Erfurt: Nazis und Polizei überfallen Linke, große Solidarität auf Spontandemo
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Eintragsdatum: 2008-07-15 — Quelle: Indymedia, AG17
Am vergangenen Samstag überfielen ca. 25 Nazi-Hooligans die Teilnehmer_innen einer Bootstour über die Gera an der Erfurter Krämerbrücke. Sie verletzten einige Menschen, doch der Angriff konnte abgewehrt werden. Die eintreffende Polizei schlug, anstatt die flüchtenden Nazis zu verfolgen, auf die Antifaschist_innen ein. Am Tag darauf solidarisierten sich über 200 Antifaschist_innen auf einer spontanen Demonstration durch die Innenstadt mit den Betroffenen von Nazi- und Polizeigewalt. Wir dokumentieren.
Augenzeugenbericht auf Indymedia
12.07.08
Erfurt: Naziüberfall an der Krämerbrücke
25 Nazihools überfallen Party nach Schlauboottour auf Krämerbrücke - Polizei verprügelt Leute, die sich zur Wehr setzen - Verletzte auf beiden Seiten - Am Abend noch ein Naziüberfall vor dem Helios-Klinikum - auch Nazikader wie Dominik W. an zumindest einem Überfall beteiligt.
Rund 25 rechtsextreme Hooligans der Erfurter Gruppe KEF (Kategorie Erfurt) haben heute am frühen Abend gegen 18.15 Uhr versucht, die Teilnehmer der Schlauchboottour anzugreifen, an der alljährlich zahlreiche Punks und Alternative aus Erfurt und anderen Städten teilnehmen.
Nachdem die rund 30 Schlauchbootpiraten an der Erfurter Krämerbrücke von den dort Wartenden empfangen worden waren, entwickelte sich Dank der mitgebrachten Anlage eine kleine Party - schätzungsweise etwas über 50 Personen hielten sich zu diesem Zeitpunkt auf der Brücke auf, unter den Anwesenden auch Kinder.
Ein Augenzeugenbericht:
Etwa gegen 18.15 Uhr bogen rund 15 Personen um die Ecke, die eindeutig mit einer Angriffsabsicht auf die Krämerbrücke kamen und sich in einer Reihe vor den dort Feiernden aufbauten, 10 weitere Nazihools kamen wenig später dazu. Aufgrund der unmittelbaren Bedrohungssituation bewaffneten sich viele von uns mit Schlauchbootpaddeln, Knüppeln und Flaschen, doch noch stand man sich nur gegenüber. Einige Personen, die etwas näher an der Angreifergruppe standen, wurden mit dem maßgeblichen Wortführer Enrico (der vollständige Name ist bekannt) und drei seiner Kumpanen in ein Wortgefecht verwickelte. Enrico scheute sich daraufhin nicht, handgreiflich gegen eine Punkerin zu werden, woraufhin sich eine Schlägerei entwickelte. Nun eilten auch der Großteil von uns den FreundInnen zu Hilfe. Flaschen flogen, viele Menschen gingen zu Boden. Enrico versuchte sich wohl ein wenig aus dem Getümmel abzusetzen, wurde von einer Flasche am Kopf getroffen wobei er sich eine Platzwunde zuzog und später von Sanitätern verarztet werden musste. Ihm sei gesagt: Sowas kommt von so was!!!
Der restliche KEF-Trupp ging ebenso mit äußerster Brutalität gegen uns vor. Innerhalb von wenigen Sekunden versuchten auch einige von ihnen, sich aus dem unübersichtlichen Getümmel zurück zu ziehen. Allerdings wurden auch einige von uns verletzt, eine Person wurde von einem Schlag mit einer Flasche im Gesicht verletzt und musste später von Sanitätern verarztet werden.
