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Nazifußballturnier in Pennewitz (Ilmkreis)

Eintragsdatum: 2006-08-08Quelle: AGST

Thüringens Neonaziszene ist überaus aktiv und hat für jeden der strammen Kameraden etwas zu bieten. Neben den großen Musikveranstaltungen, wie dem "Fest der Völker" in Jena, oder "Rock für Deutschland" in Gera mit Familienfestcharakter und brachialer Musik, zahllosen illegalen Skinheadkonzerten und internen Schulungsveranstaltungen finden auch regelmäßige "Rechtssport"-Veranstaltungen statt. Wie schon 2002, 2003, 2004 und 2005 wollen auch dieses Jahr Neonazis aus dem Thüringer Raum auf dem regionalen Sportplatz der Gemeinde Pennewitz (Ilmkreis) ein Fußballturnier veranstalten.

Dass es dabei um mehr als nur Sport geht ist klar. Die Veranstaltung dient neben dem Kicken auch zum Vernetzen, Kennenlernen, Rekrutieren und Propaganda austauschen. Die unter Ausschluss der Öffentlichkeit organisierte Veranstaltung ist für 300-400 Personen angemeldet. In den vergangen Jahren kamen jeweils mehr als 200 Neonazis zum Turnier. Mit Protest ist in der verschlafenen Gemeinde nicht zu rechnen. Die Rechtsextremen benehmen sich ordentlich, seien immer friedlich. Das eigentliche Problem, so der O-Ton aus Kreisen des Ordnungswesens, seien so genannte "Linksextremisten", die die mediale Öffentlichkeit provozieren oder auch die Polizei, deren Auftauchen nur für Unruhe sorge.
Dass Intervenieren durch die Polizei wird wohl, wie schon die vier Jahre zuvor ausbleiben. Es herrsche akuter Kräftemangel. Die Thüringer Bereitschaftspolizei und BFE sind an jenem 12. August, wohl in Weimar anzutreffen. Dort findet nach derzeitigem Stand eine Kundgebung von Neonazis aus Kreisen der JN Thüringen statt. Der ursprüngliche Doppelaufmarsch wurde verboten und zur Kundgebung am Stadionsvorplatz degradiert. Dass die Rechtsextremen in Weimar bislang nicht gegen das Verbot vorgehen, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich die Kameraden mit Aktionen in Pennewitz und Weimar gegenseitig das Wasser abgraben.
Das bei den Kameraden höchstwahrscheinlich beliebtere Turnier in Pennewitz fand in den vergangenen Jahren immer im Zeitraum Juni statt, im August 2005 veranstalteten Neonazis in Greiz zusätzlich ein "Rudolf-Hess-Gedächtnisturnier" zu Ehren der NS-Ikone. Die Vermutung, dass nun das traditionelle Pennewitzturnier mit dem Hess-Turnier zusammenfällt, liegt angesichts der angemeldeten TeilnehmerInnenzahl und des Datums (eine Woche vor dem geplanten Hessmarsch in Wunsiedel) nahe. Trotz Wissen des Thüringer Verfassungsschutzes konnten in vergangenen Jahren, die Turniere stets ungestört von Protest und medialer Öffentlichkeit durchgeführt werden und stehen dabei beispielhaft für die hegemoniale Etablierung rechtsextremer Jugendkulturen, besonders in provinziellen Gegenden. Das Ergebnis der ungestörten Entwicklung neonazistischer Strukturen verdeutlicht die reale Existenz von No-Go-Areas, abseits der durch die Fußball-WM weltoffen gefärbten öffentlichen Debatten.
Während sich AntifaschistInnen in Weimar am 12. August auf entschlossenen Widerstand gegen den rechten Aufmarsch einstellen, werden die Neonazis in der kleinen Gemeinde Pennewitz bei Ilmenau wohl ungestört unter dem Deckmantel einer Sportveranstaltung ihre Strukturen festigen und ihre Ideologie verbreiten können.
Entschlossenen Widerstand gegen die Ausbreitung von Neonazistrukturen leisten AntifaschistInnen im südthüringischen Zella-Mehlis. Hier veranstaltet die Antifa Gruppe Südthüringen am 26. August eine Demonstration, welche das Erstarken der extremen Rechten thematisiert.

