13. Februar, Dresden - mehr als nur Naziaufmarsch
Links:
http://www.venceremos.antifa.net/13februar/2009/index.htm#si
http://dresden1302.noblogs.org/
Dates findet ihr hier:
"Alle Jahre wieder" könnte es schon heißen. Am 13.Februar feiert sich eine Stadt beharrlich als Opfer des 2.Weltkrieges ab und ist gleichzeitig
Schauplatz des größten Naziaufmarsches in Europa. Seit Jahren läuft die Antifa Sturm gegen diese Melange aus deutschen Opfermythen, faschistischer
Propaganda und Geschichtsrevisionismus.
Der Opfermythos der "unschuldigen Kulturstadt" Dresden, die sinnlos bombardiert worden sei, hält sich hartnäckig. Dabei hat sogar eine eigens dafür
berufene Historikerkommission klargestellt, dass Dresden als Garnisionsstadt, Rüstungsstandort und Verkehrsknotenpunkt durchaus ein legitimes
militärisches Ziel war. Hinzu kommt die Korrektur der maßlos übertriebenen Opferzahlen und auch der Fakt, dass es sich bei den amerikanischen
Tieffliegerangriffen wohl doch um Halluzinationen handelte. Über den Sinn und Unsinn flächendeckender Bombardierungen einer Stadt mit
Stabbrandbomben lässt sich streiten. Es gibt auch nichts abzufeiern, wenn eine Stadt brennt und Menschen sterben. Über das Umdichten eines
Täterkollektivs in ein Opferkollektiv lässt sich jedoch nicht streiten. Jene Deutschen, die in der Dresdner Gedenkkultur betrauert werden, waren
größtenteils mit dem NS-Regime konform gegangen, das nie mit seinen Vernichtungsphantasien "allem lebensunwerten Leben" gegenüber hinter den
Berg hielt. Der "totale Krieg", von den Deutschen heiß umjubelt, schlug auch in Dresden mit voller Wucht zurück. Diese Wucht nutzte die
Goebbelspropaganda, die bisher die verheerenden Auswirkungen des Krieges zu vertuschen suchte, um die Deutschen zum "Endsieg" zu mobilisieren.
Jene wirkt bis heute und lässte nicht nur NPD und "Freie Kameradschaften" marschieren. Antifaschistische Gegenwehr kommt in Dresden am 13.Februar
schwerer in die Gänge als anderswo. Die Größe der Naziaufmärsche von bis zu 5000 Nazis, aber auch die notwendige Abgrenzung zum Gedenken an
die Deutschen Opfer stellen Herausforderungen dar, die es nicht zu einem Antifa-Pop-Event werden lassen. Trotzdem verliefen die bisherigen Proteste
den Möglichkeiten entsprechend erfolgreich. Die antifaschistischen Proteste in Dresden stehen auch unter Generalverdacht, inhaltlich von "den
Antideutschen" gekapert worden zu sein. Dies und Kritik an den Vorbereitungen der Proteste 2008 führte nun dazu, dass es zwei linksradikale
Mobilisierungen gibt. Während der bisherige Vorbereitungskreis der Antifaproteste aus verständlichen Gründen weiter scharfe Kritik an Deutscher
Ideologie und Opfermythos betreibt und auf Abgrenzung zur Dresdner Zivilgesellschaft setzt, ist das "no pasaran"-Bündnis mehr mit einem eher breiten
Mobilisierungskonzept und allgemeinerem Aufruf am Start. Bestenfalls bringt dies mehr Leute auf die Beine und macht den Widerstand vielfältiger,
schlimmstenfalls treten sich beide Mobilisierungen gegenseitig auf die Füße.
Hinzu kommt, dass seit 2008 nun auch verstärkt das "bürgerliche Lager" mit dem "Geh-denken" gegen die Naziaufmärsche mobilisiert, allerdings auch
unter der Prämisse, den eigenen Opferkult vor den Nazis zu retten. Fest steht jedoch, dass auch abseits der Verklärungen und Mythen um den
13.Februar 1945 in Dresden, wie auch in ganz Sachsen ein handfestes Naziproblem und ein in der Mitte der Gesellschaft verankerter Rechtsradikalismus
vorhanden ist. In Sachsen hat die NPD eine feste Stammwählerschaft, die ihr Landtags- und Stadtratsitze sichert. Es exisitieren rechte Strukturen und
rechter Lifestyle en masse. Wäre z.B. Hamburg die mythische Opferstadt per se, sähe auch das Mobilisierungspotenzial der Nazis wesentlich anders aus.
Antifaschistische Proteste stehen also vor der Aufgabe, Nazis in ihrem Terrain die Stirn zu bieten, gleichzeitig sich mit dem bürgerlichen
Geschichtsrevisionismus anzulegen. Sinnvoll ist es allemal, alle Jahre wieder mal Dresden im Februar einen Besuch abzustatten.
Treffpunkte "Keine Versöhnung mit Deutschland" - Gegen Gedenken und Naziaufmärsche
13. Februar
17:00 Uhr Dr. Külz Ring/Altmarktgalerie - Kundgebung und Konzert mit Egotronic und Frittenbude
14. Februar
12:00 Uhr Dr. Külz Ring/Altmarktgalerie - Antifaschistische Kundgebung
Weitere Treffpunkte gegen den Naziaufmarsch
11:00 Uhr Hauptbahnhof
No pasarán Demonstration gegen den Naziaufmarsch
Treffpunkt der Nazis
13. Februar
18:00 Uhr am Zwingerteich
14. Februar
12:00 Uhr am Zwingerteich
Erfahrungsgemäß laufen die Nazis frühestens 1 Stunde nach Treff los.
Wichtige Telefonummern
Ermittlungsausschuss (EA): 0351 - 89 960 456
Der Ermittlungsausschuß wird von Antifaschist_innen betreut, die Festnahmen registieren und sich um anwaltliche Unterstützung bemühen. Ruft bitte den EA an, wenn ihr selbst festgenommen werdet, oder Festnahmen beobachtet.
wap-Handyticker: folgt in Kürze
Es wird definitiv einen Bus aus Erfurt nach Dresden geben. Zwecks Karten meldet euch im Redroxx:
RedRoXX - offenes Jugendbüro
Pilse 29
Erfurt
http://www.redroxx.de
|