Ilmenau: Antikapitalismus auf faschistisch?

Wieder einmal verteilten Neonazis in Ilmenau Flugblätter. Diesmal ging es um Kriegstreiberei und den Kapitalismus. Schon zum Karnevalsumzug brachten Neonazis in Ilmenau Flugblätter (AGST berichtete) in Umlauf und wenn schon inhaltlich mit falschen Fakten gespielt wird, so wahren die Neonazis immerhin ihre Tradition: lustig ist's allemal.

Zu Beginn des Flugblatts verurteilen sie in feinster antiimperialistischer Manier die Kriege der USA gegen Afghanistan und den Irak, um diese anschließend auf eine Stufe mit dem Verteidigungskampf Israels zu stellen. Die USA und Israel gehören schließlich zusammen und Kriege sind auch ziemlich uncool, solange sie nicht von Deutschland ausgehen.

Hinter dem Ganzen haben die Neonazis mittlerweile den Kapitalismus ausgemacht, immerhin. Verstanden haben sie ihn nicht im geringsten. Von Nationen wird schwadroniert, die "in Jahrtausenden gewachsen" seien. Dass Nationen erst durch die bürgerliche oder im Nazi-Jargon "westlich-demokratische" Gesellschaft entstanden sind und das "deutsche Volk" auch nicht "natürlich gewachsen", sondern erst durch den Krieg gegen Frankreich 1871 entstanden ist, hätte ein Mindestmaß an geschichtlichem Wissen vorausgesetzt. Einem friesischen Bauern und einem schwäbischen Lehrer klar zu machen, dass sie nun "eine Nation" sein sollen, war nicht ganz so "natürlich" wie dargestellt. Vielleicht liegt der kleine Rechenfehler ja darin, dass das "tausendjährige Reich" dann zum Glück doch nicht so lange Bestand hatte.

Der Ausweg aus der Misere ist mal wieder die "natürliche" Volksgemeinschaft, das sei eine "lebensbejahende Weltauffassung". Wer die Volksgemeinschaft für eine lebensbejahende Sache hält, muss sein Hirn wohl in der Deutschland-Fahne eingewickelt haben.
Deshalb empfehlen wir:

Bildung (*)

(*) Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Großeltern oder eine_n Geschichtslehrer_in.