Offener Brief an die Stadt Erfurt und die interessierte Öffentlichkeit

Das Besetzte Haus auf dem Topf und Söhne-Gelände in Erfurt ist in Gefahr. Wir sorgen uns um den Erhalt eines wichtigen und einzigartigen Ortes für Kultur, Bildung und Geschichtspolitik in Erfurt.
Das Besetzte Haus steht seit mehr als sechs Jahren für ein vielfältiges Engagement.
Mit regelmäßigen Diskussionsveranstaltungen und Lesungen mit zum Teil überregional bekannten Referentinnen und Referenten, Ausstellungsräumen und einer offenen Bibliothek steht das besetzte Haus für selbstorganisierte Bildung.
Ein auch im Internet verfügbarer Rundgang über das Gelände, eine Dauerausstellung zur Geschichte der Firma Topf und Söhne und ihrer Bedeutung während des Holocausts sowie kontinuierliche Interventionen in den erinnerungspolitischen Diskurs machen die geschichtspolitische Wirksamkeit des Projektes aus.
Mit zahllosen Konzerten, zwei Werkstätten, Sporträumen und zwei Wohnprojekten ist das Projekt ein wichtiger Ort für unkommerzielle Soziokultur, der einem breiten Kreis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern offen steht und von diesem auch genutzt wird.
Mit seiner Mischung von Veranstaltungen für und von den verschiedensten Personenkreisen ist das Besetzte Haus ein in Erfurt einmaliger Ort für die Kommunikation über die Grenzen sozialer Milieus hinaus.
Es wirkt als Verstärker für eine alternative und lebendige Soziokultur, die gerade in Zeiten erstarkenden Rechtsextremismus ein wichtiger Kristallisationspunkt für eine tolerante und offene Gesellschaft ist. Schlussendlich bietet das Besetzte Haus mit seinen unkommerziellen Angeboten die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe für Menschen, die anderswo ausgeschlossen sind.
Was auch immer auf dem besagten Gelände entstehen soll - Wohnraum, Büros, ein Einkaufszentrum - ist in Erfurt zur Genüge vorhanden. Partizipative Soziokultur und eine lebendige Zivilgesellschaft ist in Thüringen ständig davon bedroht, anderen Interessen weichen zu müssen.
Deswegen fordern wir die Stadt Erfurt und die interessierte Öffentlichkeit auf, alle Mittel zu nutzen, dieses einmalige Projekt in seiner jetzigen Form zu erhalten.


Erfurt, im April 2008

  • Alexandra Vogel, Mitarbeiterin MOBIT, Mitglied der Deligiertenversammlung der IG Metall Erfurt-Sömmerda
  • Anetta Kahane (Ammadeu Antonio Stiftung)
  • Dr. Astrid Messerschmidt, Erziehungswissenschaftlerin und Dozentin
  • Bildungskollektiv Biko e.V.
  • DGB-Jugend Thüringen
  • Projektgruppe Erfurt im Nationalsozialismus beim DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.
  • DIE LINKE. Thüringen
  • Dr. Eckart Schörle (Förderkreis Geschichtsort Topf & Söhne)
  • Europäisches Bürgerforum
  • Frauenzentrum Brennessel e.V.
  • GewerkschafterInnen gegen Rechts
  • Dr. Katrin Girgensohn
  • Kommune Waltershausen
  • Kooperative Haina
  • Dr. Vera Haney
  • LandessprecherInnenrat der Linksjugend ['solid] Thüringen
  • Michael Sturm M.A., Historiker
  • Die Versammlung der Redaktionen von Radio F.R.E.I.
  • RedRoXX - Offenes Jugendbüro, Erfurt
  • Robert Blättermann, Mitglied des Landesvorstandes DIE LINKE Thüringen
  • Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
  • StudentInnenrat der Fachhochschule Erfurt
  • Thomas Pätzold, Die LINKE OV Saalfeld
  • Wolfgang Musigmann (Offene Arbeit Erfurt)
  • ver.di Jugend Mittel-/Nordthüringen