![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() Für aktuelle News checkt bitte unseren neuen Blog!Sexism s(m)ells auch am 8. Märzbr>Eintragsdatum: 2006-03-08 — Quelle: AGST Anlässlich des Internationalen Frauenkampftages, dem 8.März, hat sich die Antifaschistische Gruppe Südthüringen eingehender mit dem Thema Sexismus befasst und nun diesen Text als Textversion und Flugblatt veröffentlicht. Dieser Text erscheint nicht zufällig am 8.März hier. Es geht eben doch: Angela Merkel ist Bundeskanzlerin und somit scheint auch eine der letzten "Männerdomänen" gebrochen zu sein. Frauen sollten sich einfach nicht so anstellen, immerhin besetzt eine "ihresgleichen" eines der wichtigsten politischen Ämter der BRD. Gleichstellung der Geschlechter also nicht nur formal, sondern auch praktisch geschaffen. Da stört es dann auch nicht weiter das jede vierte Frau Opfer häuslicher Gewalt wird, arbeitende Frauen ca. 25% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen oder für die "Hausarbeit" erst gar nicht entlohnt werden und sich fast jede Frau schon einmal sexuell belästigt fühlte. Durch viele totgeredet oder abgehakt. Von den Medien zum Tabuthema lanciert[1]. Doch noch immer fortwährend existent. Sexismus hat in Politik und Gesellschaft nichts an Bedeutung verloren. Sein Auftreten wirkt oft nur subtiler[2] und unscheinbarer. Was ist Sexismus? Unter Sexismus versteht man jede Art von Unterdrückung, Diskriminierung und Herabsetzung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts und/oder ihrer so genannten "sexuellen Orientierung", bzw. die Reduzierung eines Menschen auf sein Geschlecht. Sexistisches Denken und Handeln beinhaltet die Einordnung der Menschen in stereotype[3] Geschlechterrollen. Diese werden bereits in der Kindheit geprägt und erlernt. So werden immer wieder Kinder in blau/rosa Strampler gesteckt weil sie eben "Mädchen"/"Jungs" sind. Im Kindergarten werden die Geschlechterrollen weiter manifestiert: "Jungs" lernen schnell das sie mit lauterer Stimme schnell zum Ziel kommen; "Mädchen" dagegen werden in ihren Autonomiebestrebungen[4] gehindert und in eine passive Rolle gedrängt. Auch in den Kinderbüchern finden sich immer die gleichen Stereotype: "die Mutter kochte das Essen" und "Vater kam von der Arbeit nach Hause". Schnell wird klar: "Jungs" handeln; "Mädchen" werden behandelt. Sexismus wird meist leider erst dann wahrgenommen, wenn dessen Ausprägungen die Spitze des Eisberges darstellen. Medial präsent werden sexualisierte Übergriffe erst dann, wenn eine Frau den Mut hat, öffentlich zumachen, Opfer einer Vergewaltigung geworden zu sein oder herauskommt, dass ein Kind von seinem Vater sexuell misshandelt wurde Je stärker die kulturelle und/ oder religiöse Bindung an ein Rollenverhalten gegenwärtig ist, desto schwerer wird es für die Beteiligten, sich durch individuelle Verhaltensabweichungen, zu emanzipieren[5], d.h. aus der geschlechtsbezogenen Diskriminierung auszubrechen. (Anti-) Sexismus in der Geschichte Historisch betrachtet sind insbesondere Frauen als DAS Opfer des Sexismus festzuhalten. Die Männervorherrschaft während 4 Jahrtausenden Menschheitsgeschichte konnte bis heute nicht gebrochen werden. Frauen wurden und werden aufgrund physischer Defizite[6] vom politischen Leben ferngehalten und in häusliche bzw. familiäre Refugien[7] gedrängt. Erstmals wurde die patriarchalische Hegemonie[8] von der Frauenbewegung Mitte des 19. Jh. kritisiert. Hier postulierten[9] die Frauen erstmals grundsätzliche politische und bürgerliche Rechte, wie das Frauenwahlrecht, welches jedoch erst 1918 in Deutschland konstitutionell[10] verankert wurde. Die Forderung nach völliger Gleichberechtigung von Mann und Frau, auf politischer, sozialer, beruflicher und privater Ebene, löste der Feminismus, eine neue auf einem Theoriekonzept basierende Frauenbewegung der späten 60er Jahre, aus. Feministische Strömungen sind breit gefächert, so erkennt die sozialistische Frauenbewegung (Marxistische FeminististInnen) die Abschaffung des Kapitalismus als Voraussetzung für die Befreiung der Frau. Der autonome Feminismus unterscheidet sich von anderen linken antisexistischen Ideen durch die Anschauung, dass die Unterdrückung der Frau ein von den Klassenwidersprüchen unabhängiger gesellschaftlicher Widerspruch