Infos zum Naziaufmarsch am 12. August in Weimar unter www.aaw.antifa.net
Infos zur Antifademo am 26. August in Zella-Mehlis unter www.agst.antifa.net


Bilder:










Pressemitteilung:


PRESSEMITTEILUNG

Rechtsextreme veranstalten Fußballturnier in Pennewitz

Thüringens Neonaziszene ist überaus aktiv und hat für jeden der strammen Kameraden etwas zu bieten. Neben den großen Musikveranstaltungen, wie dem "Fest der Völker" in Jena, oder "Rock für Deutschland" in Gera mit Familienfestcharakter und brachialer Musik, zahllosen illegalen Skinheadkonzerten und internen Schulungsveranstaltungen zur braunen Propaganda finden auch regelmäßige "Rechtssport"-Veranstaltungen statt. Am 12.08.2006 wollen sich so in Pennewitz (Ilm-Kreis) zum nunmehr fünften Jahr in Folge Neonazis aus dem gesamten Landesgebiet treffen, um sich vernetzen, Propaganda auszutauschen, zu kicken und Jugendliche für ihre Ziele zu gewinnen. Die unter Ausschluss der Öffentlichkeit organisierte Veranstaltung fand in den vergangenen Jahren jeweils bereits im Juni mit über 200 Teilnehmern statt, im August 2005 veranstalteten die Neonazis zusätzlich ein "Rudolf-Hess-Gedächtnisturnier" in Greiz. Trotz der Erwähnung dieser Treffen seit 2004 in Berichten des Thüringer Verfassungsschutzes finden, können sie, klandestin organisiert, stets ungestört von Protest und medialer Öffentlichkeit durchgeführt werden und stehen dabei beispielhaft für die hegemoniale Etablierung rechtsextremer Jugendkulturen, besonders in ländlichen Gegenden. Das Ergebnis der ungestörten Entwicklung neonazistischer Strukturen verdeutlicht die reale Existenz von No-Go-Areas, abseits der durch die Fußball-WM weltoffen gefärbten öffentlichen Debatten.
In diesem Jahr fallen das jährliche Turnier der Neonazis nicht nur mit den revisionistischen "Rudolf-Hess-Aktionswochen", sondern auch mit Demonstrationen der NPD und deren Jugendorganisation JN in Weimar zusammen. Diese stehen unter dem Motto der "Anti-Antifa" und richtet sich gegen das soziokulturelle Zentrum Gerberstraße und das Antifacamp Weimar/Buchenwald, welches u. a. Restaurationsarbeiten an der Gedenkstätte Buchenwald durchführt.
Während sich AntifaschistInnen in Weimar am 12. August auf entschlossenen Widerstand gegen den rechten Aufmarsch einstellen, werden die Neonazis in der kleinen Gemeinde Pennewitz bei Ilmenau wohl ungestört unter dem Deckmantel einer Sportveranstaltung ihre Strukturen festigen und ihre Ideologie verbreiten können.
Entschlossenen Widerstand gegen die Ausbreitung von Neonazistrukturen leisten AntifaschistInnen in Zella-Mehlis. Hier veranstaltet die Antifa Gruppe Südthüringen am 26. August eine Demonstration, welche das Erstarken der extremen Rechten thematisiert.

ENDE PRESSEMITTEILUNG


Presseartikel:

10.08.06 - Thüringer Allgemeine

Sonderbare Toleranz

Fußball bewegt die Herzen - und erregt die Gemüter. Am kommenden Wochenende wird ein Fußballturnier in Pennewitz mit Mannschaften aus ganz Thüringen angepfiffen. Doch es scheint kein Wettstreit der gewöhnlichen Sorte zu sein: Polizei, Verfassungsschutz und die linke Szene vermuten, dass dort - wieder - Neonazis auflaufen. Pennewitzer Politiker und Behörden der Region tolerieren das Treffen.

