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![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Freies Wort: "Oberhofer Runen-Chic für stramme Rechtsaußen"br>Eintragsdatum: 2009-07-24 — Quelle: FW Wir dokumentieren einen Artikel des FW vom 24.07.09 über die Nazimarke "Ansgar Aryan" aus Oberhof.
Rechte Szene Oberhofer Runen-Chic für stramme Rechtsaußen Die Kleidung der Nazis verzichtet längst auf eindeutige Symbole. Sie zu erkennen wird immer schwieriger. Derlei brauneBekenntnismode kommt seit März auch aus Thüringen. Von Iris Reichstein Oberhof - Auf der Bühne beim Rechtsrockkonzert "Rock für Deutschland" in Gera grölt Nazi-Barde Michael Regener sein nationales Liedgut. Deutschtümelnde Lyrik und gewaltverherrlichende Texte - dem Publikum gefällt?s. In der ausgelassenen Stimmung schnellt bisweilen zackig eine Hand zum Hitlergruß hoch. Die Hitler-Hände jedoch gehören nicht nur Skinheads mit Bomberjacke und Springerstiefeln. Sie gehören auch gepiercten Skatern oder langhaarigen Rasta-Lockenköpfen in lockerer Hip-Hop-Kleidung. Denn Bomberjacke und Springerstiefel waren gestern - heute kommt die neonazistische Bekenntnisklamotte viel subtiler daher. Jetzt geht es darum, dezentere Codes zu nutzen, die trotzdem von anderen Rechtsextremen erkannt werden. Besonders beliebt sind Elemente aus der nordischen Mythologie in Form von Runen, Sagen und Gottheiten. Seit März 2009 mischt eine neue Marke die Szene mit martialischen Klamotten auf. Ansgar Aryan hat seinen Sitz in Oberhof und wirbt auf einschlägigen Internetseiten wie den rechtsextremen Portalen "Altermedia" oder "Thiazi" um Kundschaft. Auch auf Internet-Seiten der rechten Madrider Anti-Antifa taucht der Thüringer Runen-Chic auf. Geld für die Bewegung Der Name setzt sich aus "Ansgar", der germanischen Urform von Oskar, die so viel bedeutet wie "Götterspeer", und dem englischen Wort "Aryan" für Arier zusammen. Wie auch bei der in rechten Kreisen beliebten Marke Thor Steinar wird bei Ansgar Aryan eine Sage um einen germanischen Helden gesponnen. Am Ende siegt das Gute und das Volk Nordlands wird befreit: Die Sage greift Mythen der nationalsozialistischen Thule-Gesellschaft auf und spielt mit Codes. So stand etwa der Begriff "Nordland" in der Waffen-SS für die Idee, dass alle Germanen in Europa gegen den Bolschewismus kämpfen sollten. Auch eine SS-Panzerdivison nannte sich so. Derlei Botschaften setzen sich mal mehr mal weniger offensichtlich auf der Kleidung von Ansgar Aryan fort. Ein Keltenkreuz in stilisierter Form ziert das T-Shirt "Ansgar Cross". Obwohl ursprünglich ein Element der mittelalterlichen Kirchenkunst, war das Keltenkreuz auch Zeichen der rechtsextremen und verbotenen "Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands", und ist noch heute in der rechtsextremen Szene verbreitet. Der T-Shirt-Aufdruck "Aryan Resistance" (dt. Arischer Widerstand) hingegen ist eindeutig. Bei Ansgar Aryan bezahlt man eben nicht nur für die Mode, sondern auch für die Gesinnung. Auffallend ist, dass Ansgar-Aryan-Gründer Daniel Kilian das Geschäftsmodell von Konkurrent Thor Steinar offenbar bis ins Detail kopiert hat: Relativ hochwertige Ware mit nordischem Flair und entsprechender Symbolik, die keine eindeutigen Bezüge zu extrem rechten Ideologien aufweist und doch überaus kompatibel nach Rechtsaußen ist. Beim Nazi-Konzert im Juli in Gera weckten die neuen Klamotten bereits das Interesse des modebewussten Arier-Nachwuchses. Sie sorgten jedoch auch für Skepsis in der rechten Szene. Das wird beim Blick in die Internet-Gemeinschaft "Thiazi" deutlich. Seit 2004 ist jemand unter dem Benutzernamen "MüllaMilch" in diesem "germanischen Weltnetzwerk" registriert, der offenbar mit Ansgar Aryan in Verbindung steht. Das Forum hat sich "die Erhaltung des germanischen Erbes und die Verteidigung der germanischen Leitkultur" zur Aufgabe gemacht. Hier wird auch schon mal von der Gründung des Vierten Deutschen Reiches geträumt oder der Holocaust verleugnet, weshalb der Verfassungsschutz Niedersachsen die Seiten beobachtet. In diesem illustren Kreis also stellte "MüllaMilch" am 18. März 2009 die erste Ansgar-Aryan-Kollektion vor - und diese kam bei den strammen Deutschen gar nicht gut an. Die arische Meute mokierte sich über zu hohe Preise, zu viele englische Bezeichnungen und die offensichtlich nicht in Deutschland hergestellte Ware. Lediglich das Versprechen der Betreiber von Ansgar Aryan, dass ein Teil des erzielten Gewinns dem "Umwelt- und Heimatschutz" zu