Antifaschistische Gruppen Südthüringen

Antifaschistische Gruppen Südthüringen

News
Ueber uns
Archiv
Dates
Chronik
Texte
Kontakt
Links
Mitmachen
Naziangriffe melden





Facebook

RSS


Because we are friends

Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!


Hildburghausen: Öffentliche Debatte über Shoa-Relativierer Kothe und BdV

Eintragsdatum: 2007-12-26Quelle: AGST

Vor gut einem Monat fand in Hildburghausen der Volkstrauertag statt (AGST berichtete). Wie schon in den Vorjahren gedachte auch dieses Jahr der BdV-Kreisvorsitzende Winfried Kothe gemeinsam mit seinen Kameraden aus der NPD in deutscher Manier "den Toten seines Volkes" und relativierte die deutschen Verbrechen. Wir berichten.

Winfried Kothe

Winfried Kothe ist pensionierter Pfarrvikar und saß 1990-1994 für die CDU im ersten Thüringer Landtag. Nach Kriegsende 1945 siedelte Kothe aus den verlorenen deutschen Ostgebieten in das damals von den Alliierten besetzte Deutschland und wie es sich für einen stolzen (worauf auch immer...) Schlesier gehört, engagiert sich Kothe im revanchistischen und geschichtsrevisionistischen Bund der Vertriebenen (BdV). Seit 9. Juni 2007 ist Kothe in der Landesgruppe Thüringen der "Landsmannschaft Schlesien" Schatzmeister. Im Vorstand jener Landesgruppe finden sich einschlägig bekannte Namen der extremen Rechten, wie Paul Latussek (Wikipedia), der die Opferzahlen von Auschwitz eine Lüge nannte und der junge Neonazi Fabian Rimbach.
Kothe hielt seine Heldenmärchen zum Volkstrauertag schon in den Vorjahren ab und seit mindestens 2006 zusammen mit den jungen Neonazis um Tommy Frenck (Vorsitzender des NPD-Kreisverband Hildburghausen). Wohl verärgert über den antifaschistischen Protest im Jahr 2007 ließ sich Kothe zu Äußerungen hinreißen, wie jener, die wir im Folgenden dokumentieren möchten:



Öffentliche Debatte

Im Nachgang zum Volkstrauertag berichteten nicht nur wir als Antifa kritisch über das Geschehene, sondern auch die Lokalpresse brach das Schweigen, um Kothes jährliche Hetzreden auf dem Hildburghäuser Hauptfriedhof.
In der Regionalzeitung Freies Wort erschien nun ein Leserbrief nach dem anderen, in dem u. a. Pfarrer ihren pensionierten Kollegen angriffen und ihm die Zusammenarbeit mit Neonazis vorwarfen. Kothe versuchte sich zu rechtfertigen und bekam den Gnadenstoß nun von den eigenen Verbündeten. Tommy Frenck solidarisierte sich offen auf der Homepage der Thüringer NPD mit Kothe und lässt so keine Zweifel mehr am guten Verhältnis zwischen Hildburghäuser NPD und BdV.

NPD und BdV

Für die NPD ist der BdV ein willkommener Verbündeter im Versuch den Geschichtsrevisionismus und Nationalismus weiter in die Gesellschaft zu tragen. Die Bundesvorsitzenden des Vertriebenenbundes gehen noch auf Abstand zur neonazistischen Partei, doch an der Basis des Verbandes lassen sich die offensichtlichen Schnittmengen mit der NPD nicht verbergen und so offenbart sich in vielen Regionen eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden. In Erfurt teilen sich NPD und BdV ein Büro.
Während sich CDU und SPD gegenseitig rechts überholen im Kampf um ihre Lobby und sich auf Treffen des Vertriebenenbundes anbiedern und über moralische Ansprüche auch mal hinwegsehen, ist die NPD in ihrer politischen Zielsetzung schon dort angekommen, wo die Basis des BdV hinwill - zurück in die Grenzen des Reiches von 1939. Die Jugendgruppen der Vertriebenenverbände sind schon längst in der Hand von Neonazis. Die schlesische Jugend Thüringen ist von jungen Faschist_innen geradezu durchsetzt. Das Postfach in Bad Salzungen teilen sich die jungen Schlesier_innen mit der Bad Salzunger Neonazikameradschaft. Funktionäre und Mitglieder der BdV-Jugendgruppe, wie Hendrik Heller (ARTThur), Fabian Rimbach, Silvia Kirschner(ARTThur), Tobias Kammler (ARTThur) oder Marco Schwarz bedienen gleichzeitig in NPD und Kameradschaften führende Funktionen.