sei. Eine dritte Welle der Frauenbewegung zeichnete sich in den 90er Jahren überwiegend in den USA ab. Die Ideen des Feminismus der 60er Jahre traten in abgewandter Form wieder auf, wurden partiell[11] aber auch erweitert und nun auch global dargetan. Betont wurde insbesondere die Notwendigkeit, dass auch Männer ihr Selbstbild kollektiv[12] zu überdenken haben, da beide Geschlechter in ihren Rollen sonst Einengungen erfahren müssten. Heute spielt sich Sexismus überwiegend in den Köpfen der Menschen ab. Vorurteile und Stereotypen sind noch heute existent und werden nicht bzw. nicht ausreichend bekämpft. Im Folgenden zeigen wir euch auf wo sexistisches Denken auch heute noch präsent ist, wo Frauen auch heute noch auf ihre äußeren Vorzüge reduziert werden und wo Menschen aufgrund ihres Geschlechts Diskriminierungen erfahren müssen. Alltäglicher Sexismus Sexismus ist in unserem Alltag allgegenwärtig, schlimmer: Sexismus ist Alltag. Bewusst oder unbewusst erfahren wir ihn täglich an fast jedem Ort. Sei es auf der Straße, im Supermarkt, in der Kunst, in der Politik, in den Medien oder in der christlichen Religion, wo patriarchales Denken bereits in der Bibel festgeschrieben ist. Sexismus wird meist nicht wahrgenommen da die meisten Menschen in ihren eigenen Geschlechterrollen sozialisiert[13] wurden. Einige brisante Beispiele möchten wir euch im Folgenden etwas genauer vor Augen führen: Speziell in der Musikszene wird sexistisches Denken salonfähig. Das Berliner HipHop-Label Aggro ist berüchtigt für seine sexistischen und nun auch nationalistisch-rassistischen Liedtexte. Während der Aggro-Berlin-Rapper "Fler" HipHop eine längst fällige stumpfe deutsch-nationale Identität verleiht, in dem er sich nicht scheut Hitlerzitate, Minderheitendiskriminierung in seinen Texten zu propagieren macht Sido durch seine tiefst sexistischen Texte auf sich aufmerksam. In seinem Lied "Arschficksong" proklamiert er seine Sexgewohnheiten. Der selbsternannte "Arschfickmann" beschreibt hierin seine ersten analen Experimentierversuche mit "seiner" Freundin, welche er hier nicht als einen fühlenden Mensch würdigt, sich an ihrem Schmerz und ihrer Angst sogar aufgeilt. Ausschnitt "Arschficksong" " [â?] ich bin der Arschfickmann! Es fing an mit Dreizehn und 'ner Tube Gleitcreme dann braucht man nicht erst lockern sondern kann Ihn gleich reinschieben Katrin hat geschrien vor Schmerz, mir hat's gefallen! Ich hab' gelernt man kann 'ne Hand reinschieben und dann ball! Ich hab' experimentiert, Katrin war schockiert! Sie hat nich gewusst, dass der Negerdildo auch vibriert! Ihr Arsch hat geblutet und ich bin gekomm' [â?] " In Sido's Lyrics erscheinen Frauen zumeist als "Nutten", "Bitches" oder allgemein: reduziert als Lustobjekte. Würde, Respekt und Achtung vor Frauen kennt der Rapper nicht. Auch Homosexualität respektieren die Rapper der Aggro-Berlin Labels nicht. Die als homophob[14] bekannten Rapper "dissen" sexuell anders orientierte mit Begriffen wie "Homo-Opfer" oder "Schwuchtel". Sexistische Alltäglichkeiten findet man/frau auch im öffentlichen und privaten Fernsehen. Auch hier schlüpfen Frauen in die für sie -patriarchalisch- definierten Rollen. Die Hausfrau macht Werbung für Waschpulver, Küchenrolle, Koch- und Backprodukte. Das Lustobjekt und Schönheitsideal Frau finden wir in Werbung für Antifaltencremes, Fitnessdrinks und fettfreie Süßigkeiten wieder. "Emanzipation" im Fernsehen gibt es scheinbar nur, wenn Frauen vor Autos posen, wo doch Autos die klassischen Männerdomänen manifestieren, aber wie gesagt eben nur scheinbar, denn auch hier ist das Lustobjekt Frau, primär ihre äußerlichen Vorzüge, im Bilde. Keine bzw. wenig Abweichungen sind in den Mainstream- Printmedien oder Internetseiten zu verzeichnen. Auch die Politik bildet hier keine Ausnahme und so sind gerade mal 35,2% der Landtagsabgeordneten in Thüringen Frauen. Auf Bundesebene sogar nur 32,8%, nicht einmal ein Drittel der "Volksvertreter" (Stand: 15. Wahlperiode). Die Fachausschüsse jedoch sind klar verteilt. Den Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit halten die Frauen inne (mehr als 50% in Thüringen), auch hier werden Frauen in ihre stereotypen Zonen gedrängt und fügen sich erzkonservativen, reaktionären Traditionen. Anders das Bild im Finanzausschuss, lediglich