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Arnstadt: Nach 18 Jahren Scheiße - Köllmers Ende naht

Eintragsdatum: 2012-02-01Quelle: Antifa Arnstadt/Ilmenau

Es war der letzte Neujahrsempfang des Arnstädter Bürgermeisters Hans-Christian Köllmer, der am 25. Januar 2012 in der Arnstädter Stadthalle stattfand. Köllmer nutzte ihn nochmal um seine unfassbare Borniertheit unter Beweis zu stellen. Kein Zweifel darf daran bestehen bleiben, dass dieser Mann der Nazi ist, für den man ihn hält.

Adorno schrieb 1945, ein Deutscher sei ein Mensch, der keine Lüge aussprechen könne, ohne sie selbst zu glauben. Auf Köllmer und sein Gefolge trifft dieser Satz 67 Jahre später ungebrochen zu. Dieser Filz ist ein hervorragender Beweis für das Fortbestehen deutscher Ideologie bis in die Gegenwart. So präsentierte sich Köllmer auf seinem Neujahresempfang in der Stadthalle seinen Fans, wie diese ihn sehen wollten, als unbelehrbaren Dummkopf, der eine urdeutsche Lüge nach der anderen aussprechen kann, ohne auch nur rot zu werden. So zitiert das Freie Wort, Köllmer sei »der Überzeugung, dass die größten Massenmorde und Verbrechen aller Zeiten mit kommunistischem und sozialistischem Hintergrund begangen wurden.«

Während die Berichterstattung des Freien Wort hier durchaus kritisch vorgeht, übergeht der Redakteur der Thüringer Allgemeine, Eberhard Pfeiffer, bezeichnenderweise diesen Satz. Mit verhaltenem Beifall kommentiert Pfeiffer stattdessen, wie Köllmer sich als »Macho« inszenierte und über Vaterland und preußische Tugenden referierte. Natürlich vergaß Pfeiffer es nicht, seinen, um Harmonie im Vaterland bemühten, Zeigefinger zu heben, und zu erwähnen, dass Köllmer mit seiner »pauschalisierenden Schelte« auch mal jemanden vor den Kopf stoße. Wie geistreich.

Ganz nebenbei erfährt man stattdessen im Freien Wort, dass Köllmer diese letzte Gelegenheit nutzte um einen seiner engsten Nazifreunde im Arnstädter Filz zu ehren. Der langjährige Chefredakteur und Gründer des Arnstädter Stadtecho Hans-Joachim König, der mindestens genauso beharrlich wie Köllmer der Dummheit und der Lüge diente, bekam die Ehrenurkunde des Bürgermeisters, ein Stück Papier, das vernünftige Menschen nicht mal als Klopapier gebrauchen könnten, die Büttel der Macht sich aber ins karge Wohnzimmer zwischen Hirschgeweih und Führerbild hängen werden.

Köllmers Amtszeit endet im Sommer. Die Neuwahlen werden vermutlich seinen Parteifreund Georg Bräutigam ins Amt bringen, der nicht weniger als Köllmer auf preußische Tugenden und den Kampf fürs Vaterland schwört. Köllmer wird ihm sicher gern behilflich sein beim Einfühlen ins neue Amt und bis zum Sommer ist ja noch Zeit um am eigenen Denkmal zu arbeiten. Was bleibt da noch zu sagen? Möge ihn der Blitz beim Scheißen treffen.


Presse:

27.01.12 - FW
Köllmers Kehraus
Abrechnen wollte Hans-Christian Köllmer bei seinem letzten Neujahrsempfang in der Stadthalle. Am Ende bestätigte er vor 400 Gästen nur Altbekanntes.


Arnstadt - Arnstadts Bürgermeister Hans-Christian Köllmer (Pro Arnstadt) bleibt sich treu. Seine Meinung und Einstellung habe sich nicht geändert, betonte Köllmer zum Neujahrsempfang der Stadt am Mittwochabend. Er sei noch immer stolz, ein Deutscher zu sein und "der Überzeugung, dass die größten Massenmorde und Verbrechen aller Zeiten mit kommunistischem und sozialistischem Hintergrund begangen wurden." Er wisse wohl, dass seine Gedanken nicht allen gefielen und er nie Rücksicht auf politische Befindlichkeiten genommen habe.

Rund 400 geladene Gäste aus Wirtschaft und Vereinsleben waren zum Neujahrsempfang der Stadt Arnstadt in die Stadthalle gekommen. Für Bürgermeister Hans-Christian Köllmer war es sein letzter vor dem Ende der Amtszeit im Sommer. Wie gewohnt sparte Köllmer nicht mit deutlichen Worten, nutzte seine Rede dabei vor allem für persönliche Gedanken und einen Rückblick auf seine Amtszeit.