Viel mehr Personen wurden allerdings vom späteren Pfefferspray-Einsatz der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) verletzt, die wie zufällig auf dem direkt anliegenden Wenigemarkt gewartet hatte. Das BFE griff nicht ein, als 25 Nazihools an ihnen vorbei zur Krämerbrücke zogen. Sie griffen nicht ein, obwohl sie wussten, dass auf der Brücke rund 50 Personen feiern, die im eingeschränkten Weltbild der Nazis als Feindbilder herhalten müssen. Sie griffen auch nicht ein, obwohl ein Zivilbeamter offensichtlich beobachtet hatte, wie sich die Situation hochschaukelte. Sie griffen erst ein, als wir Angegriffenen uns gegen den Angriff zur Wehr setzten.
Das BFE stürmte behelmt und mit gezogenen Tonfas auf die Brücke und schlug mit äußerster Brutalität auf uns und NICHT auf die Angreifer der KEF ein. Flüchtende Personen wurden zu Fall gebracht, wobei weiter mit Schlagstöcken auf die am Boden liegenden eingeschlagen wurde. Mehrere Personen trugen starke Reizungen der Augen und der Atemwege durch das massenhaft gegen uns eingesetzte Pfefferspray davon. Mindestens eine Person wurde verhaftet, derzeit ist noch nicht bekannt, ob sie sich schon wieder auf freiem Fuß befindet. Auch ist nicht bekannt, ob KEF-Angreifer von der Bullerei in der Stadt aufgegriffen wurden - angesichts ihres einseitigen Vorgehens auf der Brücke ist davon jedoch nicht auszugehen. Besonders verantwortungslos auf das Vorgehen, einzelnen Personen einen Platzverweis auszusprechen und sie alleine in die Stadt zu schicken - und das in dem Wissen, dass sich die Angreifer noch in der Innenstadt aufhalten können.
Ein kurzes Fazit zum Schluss: Die Einsatzleitung der Polizei war nicht in der Lage, den gewaltsam Angegriffenen zu Hilfe zu eilen. Stattdessen wurde gegen diejenigen vorgegangen, die angesichts der unmittelbaren körperlichen Bedrohung berechtigterweise zum antifaschistischen Selbstschutz gegriffen hatten. Unwahrscheinlich brutal das Vorgehen einzelner Beamter. Selbst als die KEF-Angreifer schon geflüchtet waren, wurden die eigentlichen Opfer des Angriffes von der Polizei weiter verprügelt. Sie waren auch nicht in der Lage, den gewaltsamen KEF-Mob in den Griff zu kriegen: Am Abend wurde eine weitere Person vor dem Helios-Klinikum von dem selben 20-köpfigen Nazimob überfallen. Unter den Angreifern befand sich diesmal aber auch der Erfurter JN-Vorsitzende Dominik W.
Die Gewalttätigkeit der KEF ist nichts Neues, nicht umsonst wurde ihnen selbst im Erfurter Steigerwaldstadion das Zeigen ihres Transparentes untersagt. Nach dem Fehlen einer politischen Strategie der organisierten Nazis der NPD Erfurt scheinen die Reste der so genannten "Autonomen Nationalistenâ auf verstärkte Zusammenarbeit mit dem gewalttätigen und rechtsextremen Teil der Erfurter Hoolliganszene zu setzen. Das Ergebnis ist massive Gewalt auf der Straße.
Noch am Vormittag, bei der Abreise zur Schlauchboottour am Hauptbahnhof, hatte KEF-Rico offensiv gedroht. Erfurt sei nicht mehr länger unsere Stadt. Bald werde auch das Besetzte Haus "platt gemachtâ betonte der aktive Neonazi.
Diesen Drohungen können wir nur unsere Geschlossenheit entgegensetzten, organisieren wir gemeinsam die antifaschistische Selbsthilfe.
Stoppt den Naziterror - Schlagt zurück!

