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Naziaufmarsch am 25.3. in Breitungen - Massive Proteste

Eintragsdatum: 2006-03-26Quelle: AGST

Am Samstag, dem 25. März marschierten ca. 30 Neonazis vor dem Breitunger Rathaus auf. Ihnen stellten sich in der 5300-EinwohnerInnen-Kleinstadt mehr als 250 BürgerInnen, Punks und Antifas entgegen und protestierten lautstark, aber auch mit Eiern und diversen anderen Wurfgeschossen.
Wir dokumentieren einige Presseartikel und zeigen Bildmaterial.

Zum Hintergrund

Grund für den Aufmarsch war ein privater Streit zwischen dem einschlägig bekannten Neofaschisten Patrick Wieschke und dem Bürgermeister Breitungens Peter Heimrich. Wieschke mietete das Breitunger Kulturhaus für eine rechtsextreme Saalveranstaltung am 18. März 2006. Als der Bürgermeister die Information bekam, dass Nazis sich ins Kulturhaus eingemietet hatten, warf er den Rettungsring und kündigte den Vertrag. Zornig und wohl einen Vorwand suchend, behauptete Wieschke nun der Bürgermeister habe ihm am Telefon Schläge angedroht. Er verfasste daraufhin einen offenen Brief, erstattete Anzeige gegen den Bürgermeister und forderte den Rücktritt Heimrichs. Dieser hat natürlich eine ganz andere Version parat und wies die Vorwürfe gegen seine Person zurück.
Schließlich meldete Wieschke eine Kundgebung vor dem Breitunger Rathaus für den folgenden Samstag an. Der bürgerliche Protest erweiterte den ohnehin stattfindenden Frühlingsmarkt zu einem Frühlingsmarkt gegen Rechts. Auch die lokale Presse griff die abenteuerliche Geschichte auf und mobilisierte für den Protest der Kommune unter dem Motto "Breitungen gegen Rechts".

Dass Wieschke sich über die Androhung körperlicher Gewalt empört, verwundert in sofern, dass der Kameradschaftsführer, ehemals aus Eisenach, jetzt Gotha schon mehrfach auf Grund selbiger im Gefängnis saß. Im Jahr 2000 verübte er einen Sprengstoffanschlag auf einen Kebabladen in Eisenach, auch wurde er schon mehrfach wegen Körperverletzungsdelikten verurteilt.

Nazikundgebung

Die Kundgebung der RechtsextremistInnen fand im Zeitraum von 12.30 Uhr bis 14.00 Uhr vor dem Breitunger Rathaus statt. Gegen 12.15 Uhr begannen die Eisenacher Neonazis Patrick Wieschke, Danny Pfotenhauer und weitere "Kameraden" mit dem Aufbau.
Dass Wieschke und dessen Mitstreiter Spaß daran gefunden haben müssen, durch Thüringer Städte zu reisen und sich ausbuhen zu lassen, ist hinlänglich bekannt. Unterstützt wurden die Eisenacher RechtsextremistInnen durch regionale neofaschistische Kräfte aus Meiningen, Zella-Mehlis, Schmalkalden, Bad Salzungen und Breitungen. Anwesend war auch der Breitunger NSAW-Kader Mario "OIOI" Stobbe. Stobbe, stellvertretender Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes im Wartburgkreis, war maßgeblich am Aufbau der Neonaziorganisation "Nationale Patrioten Breitungen (NPB)" beteiligt und verwaltet deren Postfach. Heute firmieren die neonazistischen Strukturen Breitungens unter dem Namen "Junge Kameradschaft Breitungen".
Ein ärmliches Häufchen von zwischenzeitlich maximal 30 TeilnehmerInnen demonstrierte mit Redebeiträgen und deutschem "Liedgut" unter dem Motto "Zurücktreten Herr Heimrich". Schon während der Kundgebung verließen einige Neonazis den Kessel und traten den Rückzug an.
Als RednerInnen auf der Nazikundgebung fungierten Ivonne Mädel aus Meiningen, Hendrik Heller aus Bad Salzungen und last but not least Patrick Wieschke. Dass die flachen Redebeiträge nicht besonders gut ankamen, lag nicht nur am dürftigen Inhalt, sondern auch an der schlechten Akustik. Die ständige Begleitung durch Sprechchöre und Pfeifkonzerte der GegendemonstrantInnen tat ihr übriges.

Protest

Mehr als 250 GegendemonstrantInnen, die Veranstalter sprachen von 300-450 TeilnehmerInnen, protestierten vor dem Rathaus gegen den Naziaufmarsch. Schon ab 11 Uhr hatte die Kommune ein Frühlingsfest angemeldet, welches sich inhaltlich auch gegen den Naziaufmarsch richtete. Unter den NazigegnerInnen befanden sich auch zahlreiche Punks, linke Skinheads und Antifas. Die Nazis, geschützt durch ein starkes Polizeiaufgebot, wurden von den Protestierenden eingekreist und ausgepfiffen. Auch flogen einige Eier und weitere Wurfgeschosse in Richtung der rechtsextremen Kundgebung. Sichtlich enttäuscht und erschöpft, packten sie 14.00 Uhr zusammen und verließen unter Pfiffen und Sprechchören ihren Aufmarschort.

Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Bis in die hinterste Provinz - Naziaufmärsche stören, blockieren, sabotieren!


Bilder:






































Ausgewählte Presseberichte:

25.03.2006 - Freies Wort

BREITUNGEN
Persönliche Angriffe, weil Bürgermeister Neonazis nicht half

BREITUNGEN - Die Werrastadt Breitungen muss sich unversehens gegen einen Aufmarsch von Neonazis zur Wehr setzen. Diese haben Bürgermeister Peter Heimrich (SPD) sogar persönlich aufs Korn genommen. Angefangen hat der ganze Ärger vor einer Woche. Vergangenen Sonnabend sollte es eine Schulungsveranstaltung der Rechten im Breitunger Kulturhaus geben - angemeldet von einer Privatperson aus den Reihen der "nationalen Opposition", wie sie sich selbst nennen.

Als Tags zuvor die Geschichte ruchbar wurde, zog Heimrich die Notbremse: Solch eine Veranstaltung werde er im Kulturhaus nicht zulassen, das im Besitz der Kommune ist, erklärte er dem privaten Pächter. Dieser habe nicht wie im Pachtvertrag festgelegt den Eigentümer über die angemeldete Veranstaltung informiert.

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Mit Forderungen
auch die Familie
belästigt

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Das Problem kam auf leisen Sohlen daher: Im Kulturhaus war die Stromversorgung defekt, die Veranstaltung drohte schon von daher auszufallen. Vom weiteren Fortgang existieren zwei Versionen. Die des Bürgermeisters: Zwei der Veranstalter, darunter der NPD-Kreisvorsitzende im Wartburgkreis, seien zum Rathaus marschiert, um ihn ultimativ aufzufordern, die Veranstaltung doch noch möglich zu machen. Ihr Pech: Nach 14 Uhr war im Rathaus schon Feierabend. Daraufhin sei seine Frau belästigt worden, sie solle doch dafür sorgen, dass der Bürgermeister sofort ins Kulturhaus kommt, erzählt der Ortsvorsteher.

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Angeblich
"blaue Augen"
angedroht

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Strafanzeigen und unverhohlene Drohungen seien inzwischen die Folge. Die Version der Rechten hört sich ganz anders an: Heimrich habe gedroht, ihnen die Augen blau zu hauen, behaupten sie, was der Bürgermeister bestreitet. Sie haben ihn wegen Nötigung angezeigt. Er hat seinerseits Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt und die "Aktivisten" von der Polizei aus dem Kulturhaus werfen lassen. Das sei zutiefst undemokratisch, empören sich diese nun und verlangen den Rücktritt des Bürgermeisters. Ihnen sei nicht bekannt, dass sich jemals ein Bürgermeister in der Bundesrepublik ähnlich verhalten habe, protestieren sie in einer Presseerklärung.

Und nicht nur das: Wüste Drohungen und Beschimpfungen enthält etwa ein Brief einer ominösen "Bürgerinitiative Werra für Demokratie, Heimat und Information - nicht eingetragener Verein". Ein Fall für die Polizei, die jetzt ermittelt.

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Forderung nach
einem Podium für
braune Gedanken

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Ein anderer Brief an den Bürgermeister stammt vom Eisenacher Neonazi Patrick Wieschke. Der war im Jahr 2002 wegen eines Sprengstoffanschlags auf einen Döner-Imbiss zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die er inzwischen abgesessen hat. Wieschke fordert in dem Brief neben dem Rücktritt unter anderem eine Diskussionsveranstaltung mit dem Bürgermeister, in der auch über "Freiheit und allgemeine politische Fragen" diskutiert werden soll. Der Brief endet mit der Drohung: "Sollte ich erwartungsgemäß keine Antwort von Ihnen erhalten, werden Sie dennoch weiterhin von mir beziehungsweise uns hören."

Was so etwas bedeuten soll, könnte sich schon an diesem Wochenende zeigen. Dann nämlich wollen die Rechten vor dem Haus des Bürgermeisters aufmarschieren und seinen Rücktritt fordern. Eine entsprechende Anmeldung gebe es, bestätigt Heimrich.

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Kommune reagiert
mit eigener
Demonstration

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Angesichts solcher Drohungen gegen sich und seine Familie bleibt der Rathaus-Chef noch recht gelassen. "Wir haben schon vorher unsere eigene Demonstration organisiert - ab elf Uhr am Samstag wollen wir unter dem Motto: "Breitungen gegen Nazis" auf die Straße gehen." Und Heimrich ist sich sicher, dass mehr Menschen gegen die Nazis protestieren werden als sich Vertreter der Gegenseite vor seinem Haus einfinden. (red)


Von Neonazis angefeindet und persönlich angegriffen: Breitungens Bürgermeister Peter Heimrich (SPD). FOTO: Bühner
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