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Suhl: Erstaufnahmestelle wird zum eingezäuntem Lager

Eintragsdatum: 2015-06-19Quelle: Antifa Suhl/Zella-Mehlis

Auf dem Friedberg soll die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge nun doch umzäunt werden. Neben dieser Widerlichkeit kam es in der kürzeren Vergangenheit immer wieder zu erneuter rassistischer Hetze gegen die Flüchtlinge von Nazis und Lokalpresse.

Lagerbau auf dem Friedberg

Wie zu erfahren war, soll es nun doch so kommen, dass die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge mit einem Zaun umzogen werden soll. Was vor einem knappen Monat noch abgewendet werden konnte, soll nun schnell in die Tat umgesetzt werden. Der Lagerplaner und Präsident des Landesverwaltungsamtes Frank Roßner von der SPD trieb diese Pläne im Suhler Stadtrat voran. Als Begündung vorgeschoben wurde u.a., dass man am Ende auch die Flüchtlinge schützen würde. Statt sich dem eigentlichen Problem, nämlich dem rassistischen Mob, wie er in den letzten Tagen wieder im Internet tobte, anzunehmen, werden viel mehr die Flüchtlinge hinter einen Zaun gesperrt und die eh schon beklemmende Atmosphäre in der Unterkunft verschärft. Bereits Ende des Jahres 2014 wurde durch die Verwaltung des Wohnpark Friedberg ein Zaun errichtet, um das anliegende Heizhaus zu schützen. Somit war der direkte Zugang zum Wohngebiet, aber auch ein kürzerer Weg in die Innenstadt für die Flüchtlinge nicht mehr möglich. Eine weitere Widerwärtigkeit von Roßner ist der Erfahrungsbericht aus Eisenberg. Dort, wo die Flüchtlinge bereits im Zaunkäfig sind, habe man gute Erfahrungen gemacht, was die „Vermeidung von Ladendiebstahl“ anginge, da der Zugang zu dem Lager besser kontrolliert werden würde. Eine Pauschalisierung, jeder Flüchtling neige zu Diebstahl und Kriminalität wird offengelegt und Roßner befeuert so die rassistischen Ängste der Bevölkerung. Schließlich wolle er die „Mitte der Gesellschaft nicht verlieren“, wie er dem lokalen Schmierenblatt erzählte. Der Stadtrat in Suhl, welcher bis auf die Wichtel der CDU, zum Großteil bei „No-SÜGIDA“ Veranstaltungen noch unter dem Banner „Refugees Welcome“ vereint war, stimmte dem Antrag zu. Einzig aus der Linkspartei gab es kritische Stimmen, die kein Lager wollten. Sie führten das vermutlich einzige Argument an, was bei bürokratischen Schreibtischtätern zieht und setzten, statt auf Vernunft oder gar Empathie, auf das Finanzierungsproblem: der Zaun koste zu viel Geld. Vielleicht sollten sich bei künftigen Veranstaltungen vom Bürgerbündnis die Stadtratsfraktionen der Freien Wähler und der SPD unter dem Banner „Refugees welcome in jail“ (also: Flüchtlinge willkommen im Gefängnis) vereinen. Dann hat man auch die CDU um den Cop und Stadtrat Kalkhake sicher mit dabei.

Funktionieren soll die ganze Abschreckungsmaßnahme gegenüber Dieben über eine enge Zusammenarbeit mit Ladenbesitzern, Polizei und den Sicherheitskräften an der Schleuse. Die Ladenbesitzer können bei einem Diebstahl die Polizei verständigen, welche dann an der Schleuse, die der einzige Ein- und Ausgang ist, nach den passenden Täter suchen, der halt gerade in das Bild passt. Man wolle damit auch abschrecken, so Roßner. Einschüchtern, drohen, einzäunen und schließlich von Uniformierten abführen lassen. Roßner lebt den deutschen Traum.

„InSüdthüringen“ – eine Naziseite?

Nicht ganz. Eigentlich das Onlineportal für das rentneraffine Wurstblatt „Freies Wort“. Doch schaut man sich einige Artikel der Suhler Redaktion an, liegt diese Vermutung nicht allzu fern. Die Redaktion in Suhl wird nicht müde über jeden noch so kleinen Vorfall zu berichten, wenn es sich bei den Tätern um „Ausländer“ handelt, die hier im Rassisten-Sprech auch gerne mal als Asylanten bezeichnet werden. Immer wieder, als sei es die lokale NPD-Zeitung, betonen die Autoren der Artikel jede noch so kleine Tat und sei es nur ein Ladendiebstahl durch „Ausländer“ von Essen im Wert von 15 Euro. Das lokale Schmierenblatt ist sich nicht zu schade, einige Wochen nach dem mehrere hundert Neonazis und Rassisten als Mob von bis zu 1000 Menschen durch Suhl zogen, sich weiter an der rassistischen Mobilmachung zu beteiligen. Welche Nationalität oder Hautfarbe jemand bei einem Diebstahl hat, ist zwar irrelevant, dennoch ist für die Freies Wort-Autoren klar, wo der Feind steht. Fast schon mit freudigem Unterton wird von der Erfassung von Ladendieben berichtet, die als nicht-deutsch von Cops und Redakteuren angesehen werden.

Stimmungsmache nach Übergriff

Es kam schließlich zusammen, was zusammengehört. Nachdem zwei junge Frauen laut Polizeiangaben in der Suhler Innenstadt sexuell bedrängt wurden, war der erste Satz in dem Artikel des Freien Wortes: „Zwei Serben haben am Samstagabend zwei junge Frauen auf dem Platz der Einheit angegriffen.“ Auch hier war es den Autoren wichtig zu betonen, welche Nationalität die Täter haben und dass einer von ihnen in der Landesaufnahmestelle auf dem Friedberg von der Polizei gefasst wurde. Kurze Zeit später steigen die lokalen Nazis um Tommy Frenck mit ein. Die sicherlich zu verurteilende Tat wird instrumentalisiert, um die „Asylanten“, wie die Nazis schreiben, als generelle Bedrohung und als potenzielle Vergewaltiger darzustellen, um weitere rassistische Ängste, die Lagerplaner Roßner nur zu gut versteht, zu schüren. Die Nazis reden von Raubüberfällen auf Läden und versuchten Vergewaltigungen. Dazu eine Grafik die auch in der Bild, oder wenn die Redakteure vom Freien Wort nicht zu dumm für Photoshop wären, im Freien Wort hätte präsentiert werden können. Darauf zu sehen eine verängstigte junge Frau sowie eine skandalisierende Überschrift. Die Vorlage brachte das Freie Wort bereits, die Nazis haben es aufgegriffen und der Stadtrat stimmt als Konsequenz rassistischer Stimmungsmache in Suhl für Repression gegen alle Flüchtlinge und den Bau eines Zauns um die Erstaufnahmestelle. Wenn das nächste Mal wieder hunderte Rassisten in aufgeheizter Stimmung durch Suhl ziehen, dürfen wir uns bei Roßner, der Suhler CDU, Freien Wählern, SPD, FDP und der Lokalredaktion vom Freien Wort gesondert bedanken. Bei einer solchen rassistischen Einheitsfront braucht es einen wie Frenck schon gar nicht mehr.

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