"Das Wirtschaftspotential ist gewachsen und die Arbeitslosenquote von weit über 20 auf 8,3 Prozent gesunken", dankte Köllmer zunächst mit Blick auf die "Standorttreue, Weitsicht und Risikobereitschaft" der Wirtschaft. Das Erfurter Kreuz sei inzwischen ein Premiumstandort in Thüringen. Anschließend forderte Köllmer von der "Politik in Land und Bund - die EU klammere ich mal aus, denn die stören nur, wenn sie was tun" - eine extreme Vereinfachung der Bürokratie. Gut ausgebildete junge Leute müssten in die Wirtschaft und in die Verwaltung, zudem müsse das Steuersystem vereinfacht werden.

Köllmer sprach sich auch gegen einen Zusammenschluss der Wachsenburggemeinde mit Ichtershausen aus. Man wolle keine sofortige Eingemeindung nach Arnstadt, aber man werde auch nicht zusehen, wie ein Kragen um die Stadt gelegt werde, "der uns in der Zukunft abschnürt und auch nicht mehr gelockert werden kann". Für die nächste Stadtratssitzung kündigte Köllmer einen Antrag an, der den Anschluss der Stadt Plaue auch ohne Entschuldung vom Land ermöglichen soll.

"Insgesamt eine tolle Zeit"

Köllmer dankte den Arnstädter Bürgern, die ihm die Möglichkeit gaben, 18 Jahre lang ihr Bürgermeister zu sein: "Es war insgesamt eine tolle Zeit." Eigentlich habe er alles erlebt, was den Beruf spannend mache: Drei Abwahlanträge und staatsanwaltliche Ermittlungen wegen seiner Äußerungen.

Heiko Reinhard von der Landesentwicklungsanstalt machte in seinem kurzen Grußwort Hoffnung, dass die positive Entwicklung am Erfurter Kreuz weitergeht. Für die im letzten Jahr begonnene Erweiterungsfläche gäbe es erste Ansiedlungsgespräche, sagte er. Mittelfristig werde man auch den dritten Bauabschnitt erschließen.

Ehrenring für Höhne

Genutzt wurde der Neujahrsempfang, den die Musikschule musikalisch umrahmte, auch wieder für einige Ehrungen. Horst Höhne, ehrenamtlicher Beigeordneter, erhielt als fünfter Arnstädter den von Hans Christian Köllmer 1998 ins Leben gerufenen Ehrenring des Bürgermeisters. "Seit 1990 hatte er ohne Unterbrechung ein Wahlmandat inne", erklärte Köllmer in seiner Laudatio und verwies auf die Arbeit als Ausschussvorsitzender und Beigeordneter, aber auch als Vorsitzender des Neideckvereins. "Er ist ein Helfer mit Herz, Humor und sucht Harmonie. Seine Verdienste für das Gemeinwohl liegen neben seinem kontinuierlichen kommunalpolitischen Engagement in der vielfältigen ehrenamtlichen Vereinstätigkeit, stets mit dem Anspruch, seine Heimatstadt lebens- und liebenswerter aktiv mitzugestalten. Dabei geht es ihm in erster Linie um die Menschen." Besonders geschätzt werde Horst Höhne für seine vermittelnde und motivierende Art über alle Parteigrenzen hinaus.

Die Ehrenurkunde des Bürgermeisters ging an Stadtecho-Gründer Hans-Joachim König. Zudem wurden Schüler ausgezeichnet, die sich in ihren Schulen durch besondere Leistungen hervortaten und Lehrlinge, die den Bildungsfuchs als beste ihres Jahrganges erhielten. Darunter war auch Glasveredler Daniel Rettig von Arnstadt Kristall, der sogar Bundesbester wurde.

Zu den Ausgezeichneten gehören weiterhin: Wiebke Henriette Schmidt, Ida Lilith Graichen (GS Geschwister Scholl), Chris Kositza, Fiene Feist (GS Johann Sebastian Bach), Michael Schärf, Pauline Mumm (GS Ludwig Bechstein), Gina Kummer, Nguyen Lethrin, Elisabetha Konrad (GS Dr. Harald Bielfeld), Amely-Josephine Täntzer, Sophie Marie Fürtig, Michelle Bornmann (RS 1), Florian Heerlein, Florian Seitelmann, Marcel Schramm, Rahel Krummbein, Julia Karl (RS Ludwig Bechstein), Marion Andres, Justus Heinrich, Albert Erdmann (Petri-Schule), Jasmin Meise, Jakob Weber (Gymnasium) Tobias Krause (Berufsschule), Marcel Thimm, Eik Hoffmann (Bildungsfuchs IHK).


