Thüringen - Das braune Herz Deutschlands
1932 wählt die Thüringer Bevölkerung in den letzten freien Wahlen den Faschisten Fritz Sauckel (NSDAP) zum Ministerpräsidenten, und somit hatte Thüringen schon vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und der damit einhergehenden Zerschlagung der Weimarer Republik eine faschistische Landesregierung. Während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland gilt Thüringen als das so genannte „Schutz -und -Trutz-Gau“, mit anderen Worten: Thüringen war eine Hochburg des Nationalsozialismus.
Noch heute ist Thüringen, nicht zuletzt dank seiner zentralen Lage, ein beliebter Veranstaltungsort für Faschist_innen aller Couleur.
In Thüringen gibt es gefestigte und kontinuierlich arbeitende neonazistische Strukturen, die extreme Rechte hält hier zusammen. „Nationaldemokratische Partei“ (NPD), „Deutsche Volksunion“ (DVU) und die parteiungebundenen, so genannten „Freien Kameradschaften“ arbeiten eng zusammen, mehr noch: es gibt vielfältige personelle Schnittstellen.
Die Präsenz und Aktivität von rechten Parteien und „Freien Kräften“ hielt sich bis ins Jahr 2005 noch die Waage. Beide bestanden nebeneinander und unterstützten sich gegenseitig. In den letzten zwei Jahren vollzog sich in der extremen Thüringer Rechten ein Wandel. Viele, früher parteiungebundene Nazikader traten in die NPD ein. Das Ziel ist klar: Der Einzug der NPD in Fraktionsstärke in den Thüringer Landtag zur Landtagswahl 2009.
Die Chancen stehen gut. Faschistisches Gedankengut reicht bis weit in die gesellschaftliche Mitte, die Ideen der neuen Faschist_innen kommen an. Zur Bundestagswahl 2005 erreichte die NPD in Thüringen 4,0% der Erst- und 3,7% der Zweitstimmen. Der Einzug der NPD in den Landtag ist zum Greifen nah.
Nach eigenen Angaben hat die NPD thüringenweit mittlerweile mehr als 400 Mitglieder. Momentan existieren 13 Kreisverbände. Den Landesvorstand hat Frank Schwerdt, momentan wohnhaft in Berlin, inne. Sein Stellvertreter ist der in Jena ansässige Ralf Wohlleben. Außerdem sind zu den aktivsten NPD-Kadern in Thüringen noch Patrick Wieschke aus Eisenach (NPD-Landesgeschäftsführer) und Sebastian Reiche aus Gotha (NPD-Kreisvorsitzender) hinzuzurechnen. Beide kommen von den so genannten „Freien Kräften“, sind erst kurze Zeit für die NPD aktiv und leiten nebenbei in „ihren“ Städten „Freie Kameradschaften“. Der Übergang zwischen freien und parteigebundenen Neonazis ist hier fließend.
In vielen Landkreisen veranstaltet die NPD Infostände und Kundgebungen im Wochentakt. Mehrmals jährlich gibt es rechtsextreme Demonstrationen, öffentliche Konzerte, Festveranstaltungen und Jugendtage. Unzählige Saalveranstaltungen zur Schulung der braunen Jugend, Konzerte und Infoabende finden öffentlich oder im Verborgenen statt. Thüringen hat alles, was das braune Herz begehrt.
Illustrationen findet ihr lediglich in der Print- und PDF-Version der Broschüre.