alltag bekämpfen" zur Demo aufgerufen, der sich rund 150 vorwiegend junge Leute aus Zella-Mehlis, Suhl, Ilmenau und Arnstadt anschlossen. Nach einer ersten Kundgebung am Bahnhof in Zella, bei der Die Linke.PDS-Landtagsabgeordnete Ina Leukefeld Mut machte, gegen Neofaschismus und rechte Störenfriede zu protestieren, setzte sich der Zug in Richtung Stadtmitte in Bewegung. Neben Ina Leukefeld begleiteten auch PDS-Stadträtin Elke Pudszuhn und Karl Nehring (FWG) als erster Beigeordneter des Bürgermeisters die jungen Autonomen. Fast vollständig hinter einem Transparent mit der Aufschrift "Willkommen in der No-Go-Area Zella-Mehlis" (deutsch etwa: Nicht zu betretendes Gebiet) verborgen und gesichert von insgesamt 80 Polizisten aus ganz Thüringen zogen die Demonstranten rund acht Kilometer durch Zella-Mehlis. Immer wieder skandierten sie auf ihrem Weg in Richtung Siedlung "Nazis raus" und "Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen". Außerdem wurden Flugblätter an Passanten verteilt, um über das Anliegen ihrer Demo - "die Überhandnahme von rechtsextremen Strukturen und Nazigewalt in Zella-Mehlis" - aufzuklären. Der Rechtsextreme Kurt Hoppe, an dessen Haus die Demo vorbeiführte, ließ sich nicht blicken. Viele seiner Nachbarn dagegen schauten am Fenster oder übern Gartenzaun; eine Demonstration hat es in der kleinen Friedensstraße schließlich noch nicht gegeben. Da Beigeordneter Karl Nehring für ein Absetzen des geplanten WSG-Fußballspiels gesorgt hatte, war der Sportplatz in der Alten Straße kaum belebt. Nur wenige Mitglieder des Sportvereins und Anwohner waren Zaungäste einer weiteren Kundgebung, bei der Autonome erneut Vorwürfe der rechten Unterwanderung in den Vereinen erhoben (Freies Wort berichtete). Stadträtin Elke Pudszuhn erinnerte an die Zuwächse für rechte Parteien bei der jüngsten Bundestagswahl auch in Zella-Mehlis und appellierte an die Zuhörer, hin- und nicht wegzuschauen, wenn extreme rechte Einstellungen wahrgenommen würden. Gegen 17 Uhr löste sich die Demonstration in Zella auf. Polizeibeamte sorgten dafür, dass die Veranstaltung friedlich und ohne Zwischenfälle verlief. Nach Auskunft von Fred Jäger, Sprecher der Polizeidirektion Suhl, wurden an der Strecke einigen Jugendlichen wegen Störabsichten Platzverweise ausgesprochen. Drei Jugendliche seien kurz in Gewahrsam genommen worden. 28.08.06 - Freies Wort, Politik ZELLA-MEHLIS Problemlose Demo durch "No-Go-Area" ZELLA-MEHLIS - Rund 150 überwiegend junge Linke aus Südthüringen haben am Samstag in Zella-Mehlis gegen nach ihrer Einschätzung zunehmende rechtsextremistische Umtriebe in der Stadt demonstriert. Während des etwa vierstündigen Zuges wiesen Redner auf Aktivitäten neonazistischer Funktionäre und Kameradschaften hin, die sich auch in Sport- und Kulturvereinen von Zella-Mehlis etablieren würden. Es gebe bereits Orte, die für offen nicht-rechte Menschen kaum mehr ohne Risiko betretbar seien, sagte ein Sprecher der "Antifaschistischen Gruppe Südthüringen". Dazu zähle ein Jugendclub, Kneipen, aber auch das Gelände des Sportvereins WSG. Die Polizei, die mit 80 Beamten absicherte, sprach anschließend von einer weitgehend problemlosen Veranstaltung. Gegen einige aus der rechten Szene stammende Störer seien Platzverweise ausgesprochen worden, drei Jugendliche wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.