Gute kommen soll, besänftigte die streitbaren Germanen ein wenig. Sie werteten diese Zusage als Signal, dass Gelder in die rechte Bewegung zurückfließen werden. Ein im Forum unter dem Synonym "Adlerfisch" registrierter Benutzer antwortete am 26. März: "Also, wenn ich sicher weiß, dass das Geld in die Bewegung fließt, werde ich auch mal ein paar Euro ausgeben." Troublemaker lenkte am 26. Mai ein: "Gut, bei der Marke dreht es sich bei mir auch der Magen, aber es wurde auch schon besprochen, die Herren spenden aktiv an die HNG und andere Projekte..." HNG ist die "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige" - laut Verfassungsschutz eine der hierzulande einflussreichsten rechten Organisationen. Schleichend in die Mitte Daniel Kilian möchte sich dazu lieber nicht öffentlich äußern. Er weigert sich, zu seiner Textilfirma Stellung zu nehmen und hat sich auch nie klar gegen Rechtsextremismus positioniert. Betrachtet man zudem seine Kommentare auf den Internetseiten und das Umfeld der Modemarke, so liegt die Annahme nahe, dass hier bewusst Bekleidung für die braunen Kleiderschränke der Republik geschaffen wurde. Lukrativ scheint das Geschäft jedenfalls zu sein: Der Betreiber des umstrittenen Labels Thor Steinar hat sich mit den Einnahmen aus dem Verkauf seiner Herrenrasseklamotten kürzlich eine 650 Quadratmeter große Prachtvilla in Königs Wusterhausen bei Berlin geleistet. "Es geht darum, sich nicht bewusst zu positionieren, um für alle Käufergruppen interessant zu sein. So wollen es diese Marken schaffen, öffentlich akzeptiert zu werden.", erklärt Christian Rühl von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) in Erfurt die Taktik von Modelabels wie Thor Steinar oder Ansgar Aryan. "So wie sich die musikalische Szene erweitert hat, so haben sich auch in der Mode ganz viele Subgenres gebildet. Es ist praktisch für jeden etwas dabei, nur die Ideologie die bleibt immer rechts." Ziel sei es, schon im vorpolitischen Raum über Musik und Mode so viele Anknüpfungspunkte wie möglich zu schaffen und damit auch Menschen mit nur latent rechter Einstellung oder ungefestigter politischer Meinung für sich zu gewinnen. Doch manchmal reicht auch schlicht die Naivität einiger Mitmenschen aus, um derlei rechte Gesinnungsmode in die Mitte der Gesellschaft zu lavieren. Wer in den vergangenen Wochen beim Discounter "Kaufland" in Ilmenau einkaufte, bekam seine tägliche Dosis "arischen Widerstandes" gleich gratis dazu. Auf 30 Einkaufswagen prangten Werbetafeln der Marke Ansgar Aryan. Auch nachdem sich Kunden beschwert hatten, blieb die Werbung noch wochenlang an den Wagen haften. Nach einer Anfrage unserer Zeitung wurde es dem Hausleiter offenbar zu heikel, er übergab die pikante Angelegenheit an die Konzernzentrale in Neckarsulm. Die Kaufland-Pressestelle teilte am 21. Juli mit: "Wir haben veranlasst, dass heute die Werbung der Firma Ansgar Aryan an den Einkaufswagen vorsorglich entfernt wird." Der Vertrag mit der Firma André Werbung aus Suhl schließe politische und anstößige Werbung aus. Deren Mitarbeiter Janko Luhn, der direkt für Kaufland zuständig ist, kann jedoch an der Werbung für Ansgar Aryan nichts Verwerfliches finden. "Ich sehe hier keine rechtsradikalen Botschaften. Man kann niemanden dafür verurteilen, dass Verbrecher vor 60 Jahren mit keltischen Symbolen Schindluder getrieben haben." Die Klamotten sähen gut aus und seien von überzeugender Qualität, auch er habe sich eine Jacke gekauft und sei keineswegs rechtsextrem, erklärt Luhn gut gelaunt und ziemlich blauäugig. Auch Thor Steinar werde von der breiten Masse akzeptiert. Wie? Auf den Shirts von Ansgar Aryan werde zum arischen Widerstand aufgerufen? "Das muss mir irgendwie entgangen sein." Gar grundsätzlich entgangen war dem Oberhofer Bürgermeister Thomas Schulz, dass sich inzwischen Modemarken der rechten Szene etabliert haben. Und derlei brauner Runen-Chic soll nun aus seinem beschaulichen Wintersportort hoch droben im Thüringer Wald kommen? Schulz ist schockiert - und auch ein wenig hilflos. "Was wollen Sie als Stadt gegen solche Leute machen, wenn ich ihnen nicht einmal die Gewerbeerlaubnis entziehen kann? Der Gesetzgeber lässt die Zügel hier zu locker." Der Staat müsse Mut zum Verbot solcher Symbole haben und eine klare Linie fahren, fordert der Bürgermeister. Trotz aller Demokratie: Schulz geht dieses Hin- und Her hinsichtlich der Toleranz der rechten Szene viel zu weit. |
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