eine Frau findet hier Zugang. Und auch die Tatsache, dass das amtierende Regierungsoberhaupt weiblichen Geschlechts ist, ist kein Sieg der feministischen Bewegung, sondern lediglich der Kürze der Zeit geschuldet, in der die Union keinen männlichen Kandidaten mehr etablieren könnte. Bayernguru und Ossihasser Ede Stoiber war verbraucht. Ein genauerer Blick verschafft hier Klarheit. In Merkels Kompetenzteam fanden gerade mal 3 Frauen Platz, welche -oh Wunder- die Bereiche Bildung, Soziales, Gesundheit, Pflege und Umwelt abdecken. Patriarchat und Kapital Hier findet nicht nur eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung statt, sondern auch dahingehende Bewertung: Die Arbeit von Frauen wird generell niedriger eingeschätzt, als die Arbeit von Männern, daraus resultieren niedrigere Löhne, schlechtere Aufstiegschancen und so weniger Frauen in Managerpositionen. Entscheidend für die kapitalistische Verwertungspraxis ist auch die Aufteilung in einen öffentlichen Produktionsprozess und einen unsichtbaren, privaten Reproduktionsprozess. Mit dem Produktionsprozess ist der produzierende Teil der gesellschaftlichen Arbeit bezeichnet (Maschinen müssen gebaut werden) und mit Reproduktion ist die Erhaltung und Erneuerung der Arbeitskraft (Essen, Schlafen, Kindererziehung usw) gemeint. Der unsichtbare, private Bereich der Reproduktion fällt in den meisten Fällen der "Frau" zu. Sie soll Kinder gebären und diese erziehen, für Kind und Mann kochen, putzen und am besten für die sexuellen Gelüste des Mannes immer bereitwillig zu Verfügung stehen. Mit den liberalen Emanzipationsbewegungen (Frauenwahlrecht, Zugang zu öffentlichen Ämtern) eröffneten sich auch für Frauen die Möglichkeit in die Berufstätigkeit zu gehen, meist trug dies jedoch eher den Charakter eines "dazu verdienens". Dies jedoch konnte die klassische Aufgabenverteilung (Frau=Reproduktion; Mann=Produktion) in keinster Weise aufheben; gespart werden muss eben an der "Freizeit" oder die Großmutter wird mit eingespannt. Durch Aufspaltung der privaten Reproduktionsarbeit ("Hausarbeit) und der Produktionsarbeit sind Kapitalismus und Patriarchat eine grandiose Verbindung eingegangen. Der Kapitalismus konnte das Patriarchat keineswegs aufheben, wie viele MarxistInnen annehmen (denn schließlich sei jedeR einfach die Ware Arbeitskraft, egal ob "Mann" oder "Frau"), sondern verfestigte stattdessen patriarchale Machtverhältnisse. Abschließend möchten wir euch noch anhand ein paar Zahlen zeigen, warum die Notwendigkeit gegeben ist, sowohl Patriarchat als auch Kapitalismus, in Politik und Gesellschaft konsequent zu bekämpfen: - 70% der Armen auf der Welt sind Frauen - 90% der Regierungsgewalt liegt in der Hand der Männer - Frauen verrichten mit Abstand der größten Teil der unbezahlten Arbeit in den Familien und im Privatbereich - weltweit bekommen Frauen 30-40% weniger Lohn als Männer - mind. 1 von 3 Frauen wurde in ihrem Leben schon sexuell misshandelt - 80% der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder - mehr als 135 Mio. Frauen wurden Opfer von Genitalverstümmelungen - bei gleicher Ausbildung verdienen Frauen in Deutschland bis zu 25% weniger als Männer In diesem Sinne: Sexismus, Patriarchat und Kapitalismus bekämpfen! Damit alle lieben und leben können, wie es ihnen gefällt! Gruppe [AGST], am 8. März 2006 1 lancieren: etwas in die Welt setzen, bewirken, dass etwas bekannt wird 2 subtil: unterschwellig 3 Stereotyp: mit Klischees und Vorurteilen verbundene Vorstellung von Gruppen 4 autonom: unabhängig, selbstbestimmt 5 emanzipieren: sich von Zwängen freimachen 6 d.h. sie sind angeblich stets schwächer und kleiner als Männer 7 Refugium: Zufluchtsort; im Zusammenhang als häusliches Idyll zu verstehen 8 Patriachat: männliche Vorherrschaft 9 postulieren: etwas fordern 10 konstitutionell: auf der Verfassung beruhend 11 partiell: anteilig 12 kollektiv hier: gemeinschaftlich; auch das Kollektiv: von gemeinsamen Vorstellungen und Überzeugungen getragene Gemeinschaft 13 Sozialisation: Eingliederung eines Individuums in die Gesellschaft, Erlernen von Werten und Normen 14 homophob: homosexuellenfeindlich --> zum Flugblatt |
![]() ![]() |
/// Unterstützt die Antifaschistischen Gruppen in Südthüringen! /// antifa-sth@riseup.net /// agst.afaction.info /// |