das eintreffende BFE verfolgte die Angegriffenen

doch auch die Nazis bekamen etwas ab. hier der Rädelsführer "Enrico"

der gewalttätige Hooligan und Nazi bei einer NPD-Demo in Weimar

das gleiche von der seite

auch der Erfurter JN-Chef Dominik W. war bei einem Angriff beteiligt
Quelle:
http://de.indymedia.org/2008/07/222003.shtml
Bericht von AG17 - Antifa Erfurt
14.07.08
Über 200 Antifaschist_Innen auf einer Spontandemo gegen Polizeigewalt und Naziterror
Nach dem am Samstag dem 13.07.08 ca 25 Nazi-Hooligans der Vereinigung "Kategorie Erfurt" (KEF) Feiernde einer Schlauchboot-Tour angriffen und diese sich daraufhin erfolgreich wehrten, kam es unmittelbar im Anschluss zu einem brutalen Polizei-Einsatz gegen die Angegriffenen. Diese Geschehnisse wurden zum Anlass für eine kraftvolle antifaschistische Spontandemo genommen. Doch eins nach dem anderen:
Die Ankündigung ...
Jährlich organisieren Punks und andere unangepasste Jugendliche eine Schlauchboot-Tour in Erfurt und haben jede Menge Spaß dabei. Auch dieses Jahr am 12.07. war es wieder so weit. Doch schon mittags tauchten am Treff vor dem Bahnhof zwei Gestalten der Nazi-Hool-Vereinigung KEF auf und provozierten aufs Dümmlichste die Anwesenden. Diese ließen sich auf die Anmachen von Rico (bekannt dadurch, dass er den "Schutz" von NPD-Infoständen mitmachte und an Nazidemos teilnimmt) und co nicht ein und lachten die Nazis aus. Daraufhin kam die Ansage von den Nazis dass "ihr heut Nachmittag alle rennen werdet". Von den Nazis wurde auch angekündigt, in Erfurt mit der "Zeckenszene aufzuräumen". O-Ton: "Erst machen wir das Besetzte Haus platt, dann den ganzen Rest!" Es wurde also zu diesem Zeitpunkt offen mit einer gewalttätigen Eskalation gedroht.
... und die Umsetzung
Beim Eintreffen der Schlauchboot- Tour an der Krämerbrücke gegen 18:15 Uhr war dann auch schon eine Gruppe von KEF-lern anwesend. Erst als eine weitere Gruppe der KEF vom Wenigemarkt her (wohlgemerkt an der Bereitschaftspolizei vorbei!) eintraf, kam es zu Pöbeleien und Rangeleien. Die Nazi-Hools haben jedoch nicht mit einem entschlossenen Widerstand der anwesenden Punks, Antifas und Alternativen gerechnet. Flaschen flogen und Paddel von der Boot-Tour wurden zweckentfremdet. Hervorzuheben ist, dass der KEF-Leithammel und Einpeitscher in dieser Situation, Rico, dabei auch einiges an Platzwunden abbekommen hat. In Folge der Auseinandersetzung gab es Verletzte auf beiden Seiten. Der Wunschtraum der Nazi-Hooligans, nämlich "rennende Zecken", erfüllte sich nicht. Die nun heranstürmende Bereitschaftspolizei griff ohne weitere Sondierung der Lage die Leute der Schlauchboot-Tour an, während sich die KEF schnell verdrücken konnte. Es kam zu brutalen Schlagstockeinsätzen und Leute wurden mit Pfefferspray verletzt. Dass die Polizei so schnell vor Ort war, lag daran, dass sie für einen gewalttätigen Einsatz zur Durchsetzung einer neuen Stadtverordnung über Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit schon in der Nähe war. Dementsprechend hochmotiviert gingen die Beamten auch vor. Bei den Angegriffenen wurden die Personalien aufgenommen und Platzverweise erteilt. Sie mussten sich einzeln Richtung Innenstadt begeben, wo noch Gruppen von Hooligans unterwegs waren.
Und noch eins
Ein weiterer Übergriff fand kurz darauf auf dem Gelände des Helios-Klinikums statt. Dort wurde ein Antifa, der gerade ambulant wegen dem Pfefferspray-Einsatz behandelt wurde, aus einer Gruppe von ca 20 Nazis brutal angegriffen und zusammengetreten. Zu dieser Gruppe Nazis gehörte auch JN-Kader Dominik Weinlich.
Es kam nicht von ungefähr
Eine derartige Gewalteskalation war vorhersehbar. Die Drohungen aus der Nazi-Hooligan-Szene rund um die Vereinigungen "Inferno Windisch" und "Kategorie Erfurt" häuften sich im Laufe diesen Jahres. Das Jugendbüro der "LINKE" RedroXX wurde mehrfach angegriffen und es kam immer öfter zu Pöbeleien am Jugendtreff hinter der Krämerbrücke, an denen KEF-ler beteiligt waren. Schon im Frühjahr kam es zu Überfällen auf Punks in der Innenstadt mit Schwerverletzten durch Nazi-Hools. Die Nazis möchten auch in Erfurt die Hegemonie der Straße erlangen und eine "National Befreite Zone" errichten.
Die Reaktion
Die Spontandemo am darauf folgenden Tag, Sonntag dem 13.07.08, machte deutlich, dass den Nazis und ihren Allmachtsfantasien doch eine entschlossene Antifa im Wege steht. Trotz einer kurzen Mobilisierung nahmen über 200 Leute an der Demonstration teil, die vom Bahnhof über den Anger zum Wenigemarkt, Fischmarkt und zurück führte. Es wurde auch klar gemacht, dass repressive Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung und der Polizei zur "Innenstadtsäuberung" nicht ohne weiteres hingenommen werden. Von den Nazis ließen sich am Auftakt nur einige blicken, verdrückten sich aber ziemlich schnell.
Fazit:
An diesem Wochenende haben die Nazis wieder bewiesen, was sie sind: dumm brutal und national. Das scheinheilige Gefasel der NPD von "Bürgernähe" und "Gewaltfreiheit" blamierte sich aufs Neue. Sogar JN-Kader wie Dominik Weinlich waren an den Auseinandersetzungen beteiligt. Der Polizei-Einsatz an der Krämerbrücke war völlig daneben und hat mehr oder weniger dem Anliegen der Nazi-Hooligans entsprochen. Makabererweise hatten an diesem Tag Ordnungsamt, Polizei und Nazi-Hools die gleichen Ziele: nämlich an der Krämerbrücke in Erfurt den "Pöbel" zu vertreiben. Dies sollte den ehrenwerten Demokraten zu denken geben.
In diesem Sinne: Organisiert die Antifaschistische Selbsthilfe! Faschismus ist keine Meinung sondern eine menschenfeindliche Geisteshaltung!



Quelle:
http://www.ag17.antifa.net/Startseite/Schlauchboot.html