ÖFFENTLICHE PDS-FRAKTIONSSITZUNG
Polizeieinsatz löste rechte Demo vor Bürgerhaus auf
Mit sechs Streifenwagen löste die Polizeiinspektion am Donnerstagabend eine rechte Demonstration vor dem Bürgerhaus auf. In der Scheune fand zeitgleich eine öffentliche Fraktionssitzung der Linksfraktion statt.
ZELLA-MEHLIS – Nahezu 60 Menschen waren der Einladung der PDS.Die Linke gefolgt, im Rahmen der Kampagne „... den Wald vor lauter Bäumen nicht?“ Neues über lokale Nazistrukturen, rechte Szene-Codes und Symboliken zu erfahren. Nach Auskunft von Stefan Müller, Sprecher der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST), drangen unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung kurz vor 19 Uhr „20 bis 25 Neonazis auf den Hof des Bürgerhauses. Sie fotografierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und beschimpften Anwesende“. Der Zugang zur Veranstaltung hätte ihnen aber verwehrt werden können. „Der Tag hat wieder einmal gezeigt, dass Zella-Mehlis im Brennpunkt von Südthüringer Neonazis steht. Die Rechten beanspruchen die Vorherrschaft auf der Straße“, resümierte Stefan Müller. Sie hätten mit ihrer Aktion aber den Erfolg der Veranstaltung nicht verhindern können. Müller wirft der Polizei allerdings in einer Pressemitteilung vor, den Rechtsextremen eine Kundgebung vor dem Bürgerhaus gestattet zu haben.
Dagegen verwahrt sich Johannes Herrmann, amtierender Leiter der Polizeiinspektion Suhl. Er schilderte auf Freies Wort-Nachfrage die Situation aus seiner Sicht. „Die Teilnehmer der Veranstaltung im Bürgerhaus haben den Personen, die dem äußeren Anschein nach oder nach ihrem Kenntnisstand der rechten Szene angehörten, den Zutritt verwehrt. Das ist ihr gutes Recht“, so Herrmann. Die abgewiesenen Personen hätten sich daraufhin zu einer Spontandemonstration vor dem Bürgerhaus versammelt. „Da die etwa 20 Personen teilweise die Straße blockierten, sind sie von den hinzugekommenen Kontaktbereichsbeamten auf den Gehweg verwiesen worden.“ Später seien weitere Polizeikräfte zum Einsatz gekommen, um ein „Aufeinandertreffen beider Lager zu verhindern“. Auch er selbst sei schließlich vor Ort gewesen, so Johannes Herrmann. Dabei sei festgestellt worden, dass es sich doch um keine Spontandemo handele, denn plötzlich seien auch Transparente und Fahnen ausgerollt worden, die vorgefertigt waren. „Daraufhin habe ich in Eilzuständigkeit der Polizei verfügt, die Demonstration aufzulösen. Wir haben die Personalien aufgenommen. Etwa gegen 20 Uhr war der Einsatz zu Ende, die Rechten und später die alternativen Jugendlichen sind friedlich davon gezogen“, resümiert der amtierende PI-Chef.
Der recht friedliche Eindruck herrschte auch bei Anwohnern der Louis-Anschütz-Straße. Zwar seien die meisten Demonstranten der rechten Szene nicht aus Zella-Mehlis gewesen. „Aber das lauteste, das ich gehört habe, war das Knallen der Autotüren der Polizei“, sagte eine Bürgerhaus-Nachbarin. HEIKE JENZEWSKI