Nach dem 1. Mai ist vor dem 1. Mai? Willkommen zurück im Alltag!

Nachdem am internationalen Kampftag aller Arbeiter_innen Flugblätter verteilt und eingesteckt, demonstriert, diskutiert und auch gestritten wurde, „dürfen“ wir wieder fleißig Mehrwert produzieren, buckeln und kuschen, hohe Mieten zahlen und jeden Cent umdrehen. Der ganz normale Wahnsinn halt.
So wichtig der 1. Mai auch ist – der Tag an dem vieles bis alles möglich scheint – so sehr zeigt sich in den Tagen danach, dass die eigene unmittelbare Lebenssituation für die meisten kein Thema ist. Wenn an den restlichen 364 Tagen im Jahr Kampagne X, Kampagne Y, oder geostrategischen Überlegungen der Vorrang gegeben wird, geraten großspurige Aufrufe zur praktischen Solidarität zu reinen Worthülsen und somit zur Farce. Eine (radikale) Linke muss sich an ihrer Praxis messen lassen und wie weit diese bei den Menschen ankommt – und zwar positiv. Allein die Provokation zu suchen bringt uns langfristig nicht weiter.
Ob wir eines Tages in der Lage sind das kapitalistische System von Arbeit und Ausbeutung zu Fall zu bringen, die Herrschaft des Menschen über den Menschen zu beenden, wird täglich entschieden. Durch kontinuierliche Arbeit in unseren Betrieben, im Stadtteil, in der Schule, auf dem Arbeitsamt. Das ist anstrengend, langwierig, oft deprimierend, aber unverzichtbar. Sollten wir uns dazu zu schade sein, können wir es gleich bleiben lassen. Es braucht eine (radikale) Linke, die die Probleme und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen ernst nimmt und sie nicht elitär bevormundet. Die liest und sich bildet, aber sich nichts auf sich selbst einbildet. Die ihren antiautoritären, egalitären Standpunkt und Solidarität auch praktisch vermittelt. Jeden Tag!

Alltäglicher Widerstand und Klassenautonomie statt symbolischer Protest

„Die Arbeiterklasse hat heute nur sich selbst anzuschauen, um das Kapital zu verstehen.“ (Mario Tronti)