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Arnstadt: Immer wieder das "Arnstädter Stadt-Echo"

Eintragsdatum: 2009-07-13Quelle: AGST

Das "Arnstädter Stadt-Echo", eine Monatspostille, die sich als das Zentralorgan der rechtspopulistischen Wählergemeinschaft "Pro Arnstadt" entpuppt hat, erregte mit der neuesten Ausgabe wieder jede Menge Kopfschütteln und Entrüstung. Immer offener wird das Bekenntnis zu völkischem Denken und antisemitischer, rassistischer und nationalistischer Ideologie.

Der "Stadt-Stürmer"

Die Auflage des Stadt-Echo übersteigt die der Arnstädter Tageszeitung "Thüringer Allgemeine" weit. Während die eh schon konservative Tageszeitung kaum noch jemand abonniert oder kauft, bekommen die Arnstädter_innen das Stadt-Echo jeden Monat gratis ins Haus. Das Blatt wird gelesen. Dem kommt zu gute, dass das dümmlich-populistische Geschreibsel der entpolitisierten Arnstädter Mehrheitsgesellschaft entgegenkommt. Das zeigen eindrucksvoll die Kommunalwahlergebnisse, bei denen die rechtspopulistische Wählergemeinschaft "Pro Arnstadt" abräumte.

Kritiker_innen dagegen bezeichnen das Stadt-Echo polemisierend auch als den "Stadt-Stürmer", angelehnt an die in den 1920er gegündete antisemitische Wochenzeitschrift "Der Stürmer", dessen Herausgeber Julius Streicher 1946 in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verurteilt und hingerichtet wurde. Der Vergleich hinkt etwas - logisch.

Das Stadt-Echo hat sich in den letzten Jahren von einer konservativen Heimatpostille für Deutschtum und schlechte Geschichtsarbeit zu einem Medium entwickelt, dass gezielt Neonazis gesellschaftsfähig macht und ansetzt den politischen Mainstream in Arnstadt für völkisches Denken, Antisemitismus und Geschichtsverfälschung zu begeistern.

Die Antifaschistische Gruppe Südthüringen (AGST) rief im September 2007 zum Boykott gegen das Stadt-Echo auf (AGST berichtete). Grund war damals die Parteinahme des Redakteurs Hans-Joachim König für einen Mob Neonazis, der am 6. Juli 2007 versuchte eine Antifa-Kundgebung anzugreifen und nur in letzten Sekunde durch eine Polizeikette gestoppt wurde (AGST berichtete). Der größenwahnsinnige König vergaß nicht sich dabei mit Jesus zu vergleichen und eine kleine Liebeserklärung für die Neonazis abzulassen. Diese Liebe demonstrierte er praktisch, als er sich angeregt mit Arnstadts Nazikader Patrick Wiedorn unterhielt.

"Nationale" und die Demokratie

Nach dem Spektakel um den 13. Juni 2009, Nazifest und Gegenproteste, und auch im Vorfeld dazu, legte König gehörig nach. Wieder bezeichnet König die Neonazis in seinem Editorial liebevoll als die "Nationalen", von denen man ja halten könne, was man wolle.

König lobt sich die Demokratie, in der Faschistinnen und Faschisten solange durch die Straßen marodieren können, bis sie verboten werden. Es ist der obrigkeitsstaatliche Glaube an alles, was die staatliche Allmacht in Gesetze goss. Möglicherweise hat König deswegen auch kaum verschleierte Sympathien für den Nationalsozialismus. Immerhin war die Judenverfolgung damals ja auch durch Gesetze legitimiert.

Gäbe es in Deutschland eine funktionierende Demokratie, die in sich die Reflexion gegen regressive Momente aufgenommen hätte, sie würde diesem Antisemiten um die Ohren schlagen. Perfide versucht dieser Mann Neonazis zu einer gewöhnlichen politischen Kraft in der Demokratie zu machen. Er nennt sie ja nicht mal Neonazis, weil er sich schon lange mit ihnen und ihren Ideen identifiziert hat und seiner eigenen Tabuisierung entgehen will.

Jörg Haider, Barack Obama und die jüdische Weltverschwörung

In seiner Juni-Ausgabe ging König noch weiter. Er publizierte einen Buchtipp der neuesten Publikation von Gerhard Wisnewski. Wisnewski ist ein bekannte Verschwörungstheoretiker, der schon sowohl hinter der RAF, als auch hinter den Anschlägen vom 11. September in New York "geheime Kräfte" vermutete. Mit seinem subtil strukturell-antisemitischen Verschwörungsunsinn hat sich Wisnewski nun ein neues Ereignis gesucht: den Unfalltod Jörg Haiders. Demnach soll Haiders Tod von fremden Mächten beeinflusst worden sein. Ob nun der israelische Geheimdienst oder die Kommunisten oder beide dahinter stecken, lässt Wisnewski natürlich offen. Dass König genau dieses Buch für seinen Buchtipp aussuchte kommt nicht von ungefähr, war Haider doch der Spezialfreund von Arnstadts rechtspopulistischen Bürgermeister Hans-Christian Köllmer.

Die nächste Verschwörungstheorie, die König in seiner Juni-Ausgabe publiziert, dreht sich um Barack Obama. Demnach soll der US-Präsident, einem "Kartell an der New Yorker Wallstreet" dienen. Eine Formulierung, die der bekannten antisemistischen Chiffre "Finanzbänker an der amerikanischen Ostküste" (gemeint sind die Juden) nicht zufällig sehr nahe kommt. König wirft hier immer wieder verschwörerische Fragen auf. Wer unterstützt Obama? Wer finanzierte ihn? Die suggerierte Antwort ist mit der intendierten Täterschaft des "Haider-Mords" und des 11. September identisch. Es sind die Juden. Doch König bekam auch mit weiteren subtilen antisemitischen Verschwörungsgebahren den Hals nicht voll. So verglich er doch tatsächlich Guantanamo mit den deutschen Konzentrationslagern im Nationalsozialismus und relativierte wiedereinmal die Shoa.

Wem bisher noch kein Würgereiz zum Abbruch der Lektüre nötige, den überkam es bei Königs Beitrag zum antikommunistischen Denkmal endgültig. Jedenfalls konnte so das Stadt-Echo seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden: Erbrochenes aufzuwischen.

Gegen jeden Antisemitismus!
Weg mit dem Arnstädter Stadt-Echo!
Antifaschistische Gruppe Südthüringen