PENNEWITZ. Unauffällig, ordentlich und ohne großes öffentliches Aufsehen: So versammeln sich Fußballmannschaften aus ganz Thüringen einmal im Sommer auf dem Sportplatz in Pennewitz. Seit 2001 passiert das. Zu den Beobachtern des Turniers zählt aber auch der Verfassungsschutz. Der Grund: Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass das Pennewitzer Fußballturnier ein Treffpunkt der rechtsextremen Szene ist. 200 Anhänger dieser Gruppierungen tauchten im vergangenen Jahr in Pennewitz auf, schreibt der Verfassungschutz in einem Bericht. Dennoch gilt das Treffen nicht als politische Versammlung, "so weit man das bei dieser Konstellation sagen kann", wie der Pressesprecher des Verfassungsschutzes, Martin Kaufmann, erklärt. Zu Gewalt, Ausschreitung oder Propaganda ist es bisher offenbar nicht gekommen.Dennoch schlagen einige Menschen in diesem Jahr Alarm: In allen Pennewitzer Briefkästen lagen am Dienstagmorgen Flugblätter mit der Aufschrift "Kein Nazi-Treffen in Pennewitz!". Die anonymen Schreiber rufen auf, Bürgermeister Schubert um die Absage des Turniers zu bitten. Auch die Antifaschistische Gruppe Südthüringen (AGST) hat bei allen Verwaltungseinrichtungen auf das Turnier aufmerksam gemacht und warnt davor, dass auf dem Pennewitzer Sportplatz 400 Menschen rechter Gesinnung auflaufen werden. Dort würden sich Neonazis treffen um sich "zu vernetzen, Propaganda auszutauschen, zu kicken und Jugendliche für ihre Ziele zu gewinnen", heißt es in einem Schreiben. Dem widerspricht der Organisator des Turniers, Kevin Hartung aus Pennewitz. Der junge Mann mit kurz rasiertem Haupthaar sagte am Mittwoch: "Das ist eine unpolitische Veranstaltung und es macht keiner Propaganda." Aus ganz Thüringen würden befreundete Jugendclubs anreisen. Ungefähr 120 Leute erwarte er. Ohne Umschweife räumt er ein, dass dort auch Leute aus der rechten Szene auflaufen, aber es "ist keine Veranstaltung von Rechten". Weder distanzierte er sich von jener Szene noch wollte er Auskunft über seine politische Gesinnung geben.

"Man sieht einer Nasenspitze nicht an, wie die Gesinnung ist", sagt der Platzwart des Pennewitzer Sportplatzes, Gerd Hertwig. Er sitzt zugleich für die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) im Gemeinderat und findet, es gebe keinen Beleg dafür, dass bei dem Fußballturnier Neonazis mitspielen würden. Er habe schon mehrmals bei den vergangenen Spielen zugeschaut, die jungen Leute hätten sich immer prima benommen. "Es hat bisher nie eine Beanstandung gegeben." Gleichzeitig bestätigt er, die Polizei sei im Jahr 2005 wirklich am Sportplatz gewesen. "Es gab keine Ausschreitungen." Solange keine Linken kämen, sei auch kein Problem zu befürchten.

Auch der Pennewitz Bürgermeister Ulrich Schubert sieht dem Treffen gelassen entgegen. "Bisher gab es noch nicht ein einziges Mal Klagen. Das Turnier wird von einigen Jugendlichen organisiert, das sind feine Kerle", betont er. Deshalb will er auch nicht von seinem Recht Gebrauch machen, die Veranstaltung zu untersagen. "Ich bleibe da politisch neutral", begründet er seine Entscheidung. Das wiederum missfällt dem VG-Vorsitzenden Rainer Zobel (FWG). "Ich bin natürlich nicht erfreut, wenn solche politisch motivierten Veranstaltungen in Pennewitz stattfinden", betont er. Doch gegen die private Veranstaltung kann er nichts machen.

