In letzter Sekunde
Polizei verhindert rechte Attacke gegen linke Kundgebung
Etwa 40 Mitglieder der rechten Szene versuchten gestern Nachmittag, eine angemeldete Kundgebung der linken Szene am Arnstädter Hopfenbrunnen zu sprengen. Die Polizei konnte in letzter Sekunde einen Zusammenstoß verhindern.
ARNSTADT (TA). Bereits vor 16 Uhr hatte die Polizei mit einem Mannschaftswagen am Eingang der Fußgängerzone Position bezogen, die Beamten legen ihre Westen an. Bald darauf laute Musik am Hopfenbrunnen, wo linke Jugendliche stehen und sitzen - im Karree eines rot-weißen Absperrbandes. Gegen 16.30 Uhr wird cin Tcil davon wieder entfernt. Die Jugendlichen hätten sich beschwert, dass es wie ein Käfig aussieht, erklärt ein Verantwortlicher der Kreisverwaltung. Angemeldet war eine Info-Kundgebung, der junge Organisator nennt die Zahl von 50 bis 60 Teilnehmern. Aber es dürften gewesen sein, es sei denn man zählt Neugierige und zufällige Passanten mit. Etliche Geschäftsleute stehen vor ihren Türen und warten, was da kommen wird. Der Ältere Herr, der für die Gärtnerei Gloria Erdbeeren und Kirschen verkauft, wartet länger vergeblich auf das Auto, das die leeren Körbe abholen soll.
Im Umkreis des Veranstaltungsortes - in der Zimmerstraße, rechts und links der Bachkirche - stehen Polizeifahrzeuge, patroullieren Beamte in Schutzwesten, Schlagstock und Helm am Koppel. Hinweise verdichten sich, dass eine größere Zahl Neonazis die Veranstaltung sprengen will. Unklar zunächst, aus welcher Richtung die Attacke kommen soll. Ein Katz-und-Maus-Spiel bis dahin, so beschreibt es zu diesem Zeitpunkt Einsatzleiter Thomas Ziegler, der Chef der Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau. Zumal er nur ein kleines Aufgebot zur Verfügung hat - wegen des Großeinsatzes beim Thüringentag. Gegen 16.25 Uhr der Hinweis über Sprechfunk eine Gruppe nähert sich aus Richtung Papiermühle. Dann geht es blitzschnell, einige Beamte rennen Richtung Holzmarkt, treffen eingangs der Erfurter Straße auf die rechten, die offensichtlich zum Hopfenbrunnen durchbrechen wollen, können dies im letzten Augenblick vereiteln. „Wir haben denen den A... gerettet“, wird ein Polizist später wütend sagen, als einer der Redner bei der linken Kundgebung die angebliche Tatenlosigkeit der Polizei bei rechten Übergriffen kritisiert. Am Hopfenbrunnen wird laute Musik von Statements über Nazistrukturen, Kritik am Antisemitismus und andere Themen unterbrochen. Junge Leute verteilen Antifa-Flugblätter, auf denen sie ihre Ziele erklären.
Auf dem Holzmarkt machen die Nazis von ihrem verbrieften Recht auf Spontankundgebung Gebrauch – ganz „zufällig“ haben sie ein Megafon dabei. Gegen 18 Uhr regeln zusätzlich angeforderte Polizeikräfte den Holzmarkt ab. Es erfolgt eine erkennungsdienstliche Behandlung der Rechten, Daten werden aufgenommen, Fotos gemacht. Da es Widerstand gegen die Polizei gegeben hat, müssen einige mit Verfahren rechnen, erklärt Einsatzleiter Thomas Ziegler am Abend.