1. Mai 2015 – Gegen Kapital & Lohnarbeit

Der Antikapitalistische Block wird unterstützt von:
assoziation autonomer umtriebe dachau, FAU München, OASE Kollektiv, RASH München

„Die subjektiven Forderungen der Arbeiter werden jetzt von den Kapitalisten selbst als objektive Bedürfnisse der Produktion des Kapitals anerkannt: und sie werden als solche nicht mehr subsumiert, sondern geradezu provoziert, und nicht mehr einfach abgewiesen, sondern kollektiv verhandelt. Die Vermittlung der institutionellen Ebene der Arbeiterbewegung vor allem auf gewerkschaftlichem Gebiet erlangt so eine entscheidende Bedeutung, wird ganz und gar unersetzlich.
Die Plattform der Forderungen, die die Gewerkschaft vorlegt, ist von denen bereits durchgesehen und kontrolliert, denen sie aufgezwungen werden müsste: von den Kapitalisten, die sie akzeptieren sollen. Durch den gewerkschaftlichen Kampf kann so die Arbeiterforderung nichts anderes mehr sein als der Reflex der Notwendigkeiten des Kapitals. Und doch kann das Kapital diese seine Notwendigkeiten nicht unmittelbar setzen; nicht einmal, wenn es will, nicht einmal wenn es den höchsten Punkt seines Klassenbewusstseins erreicht hat. Gerade an diesem Punkt vielmehr erlangt es erst das richtige, das umgekehrte Bewusstsein, dass es nämlich die eigenen Bedürfnisse eben von seinen Feinden setzen lassen muss, und dass es mit der organisierten Bewegung der Arbeiter eben die eigene Entwicklung selbst vermitteln muss.
Fragen wir uns: was geschieht, wenn die Form der Arbeiterorganisation einen gänzlich alternativen Inhalt annimmt? Wenn sie aufhört, als Vermittlung der kapitalistischen Gesellschaft zu funktionieren, wenn sie sich weigert, die Bedürfnisse des Kapitals durch die Arbeiterforderungen zu tragen? Die Antwort darauf ist, dass in diesem Moment, um von diesem Punkt auszugehen, der ganze Entwicklungsmechanismus des Systems zum Stillstand kommt. Und eben dies ist der neue Begriff der Krise des Kapitalismus, den man in Umlauf bringen muss: nicht mehr ökonomische Krise, katastrophaler Zusammenbruch, Zusammenbruch infolge einer, wenn auch nur zeitweiligen, objektiven Funktionsunfähigkeit des Systems; vielmehr politische Krise, von den subjektiven Bewegungen der organisierten Arbeiter über eine Kette provozierter kritischer Konjunkturen aufgezwungen, in der einzigen Strategie der Arbeiter – Nein für die Lösung der Widersprüche des Kapitalismus, mit der Taktik der Organisation innerhalb der produktiven Strukturen des Kapitals, aber außerhalb, frei von dessen politischer Initiative. (…) Eine autonome politische Macht der Arbeiterseite ist die einzige Waffe, die den kapitalistischen, ökonomischen Mechanismus am Funktionieren hindern kann.“
Mario Tronti