29.01.12 - TA
Arnstadt: Der letzte Neujahrsempfang

Es gab eine Stelle in der Rede des Arnstädter Bürgermeisters, da erschien das Lächeln von Hans-Christian Köllmer besonders spitzbübisch. »Jetzt kommen wir zu dem Teil des Neujahrsempfanges«, sagte er am Mittwochabend in der Arnstädter Stadthalle, »auf den manche schon warten - meine persönlichen Gedanken«.

Arnstadt. Ob wirklich viele auf diesen Teil der Ausführungen gewartet haben, war an der Reaktion des Publikums nicht klar abzulesen. Aber es waren zum letzten Neujahrsempfang Köllmers in seiner 18-jährigen Amtszeit so viele Menschen gekommen wie selten zuvor. Die Sitzplätze in der Stadthalle einschließlich der Empore reichten nicht.

Was die etwa 550 Gäste vom scheidenden Bürgermeister zu hören bekamen, war vor allem ein Satz: »Ich habe mich nicht geändert«. Die alte Lust an der Provokation, eines der Markenzeichen dieses Bürgermeisters, zog sich auch durch diese Neujahrsrede. Es gab fast unterhaltsame Bekenntnisse wie »Ich bin noch immer ein Macho und genieße das«, und es gab die Ausführungen über Vaterland und preußische Tugenden.

Aber es gab auch wieder die pauschalisierende Schelte für alle, die irgendwie »links« sind und deren Pakt mit der großen allgemeinen Medienverschwörung gegen rechtschaffene Menschen wie den Arnstädter Bürgermeister. Nebenbei bekamen »die Politiker« als Kaste noch ihr Fett weg und alles, was nach Europa aussieht. »Die stören nur, wenn sie was tun«, sagte er mit Blick auf die EU.

Es ist eine holzschnittartige Weltsicht, die Köllmer bei solchen Anlässen zum Besten gibt. Diese Art der angriffslustigen Argumentation hat er auch in all seinen Wahlkämpfen erfolgreich eingesetzt, manche Menschen gieren in schwierigen Zeiten nach einfachen Antworten. Doch mit dieser Herangehensweise stößt er zugleich jene vor den Kopf, die seine Weltsicht nicht teilen. Am Mittwochabend ließ seine Rede ein gespaltenes Publikum zurück.

Dass es auch anders geht, bewiesen der Erste Beigeordnete Ulrich Böttcher mit seiner kurzen, aber sehr herzlichen Begrüßungsrede und der Unternehmer Martin Winter. Wie schon im vergangenen Jahr stellte der Geschäftsführer der Firma »Carpenter« und Vize-Chef der »Initiative Erfurter Kreuz« bei der Auszeichnung von Schülern und Azubis seine Qualität als Moderator unter Beweis und es gelang ihm, mit klugem Humor ein Wir-Gefühl zu erzeugen: Wir können es zusammen schaffen. Und wir haben in Arnstadt schon eine ganze Menge geschafft, um die Zukunft der Stadt braucht es uns nicht bange zu sein.

Das war ein Grundton, den viele sich auch von Hans-Christian Köllmer gewünscht hätten. Denn mehr noch als seine konservativ-aggressive ideologische Grundeinstellung hat etwas anderes dazu beigetragen, dass er 18 Jahre lang in Arnstadt ununterbrochen auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen konnte: Seine Fähigkeit, die Stadt angemessen zu repräsentieren und in Sachfragen hinter den Kulissen Mehrheiten zu organisieren. In völlig unideologischen Gesprächen und zum Teil mit jenen Partnern, die er bei offiziellen Anlässen so gern zu beschimpfen pflegt.

Es wäre schön gewesen, hätte er seinen Auftritt zum Neujahrsempfang als Chance für eine Art allgemeine Standortbestimmung Arnstadts zum Ende seiner Amtszeit genutzt. Nicht ideologisch, sondern integrierend. Wie das gehen könnte, machte der Gurker Bürgermeister Siegfried Kampl in seinem Grußwort vor. Kampl gilt auch nicht gerade als Freund linker Ideen, aber seine Rede zum Neujahrsempfang war fast staatsmännisch und ein einziges Lob an Arnstadt und seine Bürger, bei dem sich niemand ausgeschlossen fühlen musste.

Dass Köllmer auch diese Spielart beherrscht, zeigte er gegen Ende bei der Auszeichnung seines ehrenamtlichen Beigeordneten Horst Höhne (CDU) mit dem Ehrenring des Bürgermeisters. Aber eben erst dann.

Insofern erlebten die Gäste des Arnstädter Neujahrsempfangs ein Wechselbad der Gefühle, so ähnlich wie beim wieder hervorragend zusammengestellten Begleitprogramm der Musikschule Arnstadt-Ilmenau. Das begann mit »Also sprach Zarathustra« von Richard Strauss und endete mit »Haleluja« aus Händels »Messias«. Irgendwo dazwischen konnte sich jeder wiederfinden.

Eberhardt Pfeiffer / 29.01.12 / TA
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