Veränderte Strategien

ARNSTADT (ms). Zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Rechtsextremismus in Thüringen hatte die "Alternative Jugend Südthüringen" in die Stadthalle eingeladen.

Die Jugendgruppe reist mit ihrem Vortrag durch verschiedene Städte und will Aufklärungsarbeit leisten. Im Rahmen der Aktion "... den Wald vor lauter Bäumen nicht?!" gaben sie einen Überblick zur regionalen Nazi-Szene und deren Codes. Demnach gab es im Jahr 2005 einen strukturellen Wandel der Rechten. Habe es vorher viele Splittergruppen gegeben, sei zunehmend eine Vernetzung und Zusammenarbeit zu beobachten. Ziel sei der Einzug der NPD 2009 in den Landtag. "Die Rechten sind sich mittlerweile einig", beschreibt Phillip K. (Name ist der Redaktion bekannt) von der Jugendgruppe die Situation. Er möchte nicht, dass sein richtiger Name veröffentlicht wird. Zu oft habe es auf ihn schon Übergriffe von Rechtsextremen wegen seiner Arbeit gegeben. Die NPD hat nach eigenen Angaben 400 Mitglieder in 13 Kreisverbänden in Thüringen. Auch der Ilm-Kreis hat eine Kameradschaft, wie sich der Kreisverband selbst nennt. Nach Ansicht der alternativen Jugend liegt Arnstadt im Fokus rechtsextremer Bestrebungen. Die Kleinstadt gehöre zu den Orten in Thüringen, in denen die Neonazis seit langem kontinuierlich arbeiten und feste Strukturen etabliert hätten. Ein Indiz seien die vier Kundgebungen des rechten Lagers seit 2004.

Über Szene-Codes und rechtsradikale Symboliken referierte Stefan Heerdegen von der Mobilen Beratung in Thüringen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus (MOBIT). "Den rechten Skinhead mit Glatze, Bomberjacke und Springerstiefeln gibt es kaum noch", erläutert er. Zum einen seien die meisten Symbole verfassungsrechtlich verboten, zum anderen gäben sich die Rechtsextremen zunehmend volksnah und bieder. Wohl auch, weil sie merkten, dass sie vorher auf wenig Akzeptanz in der Bevölkerung stießen. Heute würden sie vor allem mit versteckter Symbolik arbeiten, die nur Szenekennern bekannt seien. Oftmals würden die Zeichen auf keltische Symbole zurückgehen. Auch Zahlencodes seien beliebt. Heerdegen hält diesen Vortrag oft vor Lehrern und Sozialpädagogen - das Interesse nimmt zu, weil Lehrer immer häufiger mit diesen Symbolen konfrontiert würden.