05.-06.08.18: Klerikal faschistoide „Pro Life Tour“ macht Halt in Dachau

Christlich fundamentalistische Abtreibungsgegner_innen der „Jugend für das Leben“ starteten am 02.08.2018 in München einen Marsch unter dem Motto „Abtreibung Geschichte machen“. Über München, Dachau, Altötting und Braunau am Inn wollen die selbsternannten „Lebensschützer“ zu Fuß bis nach Salzburg laufen. Dabei halten sie in den Kleinstädten, um Propaganda Aktionen und Veranstaltungen abzuhalten.

Am 05.,06. August 2018 machen sie Station in Dachau.

Beten, putzen, Kinder hüten?
Das Spektrum der Abtreibungsgegner_innen vertritt einen radikalen Antifeminismus, ein zutiefst patriarchales und sexistisches Weltbild, in dem Frauen das Recht der Bestimmung über ihren eigenen Körper kategorisch abgesprochen wird. Sie agitieren hauptsächlich gegen Schwangerschaftsabbrüche in Form von so genannten „1000 Kreuze Märschen“ und „Märschen für das Leben“, in dem sie gezielt Kinder und Jugendliche für ihre Propaganda instrumentalisieren. Ihre zunehmend professionelle öffentliche Darstellung suggeriert Harmlosigkeit und verschleiert, dass die „Lebensschützer“ vor direkten Einschüchterungen nicht zurückschrecken. Teile dieses Spektrums verbreiten rassistische und antisemitische Hetze und lassen sich von der organisierten extremen Rechten unterstützen.

Die Dachauer Friedenskirche bietet den „Lebensschützern“ dafür eine Übernachtungsmöglichkeit.

Ursprünglich wollte die Friedenskirche, nachdem sie über die Ideologie ihrer Gäste aufgeklärt wurde, die Übernachtung absagen. Einen ebenfalls dort geplanten Vortrag untersagte die Kirche, übernachten lässt sie sie dennoch. Dabei betont die Friedenskirche, dass sie „die Zielsetzung der Gruppe“ nicht teilt und weist im selben Atemzug gleich darauf hin, dass die Kirche nicht der geeignete Ort für eine „Gegen-Agitation“ sei. Das ist nicht glaubwürdig und definitiv nicht hinnehmbar! Das Plakat des Runden Tisch gegen Rassismus Dachau im Schaukasten der Friedenskirche ist dort ab sofort nicht mehr passend.

Statt eines Vortrags wollen die „Lebensschützer“ die KZ Gedenkstätte besuchen. Auch das ist untragbar! Die „Lebensschützer“ sprechen vom „Babycaust“ durch Schwangerschaftsabbrüche. Damit verharmlosen sie den Holocaust. Klaus Günter Annen, Betreiber der Website „babycaust.de“ äußerte Schwangerschaftsabbrüche hätten die Shoah übertroffen. Außerdem sei die Shoah eine „Opfergabe an Gott“ gewesen¹.

Gleich zu gleich gesellt sich gern
Die völkische Neue Rechte unterstützt Aktionen, wie die „Pro Life Tour“. Von „PI News“ über die Zeitung „Junge Freiheit“ bis zur „Identitären Bewegung“. Alle finden im von den „Lebensschützern“ propagierten Weltbild Überschneidungen mit ihrer eigenen Ideologie. In Münster durfte die NPD Parteijugend 2012 beim „1000 Kreuze Marsch“ mit marschieren. Beim ersten großen „1000 Kreuze“ Aufmarsch 2009 in München weigerten sich Organisator_innen einen Block der „Kameradschaft München“ (heute „Der Dritte Weg“) von der Demonstration auszuschließen².

Die „Lebensschützer“ finden aber auch in bürgerlich konservativen Kreisen und aus dem Inneren der Kirche Unterstützung, wie man am Beispiel der Friedenskirche Dachau bestens sehen kann. In der AfD kann dieses Spektrum nun auf eine politische Partei setzen, die den Großteil ihrer Ansichten nicht nur teilt, sondern auch umzusetzen versucht. Beatrix von Storch ist eine prominente Fürsprecherin in Sachen Antifeminismus. Da sie für ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen eintritt wird sie in der Szene bejubelt³.

Gruppierungen wie „Jugend für das Leben“ sind eine Facette im europäischen Rechtsruck. Man darf sie hier nicht gewähren lassen! Und in der KZ Gedenkstätte habt ihr gar nichts verloren!

Ihr geht‘s uns am Oasch*
Pro Choice is ois

Am 04.08.2018 wollen die Abtreibungsgegner_innen eine Kundgebung auf dem Münchner Marienplatz abhalten. Dagegen formiert sich Protest antisexistischeaktionmuenchen.blogsport.eu

Eine Recherche zur „Jugend für das Leben“

Aufruf von Aktivistinnen aus Salzburg gegen einen „1000 Kreuze“ Aufmarsch am 25.07.18

¹ https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-anti-abtreibungs-bewegung-und-ihre-%C3%BCberschneidungen-mit-der-v%C3%B6lkischen-rechten
² https://www.tz.de/muenchen/stadt/neonazis-marschieren-mit-abtreibungsgegnern-95971.html
³ http://www.kath.net/news/46162h
* Solidarische Grüße nach Salzburg