Interessanterweise sieht man das im Landratsamt anders. Das Ordnungsamt hat den Turnier-Organisatoren ohne Wenn und Aber eine Ausschankgenehmigung erteilt. "Wir wissen, dass da Rechte auflaufen, aber es gibt keine Grund, die Genehmigung zum Ausschenken wegen einer bestimmten Weltanschauung abzulehnen", sagt der Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Schmidt. Rechtsextreme Gesinnung werde dort nicht verbreitet. Zur Sicherheit will aber doch mal die Polizei vorbeischauen, und zwar in "größerer Stärke", sagt Polizeihauptkommissar Detlev Merkel.


11.08.06 - Freies Wort

Kein Handlungsbedarf in Pennewitz

PENNEWITZ (ksc). Kurz vor Beginn des Fußballturniers in Pennewitz, bei dem Polizei und der Verfassungsschutz viele Neonazis erwarten, haben sich Politiker des Ilmkreises zu Wort gemeldet. Die Linke.PDS fordert ein Verbot des Turniers, Repräsentanten bürgerlicher Parteien sehen im Vorfeld der Veranstaltung jedoch juristisch keinen Handlungsbedarf.Mit einem Schreiben an den Pennewitzer Bürgermeister Ulrich Schubert (Freie Wählergemeinschaft FWG) fordern die Landtagsabgeordneten der Linkspartei, Sabine Berninger und Frank Kuschel, das Gemeindeoberhaupt auf, dem Fußballturnier am Wochende die Genehmigung zu verweigern. Sie bitten ihn in dem Brief, seiner "Verantwortung gerecht zu werden" und den Bürgern der Region zu signalisieren, "dass solche Veranstaltungen von Rechts in Ihrer Gemeinde nicht geduldet werden". Frank Kuschel äußert sich in einer weiteren Mitteilung zu dem gleichen Thema und kritisiert zugleich die VG "Langer Berg" und das Landratsamt. "Zu wünschen wäre, dass auch die zuständigen Behörden in der Verwaltungsgemeinschaft und dem Landratsamt für solche Veranstaltungen sensibilisierter wären." Der VG-Chef Rainer Zobel solle nicht nur seinen Unwillen gegenüber rechts motivierter Veranstaltungen ausdrücken, sondern auch etwas dagegen unternehmen.

Der besagte VG-Chef, Rainer Zobel (FWG) vom "Langen Berg", sagte gestern dieser Zeitung, er telefoniere "stündlich" mit dem Pennewitzer Bürgermeister und diskutiere mit ihm das Problem des Turniers. Nachdem die Veranstaltung zum Stoff öffentlicher Diskussion geworden sei, befürchte er nun eine Konfrontation zwischen Links- und Rechtsextremen. Sollte es dazu kommen, dann gebe es höchstwahrscheinlich in Zukunft kein Fußballturnier mehr dieser Art, teilte ihm der Pennewitzer Bürgermeister mit. "Das Turnier jetzt zu verbieten ist problematisch, das hätte man vor vier Jahren machen müssen, als es das erste Mal stattfand." Der Ärger mit Rechtextremen sei vorprogrammiert.

Bürgermeister Ulrich Schubert wehrt sich indes deutlich gegen den Vorwurf, bei dem Fußballturnier handele es sich um einen Auflauf von Menschen, die "mit Hakenkreuz aufmarschieren und Parolen verbreiten." Es sei in der Vergangenheit nie etwas passiert. Der Sportverein sei inzwischen in privater Trägerschaft, er habe deshalb auch keine direkte Entscheidungsbefugnis über das Vereinsgeschehen. "Ich will in dieser Gemeinde keinen ausgrenzen, dafür gibt es keinen Grund." In keinem Verein in Pennewitz sei bislang rechtsextremes Gedankengut zum Vorschein gekommen.

Landrat Benno Kaufhold (CDU) sagte, bislang liege ihm keine Anmeldung für eine Gegendemonstration in Pennewitz vor. Insofern gebe es keine Grund, dagegen vorzugehen. In der Vergangenheit habe es keine Vorfälle gegeben. Benno Kaufhold teilte der "Thüringer Allgemeine" mit, er stehe in engem Kontakt zu Polizei, die bei gewalt oder Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts sofort eingreifen werde. Politisch wollte er den Streit um das Pennewitzer Fußballturnier nicht bewerten.

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