Antifaschistische Demonstration in Bad Reichenhall


rabatz-Bündnis kritisiert Verherrlichung des Nationalsozialismus

Bis zu 120 Menschen beteiligten sich am gestrigen Samstag an einer antifaschistischen Demonstration gegen Militarismus, rechte Traditionspflege und das neonazistische SS-Gedenken in Bad Reichenhall. Die Veranstalter_innen vom rabatz-Bündnis werten die Demonstration als überwiegend erfolgreich und zeigen sich erfreut, dass sie erstmals vereinzelt Zuspruch aus der Bevölkerung erfuhren.

Gleich zu Beginn der Demonstration wurde an der so genannten Kreta-Brücke nahe der Hochstaufen-Kaserne eine symbolische Gedenktafel installiert, die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und der Wehrmacht auf Kreta thematisieren sollte. „Hier, in Bad Reichenhall, wird diese Art von Auseinandersetzung über die Rolle der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg und in der Bundeswehr vermieden“ so eine Rednerin des „AK Angreifbare Traditionspflege“. Diese Einschätzung bestätigte sich auch darin, dass die Tafel noch während der laufenden Demonstration wieder entfernt worden war.
Im Ortsteil Karlstein verherrlichten zeitgleich unbestätigten Meldungen zu Folge 30 bis 50 Neonazis die SS-Division Charlemagne. Unter den Teilnehmer*innen fanden sich neben lokalen Neonazis auch bekannte Funktionäre der sich neu formierenden Partei „Die Rechte“ und NPD-Kader. Das rabatz-Bündnis nahm dies zum Anlass, den Demonstrationszug zunächst in Richtung Kugelbachparkplatz zu führen.

In weiteren Redebeiträgen wurde die Rolle der Bundeswehr im Allgemeinen und ihre Aktivitäten und öffentliche Präsenz in Bad Reichenhall im Speziellen kritisiert. Aus dem Redebeitrag eines ehemaligen Schülers des örtlichen Gymnasiums geht hervor, dass dort bis in die 2000er Jahre hinein der Holocaust durch Lehrkräfte geleugnet und Rassenideologie gelehrt wurde. „Anekdoten“, die wie der Redner meinte, „viel aussagen über die Stadt Bad Reichenhall und ihre geistige Verfasstheit“.

Anna Jade bewertet als Pressesprecherin des rabatz-Bündnisses den Polizeieinsatz und die Reaktionen der Bevölkerung differenziert. Zwar führte die Polizei ihrer Einschätzung nach rechtswidrige Handlungen wie Vorkontrollen und Abfilmen der Demonstrant_innen durch, jedoch kam es im Gegensatz zu den Vorjahren zu keinen direkten gewaltsamen Polizeiübergriffen. „Die Polizei wollte durch das massive und unangemessene Abschirmen der Demonstration dieser offenbar einen abschreckenden Ausdruck verleihen. Dass sich dennoch im dritten Anlauf erstmals Reichenhaller*innen uns angeschlossen haben und wir vereinzelt Zuspruch ernteten, werten wir – abzüglich der üblichen Pöbeleien – durchaus als Erfolg,“ so Jade abschließend.

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