(red) 29.08.06 - Freies Wort Karl Nehring: Fragwürdige Veranstaltung ZELLA-MEHLIS -- Zum Beitrag über die antifaschistische Demonstration "Junge Linke protestieren gegen Rechts" äußerte sich gestern Karl-Nehring (Freie Wähler), erster Beigeordneter des Bürgermeisters: "Durch die Abwesenheit des Bürgermeisters Karl-Uwe Panse am Wochenende habe ich mich verpflichtet gesehen, bei Teilen der Veranstaltung anwesend zu sein, so am Bahnhof und am Sportplatz Alte Straße. Ich bin weder mit noch nebenher gelaufen bei dieser für mich fragwürdigen Veranstaltung. Erschüttert war ich, mit welchem Wortvokabular Vereine und Einrichtungen der Stadt überschüttet wurden. Die Stadt Zella-Mehlis und ihre Bürger haben anderes verdient, als den Spuk von rechts und links ertragen zu müssen. Ich sehe dringend Veranlassung, dass sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung mit den Geschehnissen befasst, um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden". 31.08.06 - Freies Wort, Leserbrief ZELLA-MEHLIS Ins Wespennest gestochen Die eher hilflosen Erklärungen zweier Vereine, des Bürgermeisters und seines Stellvertreters Nehring haben gezeigt, dass die jungen Linken offenbar in ein Wespennest gestochen haben. Herrn Nehrings Stellungnahme mit der Betonung, dass er sich nicht der Demo angeschlossen habe, war überflüssig. Kein Mensch, der sich mit der politischen Entwicklung der Stadt auseinander setzt, wäre ernsthaft auf diese Idee gekommen. Dabei haben die als Nestbeschmutzer getadelten Jugendlichen auf eine nicht erst seit gestern bekannte Strategie der Rechtsextremen hingewiesen, nämlich Vereine und Bürgerbewegungen gezielt zu unterwandern. Das dabei auch Zella-Mehlis keine Ausnahme bildet, ist kein Geheimnis. Ebenso die zahlreichen rechtsextremen und rassistischen Übergriffe, von denen nur die Spitze des Eisbergs an die Öffentlichkeit kommt. Umso schwerer scheint es der städtischen Politik zu fallen, sich dies einzugestehen. Denn es würde letztendlich auch bedeuten, anzuerkennen, dass es neben einer völlig gescheiterten Jugendarbeit sehr wohl auch soziale Probleme und jede Menge Unzufriedenheit in der Stadt gibt. In der kürzlich erschienenen Freies-Wort - Serie "Wie lebt es sich in Zella und Mehlis?" kamen leider hauptsächlich Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Stadträte zu Wort, die Land und Leute auf das Höchste lobten. Ich denke, dass die Serie einen falschen Eindruck vermittelte. Keine Hartz IV Empfängerin aus der Struth, kein Jugendarbeitsloser, der die Stadt verlassen will, kein Asylbewerber aus der Industriestraße wurde gefragt, wie er das Leben in der Stadt empfindet. Die Demonstration hat die städtische Fassade von Glückseeligkeit und Vorgartenidylle bröckeln lassen, und auch wenn ich den Aufruf der Junglinken nicht in allen Punkten teile, bin ich der Meinung, dass es höchste Zeit dazu war. Melanie Grapentin, Zella-Mehlis Pressemitteilungen zur Demonstration am 26.08. Pressemitteilung der AGST vom 28.07.06 Betreff: AGST kündigt Antifademo in Zella-Mehlis an Die Übernahme von Nazigewalt und rechtsextremen Strukturen nimmt die Antifagruppe Südthüringen (AGST) zum Anlass, um am Samstag, dem 26. August eine antifaschistische Demonstration in Zella-Mehlis zu veranstalten. Unter dem Motto: "Willkommen in der No-Go-Area Zella-Mehlis! Betreten auf eigene Gefahr! Den rechten Alltag bekämpfen - Gegen jeden Nationalismus!" werden AntifaschistInnen durch die südthüringische Kleinstadt demonstrieren. Zella-Mehlis ist in Südthüringen zwar keine Ausnahme, jedoch ein