14.06.09 - Thüringer Allgemeine
Die belagerte Stadt
Ob die Gemäßigten am Straßburgkreisel oder die Militanteren vom Antifaschistischen Aktionsbündnis - alle waren sich einig in ihrer harschen Kritik, "wie wohlwollend Stadt- und Kreisverwaltung die Neonazis aufgenommen haben".
ARNSTADT. Das Gelände rund um den Theatervorplatz hatte die Polizei schon am Freitagabend eingezäunt. Als die Rechten Sonnabendmorgen dort eintrafen, standen 17 Polizeiautos am Bad und auf dem Wollmarkt. Dazu zwei Wasserwerfer in Bereitschaft. Rund um den Straßburgkreisel hatten sechs blau-weiße Kleintransporter und an der Schlossgartenmauer eine Funkstreife Position bezogen. Von den vielen Fahrzeugen, die durch die Stadt patrouillierten, ganz zu schweigen. "Ich kann nicht verstehen, wie es anderen Thüringer Städten wie Jena und Weimar gelingt, bei gleicher Rechtslage solche Veranstaltungen der Nazis zu verhindern und hier in Arnstadt sind sie willkommen", zeigte sich Dr. Bernau, ehemaliger Chefarzt an der Ilm-Kreis-Klinik, auf der Kundgebung erschüttert und sprach vielen aus dem Herzen. Vor allem die Grünen, SPD, Linke und der DGB, aber auch das Bürgerforum hatten auf der ersten von zwei Kundgebungen Kritik daran geäußert, dass FDP und Union tatenlos zusehen, wenn sich wieder Angst vor den rechten Umtrieben unter den Bürgern breit macht. Wenigstens war CDU-Landrat Benno Kaufhold als Redner erschienen, wenngleich er sich - wie Umstehende sagten - schwer tat. Aber er bedauerte zumindest, dass keine einheitliche Aktion in Arnstadt zustande kam. Inzwischen hing am Arnstädter Rathaus ein Transparent: "Herr Köllmer, wir wollen weder im Schlosspark noch im Rathaus Rechtsextreme". Angebracht von Jan Kobel und Christoph Hodgson, die sich für die Stadt engagieren, aber wahrlich nicht den Linken zuzuorden sind.
War das Antifa-Aktionsbündnis am Bahnhof mit ca. 150 Leuten gestartet, stieg die Teilnehmerzahl bis zur Wachsenburgallee auf über 400 an. Die DGB-Jugend, aber auch viele Einwohner hatten sich angeschlossen. Gegen 18.20 Uhr die letzten Töne vom Theatervorplatz. Und die Ankündigung des nächsten Thüringentags der Nationalen Jugend - in Ilmenau.