Fotos von Kothe und Frenck am 18.11.07 in Hildburghausen:






Presse:

Freies Wort - 19.11.07
Volkstrauertag
Auch Gedenken kennt Grenzen
Demokratische Kräfte wiesen Neonazis in die Schranken / Die Polizei war vor Ort


Hildburghausen - Wie heißt es so schön: "Einigkeit macht stark". Doch von dieser Einigkeit war am Volkstrauertag in der Kreisstadt nichts zu spüren. Die Junge Union Hildburghausen-Henneberg, die Stadt selbst und das Bündnis gegen Rechtsextremismus hatten zu Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen eingeladen. Doch jeder für sich. Ob sich so in Verbindung an das Gedenken der Opfer der Weltkriege ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen lässt? Genau das sollte es aber sein. Nicht so beim Bund der Vertriebenen, der am Sonntag, 14 Uhr, auf den Zentralfriedhof eingeladen hatte. Winfried Kothe, Vorsitzender des BdV-Kreisverbandes, der sich selbst als "frei von jeglicher Ideologie" bezeichnete, wurde eskortiert von jugendlichen Neonazis - ja, es waren fast noch Kinder die sich da um den NPD-Kreisvorsitzenden Tommy Frenck geschart hatten -, die Flaggen hielten. Keine verbotenen - Flaggen der einzelnen Landsmannschaften der Vertriebenen waren zu erkennen, aber auch Fahnen des Nationalen Widerstands und eine mit der schwarzen Sonne im Zentrum. Deutliche Zeichen. Noch deutlichere durften sie nicht öffentlich präsentieren. Solche etwa, die "Heldengedenken" anmahnen. Sind das tatsächlich Zeichen des Gedenkens im Sinne des Volkstrauertags? Winfried Kothe beharrte darauf. "Wir gedenken der Millionen Soldaten und Zivilisten die in den beiden Weltkriegen getötet wurden, der 15 Millionen Heimatvertriebenen, der Stalinopfer, der Opfer des Luftangriffs auf Hildburghausen am 23. Februar 1945, der Opfer der sowjetischen Besatzungszone und der DDR . . ."

Auch Jugendliche der linken Szene hatten sich auf dem Zentralfriedhof der Kreisstadt eingefunden. Sie unterbrachen Winfried Kothe immer wieder, zeigten ihre Empörung lautstark. Die Polizei beobachtete das Geschehen - eingreifen mussten die Beamten nicht.

Schleusingen - Auf eine gemeinsame Veranstaltung, ein stilles Gedenken, am Denkmal für die Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaften am Schmuckplatz hatten sich die Kirchen, der Bund der Vertriebenen und die Stadt am Volkstrauertag verständigt. Alle Teilnehmer darum gebeten, auf Fahnen und Symbole zu verzichten. Und das war eine kluge Entscheidung, die alle Versuche, den Volkstrauertag für revanchistische und rechtsradikale Absichten zu missbrauchen, letzten Endes vereitelten.

Zwar hatten das gestern auch Neonazis erneut versucht. Als die Repräsentanten der Kirchen, Vertreter von Parteien, der Stadt und des Landkreises, des Bundes der Vertriebenen am Denkmal eintrafen, wurden sie von einer Gruppe junger Rechtsextremisten, darunter der NPD-Kreisvorsitzende Tommy Frenck, mit Fahnen und Plakaten empfangen. Erst nach mehrmaligen energischen Forderungen der Veranstalter rollten sie ihre Flaggen ein und drehten ihre Plakate um. Das offenbar beabsichtigte Heldengedenken wurde von den demokratischen Kräften vereitelt. Und vielleicht haben die eindringlichen Worte von Pfarrerin Dorothea Söllig und Schleusingens Bürgermeister Klaus Brodführer die Gebete und Fürbitten bei einigen der sehr jungen Leute zumindest Zweifel ausgelöst, ob die ihnen eingeimpfte Ideologie die Richtige ist. Friedlich ging die Veranstaltung der Stadt zu Ende, in der das demokratische Schleusingen sich klar dazu bekannte, dass es Verantwortung übernimmt für ein Leben in Frieden und Freiheit, ohne Gewalt und jegliche Form von Menschenverachtung. Und, dass es Neonazis in die Schranken weist. ks/kat