Brennpunkt rechter Aktivitäten. Die regionale Neonaziszene ist im hohen Maße gewalttätig, organisiert und integriert sich ungestört ins Stadtleben. Auf städtischen Veranstaltungen und im Vereinsleben stellen Neonazis eine feste Größe dar. Ungestört können hier NeofaschistInnen Jugendliche für ihre menschenverachtende Ideologie begeistern. Die Rechtsextremen, darunter einschlägig bekannte Kader, SchlägerInnen und rechte Skinheads, erzeugen ein Klima der Angst, unter Menschen mit politisch-linkem und migrantischem Hintergrund. "Ziel der Demonstration soll es sein, rechtsextreme Strukturen in Zella-Mehlis und ganz Südthüringen aufzudecken und zu bekämpfen. Doch beim Kampf gegen Rechtsextremismus hört unser Protest nicht auf. Kritisieren wollen wir zudem jede Form des Nationalismus. Denn dieser bildet die Grundvoraussetzung für die Entstehung extrem rechten Gedankenguts. Den rechten Alltagszuständen in der Region gilt es entschlossen entgegenzuwirken.", so Stefan Müller, ein Sprecher der Gruppe AGST. Pressemitteilung der AGST vom 27.08.06 Betreff: Antifaschistische Demonstration in Zella-Mehlis mit 200 TeilnehmerInnen Am gestrigen Samstag demonstrierten etwa 200 Menschen, darunter Antifaschistinnen und Antifaschisten aus ganz Thüringen, Punks aus dem Südthüringer Raum und Zella-Mehliser Bürgerinnen und Bürger, durch ganz Zella-Mehlis unter dem Motto: "Willkommen in der No-Go-Area Zella-Mehlis. Betreten auf eigene Gefahr. Den rechten Alltag bekämpfen, gegen jeden Nationalismus!". Mit politisch aussagekräftiger Musik und Sprechchören wie "Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen!" wurde ein deutliches Zeichen gegen das Erstarken rechter Strukturen in Zella-Mehlis und gegen Rassismus gesetzt. In Redebeiträgen und Flugblättern wurden zeitgleich Passantinnen und Passanten über das Anliegen der Demonstration informiert. Bei der Zwischenkundgebung am Sportplatz der WSG Zella-Mehlis betonte ein Redner der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen: "Um der Rechtsentwicklung in Zella-Mehlis entgegen zu wirken, ist es wichtig, dass diese als solche erkannt wird, samt der von ihr ausgehenden Gefahr für alle Menschen, die nicht ins rassistische Weltbild der Rechtsextremen passen. Statt mit Verboten ihre Organisationen in die Illegalität zu drängen, muss auf breiter Basis inhaltlich und aufklärerisch gegen alle Tendenzen vorgegangen werden, die den Neonazis den Weg ebnen." Weitere Redebeiträge thematisierten die menschenunwürdigen Zustände im Asylbewerberheim in Zella-Mehlis und die Abschiebepraxis der BRD, das Verhältnis der Neonazis zur übrigen deutschen Gesellschaft, die verkürzte Kapitalismuskritik der Nazis, den modernen Nationalismus sowie die Überwachung linker Gruppen durch den Verfassungsschutz und daraus resultierende Repression. Stefan Müller, ein Pressesprecher der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen, betonte: "Der Tag hat uns gezeigt, dass es in Zella-Mehlis viele Menschen gibt, die dazu bereit sind, sich gegen Naziumtriebe in der Region zu wehren. Doch dazu muss viel mehr passieren- die ganze Stadt muss sich dem Themenkomplex öffnen, sich kritisch damit auseinandersetzen, anstatt immer nur per Beißreflex von einer Diffamierung durch Antifaschisten zu reden. Wir werden unsere politische Arbeit fortsetzen und auch in Zukunft bei der Mitte der Gesellschaft nicht mit Kritik sparen." |
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