Freies Wort - 17.12.07
Brief an Gemeinden
Kirche stellt sich vor Pfarrer der Region
Oberkirchenrätin Krüger reagiert auf Kothe-Angriffe


Hildburghausen/Schleusingen - Das Geschehen am Volkstrauertag in Hildburghausen und Schleusingen, die nachfolgenden Meinungen von Lesern in Freies Wort sowie die Veröffentlichung von Zuschriften des BdV-Kreisvorsitzenden Winfried Kothe sorgen nach wie vor für Zündstoff.

Gestern wurde in den Gottesdiensten in Hildburghausen und Schleusingen ein Brief von Oberkirchenrätin Marita Krüger, Meiningen, verlesen. Damit schaltet sich die Landeskirche nunmehr in die Auseinandersetzung ein und stellt sich vor die Pfarrer und Pastorinnen der Region, die von Kothe angegriffen worden waren.

Gegen Gewalt und Rechte

Oberkirchenrätin Marita Krüger erklärt in dem Brief, die Ereignisse der letzten Wochen seit den Gedenkveranstaltungen am 18. 11. dem vorletzten Sonntag des Kirchenjahres/Volkstrauertag, hätten in Schleusingen und Hildburghausen, aber auch darüber hinaus Beunruhigung und Verunsicherung hervorgerufen.

Die Glieder beider Kirchgemeinden setzten seit etlichen Jahren in ihren Gemeinden engagiert und verantwortungsvoll Signale gegen Gewalt und Rechtsextremismus. Dies täten sie gemeinsam mit ihren Pfarrern, Pastorinnen und den Superintendenten. Dafür möchte sie, Krüger, an dieser Stelle auch im Namen der Kirchenleitung sehr danken.

Wörtlich heißt es in dem Brief weiter: "Nun sind Personen wegen ihres Engagements, das sie aus der Verantwortung vor Gott wegen unserer Geschichte und im Auftrag der Kirche wahrnehmen, öffentlich angegriffen worden. Dies geschah im Zusammenhang mit Äußerungen des Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen in Hildburghausen, Herrn Pfarrvikar in Ruhe Kothe.

Deshalb schreibe ich Ihnen als Visitatorin des Südbezirkes der Thüringer Landeskirche und Mitglied der Kirchenleitung der Föderation Ev. Kirchen in Mitteldeutschland, um Sie der Mitverantwortung und Unterstützung bei der Klärung der Sachlage der Kirchenleitung beider Kirchen zu versichern."

W. Kothe sei Pfarrvikar der Thüringer Landeskirche und bleibe auch im Ruhestand an sein Ordinationsgelübde gebunden. Dies verpflichte ihn zu einem brüderlichen Umgang mit den Schwestern und Brüdern im Pfarrdienst wie mit den Gemeinden. Dieser Umgang sei in den schriftlichen Äußerungen von Pfarrvikar i.R. Kothe nicht gegeben, sondern diese verletzten die Formen des gebotenen Miteinanders und der Mäßigung.

Keine deutliche Abgrenzung

Oberkirchenrätin Krüger fährt fort: "Ein weiteres schwerwiegendes Problem stellt die Gedenkfeier selber dar, die zur Vermutung Anlass gibt, dass es zumindest keine deutliche Abgrenzung zu neonazistischen Tendenzen und Symbolen gegeben hat. Das alles bedarf der Klärung und eine solche muss und wird auch erfolgen." Zum anderen sollten jene geschützt und gestärkt werden, die sich in christlicher und demokratischer Verantwortung mit guten Argumenten zur Sache geäußert und Mut bewiesen haben, die Schwestern und Brüder in den Gemeinden und die Verantwortlichen im geistlichen Dienst. Man wolle dies in Gemeinschaft miteinander tragen und füreinander einstehen red

Antifaschistische Gruppe Südthüringen